Verführerischer Dämon: Roman (German Edition)
hinreißende Bad Boy, sondern ein fremdartiges Wesen, dessen Haut wie Lapislazuli schimmerte, mit Fingern, die in tödlichen Krallen endeten, und Wangen, die so scharf geschwungen waren, dass sie nicht im Entferntesten etwas Menschliches hatten.
Ihr Magen krampfte sich in instinktiver, uralter Furcht zusammen.
Immer noch waren seine Augen geschlossen, seine Lippen zogen sich zurück, als ein tiefes Stöhnen aus seiner Kehle drang. Seine Zähne waren scharf. Sämtliche Zähne.
Alexandrine blieb. Obwohl alles in ihr nach Flucht schrie. Sie konnte nicht davonlaufen, denn Xia ging es nicht gut. Seine Haut fühlte sich weich unter ihren Fingern an. Weich und glühend heiß. Und anders als menschliche Haut.
Er hob eine Hand und schloss seine klauenbewehrten Finger um ihr Handgelenk. Seine Magie loderte auf, immer noch chaotisch und absolut unwiderstehlich. Ein feuriger Regenbogen spannte sich über dem Bett, verschwand wieder, knisternd und mit einem Knall, der Alexandrine in den Ohren schmerzte.
Xia wechselte zurück in seine menschliche Gestalt, seine Lider flatterten, öffneten sich dann. Die Iris waren weiß mit einem Hauch von Eisblau.
» Es wird alles gut«, flüsterte er. Dann schauderte er und bedeckte sein Gesicht mit einem Arm. » Mir geht es gut.«
Alexandrine stand auf. Ihr war schlecht vor Angst. Sie wollte nicht, dass Xia starb. Er durfte nicht sterben.
Dabei flüsterte eine kleine Stimme in ihr, dass, wenn er nicht mehr da wäre, niemand sie davon abhalten würde, Copa zu nehmen– egal, ob es sie abhängig machte– und zu einer von jenen Hexen zu werden, die er so hasste. Sie hatte nicht den geringsten Zweifel daran, dass es sofort zwischen Xia und ihr aus sein würde, wenn sie der Versuchung nachgab, die Droge zu nehmen, um die Kraft ihrer Magie erneut zu spüren.
» Bist du ganz sicher, dass ich keinen Arzt rufen soll?«, fragte sie.
» Der einzige Arzt, den ich in meine Nähe lassen würde, ist dein Bruder.« Xia hob den Arm so weit, dass er Alexandrine anschauen konnte. » Aber er ist mit Nikodemus in Paris. Warum weinst du?«
» Tue ich nicht.« Sie wischte sich über die Wangen. Mist. » Bitte, dann stirb eben. Glaub ja nicht, es würde mir etwas ausmachen.« Ihre Stimme brach.
» Unten.« Xia zitterte. Überall auf seinem Körper zeigte sich Gänsehaut. » Im Kühlschrank. Ein Krug. Bring mir ein großes Glas davon.«
» Zu Befehl!«
» Bitte. Beeil dich«, flüsterte er.
Als sie das Zimmer verließ, schien es ihr, als strahle er bizarre Impulse aus, die sie fühlen ließen, was er empfand. Es war nicht komisch. Kein bisschen. Für keinen von ihnen. Heftige Kopfschmerzen pochten hinter Alexandrines Augen, und sie wusste nicht, ob es ihre oder seine Schmerzen waren, die ihr den Schädel wegzusprengen drohten.
Als sie ein Viertel des Wegs zurückgelegt hatte und sich auf der Treppe befand, begann ihr Herz zu rasen. Zunächst dachte sie, die Reaktion rühre daher, dass sie sich nur ein paar Meter von dem schwarz-weißen Kästchen voller Copa befand. Ja, sie war sich dessen überdeutlich bewusst. Sehnsucht ließ sie schaudern.
Doch der Refrain, der in ihrem Kopf widerhallte, war keineswegs: Mehr Magie!, sondern: Was ist, wenn Xia etwas passiert, während ich hier unten bin? Was, wenn er stirbt? Wenn irgendjemand ihn mir wegnimmt?
Alexandrine verlangsamte ihre Schritte, legte eine Hand auf ihre Brust, die eine schmerzende Leere zu bergen schien.
Nun ja, sie kannte das Haus nicht, hatte keine Ahnung, was sich hier noch verbergen mochte, da war eine gewisse Ängstlichkeit verständlich, oder? Und ständig musste sie an das Copa denken, denn ihr war bewusst, wie rapide ihre Fähigkeit, ihre Magie zu berühren, nachließ.
Doch am meisten bewegte sie die Panik, die sie wegen Xia empfand. Und sie erinnerte sie verdammt an das Gefühl, das sie immer dann erfüllt hatte, wenn sie versucht hatte, den Talisman abzunehmen. Wie furchtsam sie dann jedes Mal gewesen war, wie widerstrebend. Paranoid. Wie verrückt und besitzergreifend sie sich verhalten hatte.
Alexandrine zwang sich dazu, die Stufen weiter hinunterzugehen. Ihr Magen tat weh, und ihr Puls dröhnte wie Trommeln in ihren Ohren. Aber der Schmerz lenkte ihre Gedanken von dem schwarz-weißen Kästchen ab, das sich im Wohnzimmer befand und den verzweifeltsten Traum ihres Lebens verschloss. In dem sich der Schlüssel zu ihrer Magie befand.
Als Alexandrine endlich die Küche gefunden hatte, zitterte sie. Schweißperlen standen auf ihrer
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