Verführerischer Dämon: Roman (German Edition)
Iskander.
Kynan holte einen der drei Jaguars von Magellan aus der Garage und parkte in Sausalito in der Nähe der Wohnung. Er konnte die Hexe bis hier draußen spüren. Irgendwie war das unheimlich. Er überlegte, auf was zum Teufel Xia sich eingelassen hatte. Xia, das wusste er, hatte noch nie Schwierigkeiten gehabt, mit etwas Unangenehmem fertigzuwerden. Trotzdem.
Kynan war ein Warlord, und er reagierte automatisch mit Kampfbereitschaft, wenn ihm etwas Unbehagen bereitete. Und diese Situation bereitete ihm verdammt viel Unbehagen. Hexenblut zu vergießen würde seine Laune deutlich heben und ihn vielleicht von der Unzufriedenheit befreien, die er seit einiger Zeit empfand.
Was ihm wirklich Sorgen machte, war, dass er Xia nicht spürte, auch nicht, als er näher kam. Auf diese Entfernung hätte er jeden aus dem Dämonenvolk fühlen müssen, vor allem jemanden wie Xia. Da dies aber nicht der Fall war, lief er vermutlich in eine Falle. Dumm nur, dass die Hexe nicht ahnte, mit wem sie es zu tun hatte.
Es gab nicht viele Gründe, die erklären konnten, warum er nicht in der Lage war, Xia zu spüren. Ihrer aller Lieblings-Hexenkiller war zu stark, um seine Präsenz nicht wahrzunehmen. Entweder hatte die Hexe ihn gebunden, oder er war tot. Ein oder zwei andere Möglichkeiten blieben noch, doch es lohnte sich nicht, sie in Betracht zu ziehen. Nicht, wenn er im Begriff stand, ein Haus zu betreten, in dem sich eine Hexe mit ihm unbekannten Fähigkeiten befand. Vielleicht hätte er doch Iskander mitnehmen sollen. Ein Irrer, der ihm den Rücken deckte, war eigentlich keine schlechte Idee.
Nun ja, er hatte sich anders entschieden. Wenn Alexandrine Xia entweder getötet oder gebunden hatte, dann würde sie, wenn es nach ihm ging, einen langsamen Tod sterben. Noch jemand vom Magiergeschlecht wäre ein süßer Zugewinn für seine Todesliste. Harsh würde eben für den Rest seines Lebens um seine dahingeschiedene Schwester trauern müssen.
Kynan blieb weitere dreißig Sekunden stehen, um vielleicht doch noch einen Hinweis zu erhalten, was dort drin vor sich ging. Und obwohl er nun so nahe war, konnte er keinen anderen Dämon spüren. Verdammt. Es würde Nikodemus nicht gefallen, Xia zu verlieren.
Aber die Hexe würde dafür bezahlen. Und er hatte auch schon ein paar hübsche Ideen, wie er sie leiden lassen würde. Wie nicht anders zu erwarten war, erregte ihn diese Vorstellung. Ja, Schätzchen. Dein Hexenleben wird eine ungeahnte Wendung nehmen. In Richtung Hölle.
Xias Haus stand direkt am Wasser, ein beeindruckendes Gebäude, dessen Wert in den vergangenen zwanzig Jahren himmelhoch angestiegen war. Soweit er wusste, hatte Xia es zu einer Zeit gekauft, als Häuser in Sausalito nicht mehr als fünfzehntausend Dollar kosteten, wenn überhaupt.
Kynan ging die schmalen Stufen hinunter zur Eingangstür. Seine Haut prickelte, ein Anzeichen dafür, dass Xia sein Heim geschickt gesichert hatte. Xia war verdammt stark, stark genug, um einen Warlord herauszufordern, wenn er wollte. Bei so starken Schutzmaßnahmen war die Hexe sicherlich nicht durch die Vordertür ins Haus gelangt.
Als Kynan nun vor der Tür stand, ließ er sich auf dem Display anzeigen, welcher Anruf zuletzt eingegangen war, und drückte auf » Anrufen«. Innen im Haus hörte er einen melodiösen Klingelton. Er klopfte und wartete auf die Hexe, die womöglich Xia besiegt hatte. Aber vielleicht hatte sie gar nicht auf eigene Faust gehandelt. Er glaubte allerdings nicht, dass Rasmus sich im Haus befand, doch es war nicht gut, wenn man sich auf Vermutungen verließ, oder? Der Typ hatte die unangenehme Angewohnheit, ganz überraschend aufzutauchen.
Die Frau, die Kynan öffnete, sah umwerfend aus– wenn man große, langbeinige und kurvige Frauen mochte. Er mochte sie nicht. Er zog kleine und zierliche Frauen vor. Wie Carson.
Aber im Moment reichte es ihm bereits, dass sie einfach ein weibliches Wesen war. Sein Körper war lediglich daran interessiert, ihr zur Entspannung ein paar Schmerzen zuzufügen. Für eine vergnügliche Nacht mit einer menschlichen Frau zog er Schlampen vor, und Harshs Schwester war gewiss keine Schlampe. Schade. Wäre er normal, hätte es ihn sicher gereizt, mit ihr ein bisschen Spaß im Bett zu haben. Doch er war nicht normal. Genauso wenig wie sie. Vor ihm stand eine Hexe, deren Magie gerade dabei war zu erlöschen.
Sie war bleich, auf ihrer Stirn glänzte Schweiß. Sie musste verdammt viel Magie gezogen haben, wenn sie so dicht vor einem
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