Verführerischer Weihnachtstraum
es doch schon mal ein gutes Zeichen, dass Didi Lust zum Kochen hat“, versuchte Georgie sich zu verteidigen. „Erinnerst du dich noch, was für eine exzellente Köchin sie immer war?“
„Ich kann das nicht beurteilen. Ich wurde den Großteil des Jahres im Internat verköstigt“, erwiderte er nüchtern. „Auf jeden Fall werden wir unsere Story abstimmen müssen.“
„Ich fange an, das zu hassen“, meinte Georgie elend. „Es schien eine so gute Idee zu sein. Es hat sogar Spaß gemacht, die Sache ein wenig auszuschmücken. Ich hätte doch nie gedacht … Unsere Story abstimmen! Ich komme mir wie eine Lügnerin vor.“
„Du bist eine Lügnerin! Noch dazu eine, die andere mit in ihre Lügen hineinzieht. Dass es bereits eine Frau in meinem Leben gibt, spielt dabei überhaupt keine Rolle.“
„Entschuldige. Und ich entschuldige mich auch dafür, dass dein Abend ruiniert wurde, weil ich auf deiner Schwelle aufgetaucht bin.“
Pierre nickte knapp, auch wenn er wusste, dass es dafür einen ganz anderen Grund gab. Nach zwei Wochen harter Arbeit an einem Deal, über den die Wirtschaftszeitungen in aller Ausführlichkeit berichtet hatten, war Jennifer durchaus bereit gewesen für einen Abend voller Abwechslung und Spaß. Pierre dagegen hatte sich dabei ertappt, wie seine Gedanken immer wieder zu diesem grazilen blondenWirrkopf gewandert waren, der bei ihm zu Hause saß. Er hatte sich kaum auf ein Wort konzentrieren können, das Jennifer von sich gab, selbst als sie ein paar für ihn höchst interessante Steuerregelungen aufzählte. Er war so abgelenkt gewesen, dass er schließlich aufgegeben und den Abend vorzeitig abgebrochen hatte. Man würde das Ganze wohl fortsetzen, wenn die Terminkalender erneut aufeinander abgestimmt worden waren.
„Du hättest dich doch nicht schuldig fühlen müssen, nur weil du mich hier allein gelassen hast“, sagte Georgie. Verdutzt nahm sie zur Kenntnis, dass Pierre daraufhin in schallendes Gelächter ausbrach.
„Warum sollte ich mich schuldig fühlen? Erstens solltest du überhaupt nicht hier sein. Und zweitens würdest du sowieso jeden Einbrecher in Grund und Boden reden.“
Georgie krauste beleidigt die Nase. „Das ist aber nicht besonders nett von dir.“
„Stimmt, und ich entschuldige mich.“
„Man kann merken, wie ernst dir das ist“, entgegnete sie kühl. „Also? Du wolltest doch unsere Story abstim men .“
„Wenn wir schon in deine Märchenwelt eintauchen, dann richtig. Wann hat unsere sogenannte Romanze also begonnen?“
„Vor ungefähr sechs bis acht Monaten.“
„Erzähl mir, wie es mit uns angefangen hat. Ich bin neugierig. Was hat deine Fantasie sich einfallen lassen?“
„In einem Fischrestaurant, als ich das letzte Mal in London war.“
„Du warst in London?“
„Nein. Aber wäre ich in London gewesen, dann ist es doch durchaus denkbar, dass ich dich angerufen hätte. Und dass wir zusammen etwas trinken gegangen wären.“
„Auch wenn wir uns in der Vergangenheit bei jedem Zusammentreffen in die Haare bekommen haben?“
„Herrgott! Musst du denn allem widersprechen, was ich sage? Ja, wir sind zusammen zum Dinner gegangen.
Ich hatte den Kabeljau und du den Thunfisch!“
„Aha. Und nach diesem gesunden Dinner sind wir also zu mir nach Hause gegangen und haben wilden und zügellosen Sex gehabt?“
Georgie lief dunkelrot an. Das Blut rauschte in ihren Adern, und ihre Haut begann zu brennen und zu prickeln.
Pierre saß einfach nur da, aber er füllte den ganzen Raum mit seiner Präsenz. Georgie hatte Schwierigkeiten, einen klaren Gedanken zu fassen.
Über die Jahre waren sie sich eigentlich immer nur bei Familienzusammenkünften begegnet. Doch ohne diesen Rahmen – und ohne die Gesellschaft von Verwandten und Freunden – wurde Georgie sich plötzlich extrem bewusst, dass sie eine Frau war. Eine Frau, die Pierre im besten Falle komisch fand, und das nicht im positiven Sinne! Wahrscheinlich fand er sie schlicht und ergreifend unmöglich.
Bestätigte sie diese Meinung nicht schon allein mit ihrem Aufzug? Würde etwa eine von seinen supereffizienten Freundinnen eine Reise antreten, ohne nicht wenigstens eine Garnitur zum Wechseln einzupacken, nur für den Fall? Georgie dagegen saß da in einem T-Shirt, in dem sie versank, und einer Hose, die an ihr vollkommen lächerlich aussah.
„So genau habe ich mir die Details noch nicht überlegt“, tat sie gespielt gleichgültig ab. „Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass Didi danach fragen
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