Verführerischer Weihnachtstraum
eine Kugel am Weihnachtsbaum.
„Wahrscheinlich kannst du es gar nicht mehr abwarten, Georgie zu sehen. Sie war vorhin hier und hat mir geholfen. Sie ist eben nur schnell nach Hause gegangen, um sich umzuziehen. Sie will sich für dich schön machen.“ Sie zog ihn ins Haus. „Ich kann’s gar nicht glauben. Da seid ihr beide ein Paar und haltet es acht Monate lang geheim.“
„Äh …“, war alles, was Pierre herausbrachte.
„ Acht Monate! Keine Angst, ich werde keine indiskreten Fragen stellen. Ich weiß doch, dass ihr jungen Leute gern eure kleinen Geheimnisse habt.“
„Das stimmt“, murmelte er und dachte an das gar nicht so kleine Geheimnis, das er und seine angebliche Geliebte teilten.
Köstliche Düfte erfüllten das Cottage. „Ich hoffe, du hast dir meinetwegen nicht zu viel Mühe gemacht, Didi“, sagte er. „Georgie meinte, dass du … in letzter Zeit nicht ganz du selbst seist. Ich möchte nicht, dass du dich überanstrengst.“
„Ich habe einen neuen Vertrag mit dem Leben“, sagte sie verschmitzt. „Setz dich nur, mein Lieber, ich hole dir ein Glas Wein. Oder möchtest du lieber ein Bad nehmen? Du musst abgespannt sein nach der langen Fahrt. Ich bin überrascht, dass du dich nicht von Harry hast bringen lassen. Überrascht, aber froh. Nur wir drei zusammen, das wird etwas ganz Besonderes.“
„Ja“, war alles, was Pierre dazu einfiel, doch es reichte, um seiner Mutter ein strahlendes Lächeln zu entlocken. Sie führte ihn ins Wohnzimmer und drückte ihn fast auf das Sofa, bevor sie wieder davoneilte, um den Wein für ihn zu holen.
Allein im Zimmer, sah Pierre sich um. Zum ersten Mal fiel ihm auf, wie viele Erinnerungsstücke hier gesammelt worden waren. Souvenirs und Kunstgegenstände von Reisen, Fotos und Bilder überall. Wenn er sonst kam, dann prüfte er im Haus, ob alles in Ordnung war, führte seine Mutter abends in ein Restaurant aus und am folgenden Tag zum Lunch.
Er besah sich die Fotos und stellte fest, dass viele davon ihn zeigten, von der Kindheit bis ins Erwachsenenalter. Die silbernen Rahmen waren alle blitzblank poliert.
„Ich habe ganze Kisten voller Fotos.“ Didi tauchte mit dem Glas Wein hinter ihm auf.
Pierre nickte verlegen. Er wusste beim besten Willen nicht, was er sagen sollte, doch bevor er überhaupt nachdenken konnte, klingelte es an der Haustür. Didi zwinkerte ihm zu und lächelte fröhlich.
Kein Wunder, dass Georgie sich spontan entschlossen hatte, alles zu tun, um dieses Strahlen wieder in Didis Augen zu sehen – ganz gleich, was dafür auch nötig sein mochte. Natürlich war es verrückt. Aber inzwischen regte sich tatsächlich so etwas wie Verständnis in ihm.
Er hörte Stimmen in der Diele und schlenderte lässig hinüber, um Georgie zu begrüßen. Sie hatte eine Flasche Wein und Blumen mitgebracht. Mantel und Schal hatte sie bereits abgelegt. Didi stand neben ihr und strahlte stolz vor sich hin.
Ach, was soll’s, dachte Pierre. Georgie hatte ihn in diese Posse mit hineingezogen. Daher beschloss er, ihr eine kleine Lektion zu erteilen.
Er stellte sein Glas auf einem Tischchen ab und ging auf sie zu. Amüsiert beobachtete er, wie das Lächeln, das sie aufgesetzt hatte, sich zögernd von pflichtschuldiger Begeisterung zu leichter Verständnislosigkeit veränderte.
„Endlich!“ Er zog sie in die Arme und schob seine Finger in ihr Haar. „Ich habe schon befürchtet, du würdest gar nicht mehr kommen!“
Georgie suchte noch verzweifelt nach einer Erwiderung, die sowohl leicht und unbeschwert als auch geistreich sein würde, als sie plötzlich seine Lippen auf ihrem Mund fühlte. Es war, als würde sie einen elektrischen Schlag bekommen. Pierres Lippen waren warm und fest, und das war beileibe kein flüchtiger Kuss. Seine Zunge verschaffte sich Einlass in ihren Mund. Ihre Knie wurden weich. Als sie zurückweichen wollte, drückte er seine Hand sanft auf ihren Rücken und zog sie noch enger an sich heran. Als er sie endlich wieder freigab, hämmerte ihr Herz wie eine Buschtrommel. Ihre Gedanken hatten sich in alle vier Windrichtungen verflüchtigt. Fast wäre sie gestolpert, so durcheinander war sie. Ihre Wangen brannten wie Feuer.
„Ach, jung und verliebt!“, jubelte Didi. „Dein Vater und ich waren genauso. Wir konnten die Finger nicht voneinander lassen.“
Pierre sah in Georgies Gesicht. „Uns geht es genauso, nicht wahr, Liebling?“
„Ja!“ Ihre Stimme klang schrill und hektisch. Sie wollte flüchten, doch er hatte inzwischen
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