Verführerischer Weihnachtstraum
nicht sagen, oder?“
„Nicht?“ Er drehte den Kopf zu ihr und sah sie an. Noch war es dunkel im Zimmer, doch er war sich bewusst, wie nahe Georgie ihm war. Um genau zu sein, so nahe, dass er ihren Duft wahrnehmen konnte. Sie roch lieblich. Lieblich und unschuldig, nach Seife und frisch gewaschenem Haar. Was ihm eigentlich recht gut gefiel. „Wir teilen das Bett miteinander, oder etwa nicht? Wie würdest du das denn nennen?“
„Ich würde es eine Verkettung ungünstiger Umstände nennen. Eine Kombination aus deiner Mutter und einem Schneesturm.“
„Weißt du eigentlich, dass du die erste Frau bist, mit der ich geschlafen habe?“ Pierre hatte das gar nicht sagen wollen. Er war über sich selbst erstaunt.
„Oh bitte! Du musst mich wirklich für dumm halten, wenn du meinst, das nehme ich dir ab.“
„Ist das denn so schwer zu glauben?“
„Pierre Newman hat noch nie mit einer Frau geschlafen. Haha! Das ist ja so, als würde man behaupten, Casanova hätte seine Freizeit mit Stricken verbracht.“
„Das ist es also, was du über mich denkst? Du hältst mich für einen Casanova?“
Georgie stockte der Atem. Selbst in der Dunkelheit war nicht zu übersehen, wie attraktiv er war. Und er strahlte diese animalische Anziehungskraft aus … Die Atmosphäre war mit einem Mal erotisch aufgeladen. Ihre Nerven waren wegen dieser unmöglich intimen Situation bis zum Zerreißen angespannt. Prickeln erfüllte ihren ganzen Körper. Hitze stahl sich in ihre Wangen, ihre Brüste, ihren Schoß …
„Wir sollten besser noch ein wenig schlafen. Oder ich könnte schnell nachsehen, ob es noch schneit. Vielleicht kann ich ja schon nach Hause fahren und …“
„Sei nicht albern“, fiel Pierre ihr ernüchternd ins Wort. „Was soll Didi denn denken, wenn sie aufsteht und merkt, dass du schon im Morgengrauen verschwunden bist? Wir sind doch angeblich ein so heißes Paar, da können wir uns doch wenigstens unterhalten.“
„Im Bett?“
„Also, ich finde es sehr bequem“, schmunzelte Pierre. „Und was meine Bemerkung angeht, dass ich noch nie mit einer Frau geschlafen habe … Ich meinte damit, dass ich noch nie die ganze Nacht mit einer Frau im selben Bett verbracht habe.“
„Noch nie?“, hakte Georgie fassungslos nach. Sicher, sie wusste, dass Neugier so manche Probleme mit sich brachte. Aber sie musste einfach fragen.
Die Vorstellung, dass er die Frauen mitten in der Nacht nach Hause schickte – oder selbst ging – lenkte sie für den Moment von der intimen Situation ab, in der sie sich befanden. Offenbar fühlte sie sich sehr viel unwohler als er.
„Du brauchst dich gar nicht so entgeistert anzuhören“, sagte er pikiert. Allerdings musste er zugeben, dass es sich aus ihrer Warte tatsächlich etwas unverständlich anhören musste.
„Wieso?“
„Hast du denn schon die ganze Nacht mit einem Mann in einem Bett geschlafen?“
„Wir reden hier nicht von mir, und ich bin ja auch kein …“
„Casanova?“ Er konnte ihre Verlegenheit spüren. Das Ganze war höchst erfrischend. „Ich mag es einfach nicht, neben einer Frau aufzuwachen.“
„Weil sie sonst den irrigen Eindruck erhalten könnte, dass es sich um etwas Längerfristiges handelt?“, fragte Georgie erstaunt.
Pierre versteifte sich. „Willst du mir jetzt etwa eine Vorlesung halten?“
„Es ist viel zu früh für Vorlesungen. Aber ja, wäre es etwas später, dann hätte daraus gut eine Vorlesung werden können.“
Pierre fragte sich, welche Bücher über die Kunst der Verführung sie wohl gelesen hatte. Denn irgendwann hätte sie doch darüber stolpern müssen, dass man niemals redete, ohne vorher nachzudenken. Andererseits legte sie es ja nicht darauf an, ihn zu verführen. Im Gegenteil. Sie gab sich alle Mühe, ihm so weit wie möglich aus dem Weg zu gehen – unter den gegebenen Umständen.
„Ich arbeite zu den unmöglichsten Zeiten.“ Warum fühlte er sich überhaupt verpflichtet, sich zu erklären? „Da macht es nur Sinn, dass ich mir nicht auch noch Gedanken um eine Frau machen muss, wenn ich morgens um drei aus dem Bett klettere, um eine Konferenzschaltung mit einer Firma am anderen Ende der Welt wahrzunehmen.“ Keine Reaktion. „Frauen mögen es allgemein nicht, wenn das Telefon mitten in der Nacht klingelt und dann alle Lichter angehen.“ Noch immer kam kein Wort von Georgie. Aber dafür war ihr Schweigen so laut, dass es ihn störte. Mehr noch: Es ging ihm geradezu auf die Nerven. „Und ja, vielleicht hast du sogar
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