Verführerischer Weihnachtstraum
totzuschlagen. „Weil ich mein Studium erst zu Ende machen wollte“, sagte sie lahm. Sie hätte auch noch hinzufügen können, dass sie damals eine wichtige Lektion gelernt hatte: Menschen gingen fort.
Und wenn sie sich für einen Mann entschied, dann für jemanden, der nicht wegging, sondern blieb. Für jemanden, auf den sie sich verlassen konnte.
Georgie wollte aufstehen, doch Pierre war schneller. Es war kalt im Zimmer; die Zentralheizung war noch nicht angesprungen. Dabei musste Didi doch nun wirklich nicht jeden Cent umdrehen! Er stellte ihr genug Geld zur Verfügung, dass sie die Heizung das ganze Jahr voll aufdrehen könnte. Aber sie war einfach aus Gewohnheit sparsam. Wie kalt es wirklich war, merkte Pierre erst, als er seinen Pullover überzog und sich dann frierend die Hände rieb.
„Du brauchst nicht wegzurennen, Georgie“, meinte er herausfordernd, während er in seine Hose stieg. Er konnte sehen, wie verlegen sie war, obwohl sie jede seiner Bewegungen verfolgte. Dabei hatte er heute Nacht mehr angehabt, als er sonst am Strand trug.
„Ich wollte gar nicht wegrennen“, log sie. Der Anblick, wie er sich anzog, hatte sie völlig durcheinander gebracht.
„Ich dreh die Heizung auf, das Haus ist ja ein Kühlschrank. Was will Didi damit bloß erreichen?“
Georgie murmelte etwas Unverständliches. Sie war zu beschäftigt damit, ihm nachzusehen, wie er zur Tür ging, um einen zusammenhängenden Satz hervorbringen zu können. Die Situation hier war sehr real und hatte doch etwas Surreales an sich. Je eher Pierre sich nach unten verziehen und mit seiner Arbeit beginnen würde, desto besser.
Sobald er zum Zimmer hinaus war, ließ sie sich in die Kissen zurückfallen.
Es war später, als sie angenommen hatte, schon fast sieben. Das erste Tageslicht ließ sich erahnen. Sie konnte sich jetzt anziehen und noch vor acht aus dem Haus sein, ohne Misstrauen zu erregen. Schließlich musste sie ihre Hühner füttern. Außerdem wollte sie an den Kostümen weiterarbeiten. Didi wusste ja, dass sie im Moment viel mit den Schulveranstaltungen zu tun hatte. Weihnachten stand vor der Tür, und vor den Ferien gab es immer viel zu tun. Außerdem hatte Georgie bereits vorgewarnt, dass sie sich am Wochenende immer wieder mal zurückziehen würde, um ein paar Dinge zu erledigen. Sie hatte allerdings nicht erwähnt, wie oft und für wie lange.
So leise wie möglich hastete Georgie zum Badezimmer, absolvierte eine Katzenwäsche, gab Zahnpasta auf einen Finger und rieb damit über die Zähne. Eine Zahnbürste hatte sie ja nicht mitgebracht. Inzwischen überlegte sie ernsthaft, ob sie nicht besser immer eine kleine Reisetasche mitnehmen sollte, wenn sie das Haus verließ. Irgendwie schien sie zurzeit immer ungewollt dort festzusitzen, wo sie gerade hinging. Wenigstens Wäsche zum Wechseln, eine Zahnbürste und eine Grundausstattung an Make-up.
Für heute würden die Kleider von gestern Abend, ein ungeschminktes Gesicht und ein Pferdeschwanz eben reichen müssen.
Es wurde schon wärmer im Zimmer, was bedeutete, dass Pierre die Heizung eingeschaltet hatte. Als er das Cottage damals für Didi gekauft hatte, war es auch komplett renoviert und die Heizungsanlage erneuert worden. Hier funktionierte alles wie am Schnürchen – im Gegensatz zu der Heizung in Georgies Haus. Die machte sich mit der gleichen Unwilligkeit an die ihr zugedachte Aufgabe wie ihr Auto.
Den Rücken zur Tür, in dem sicheren Wissen, dass Pierre irgendwo unten an seinem Laptop saß und alles um sich herum wahrscheinlich völlig vergessen hatte, zog Georgie das geliehene T-Shirt aus und suchte ihre Sachen zusammen. Dann ging sie zum Fenster, um nachzusehen, ob es noch schneite. Das tat es, aber nicht mehr sehr stark. Sie sollte es ohne Probleme bis nach Hause schaffen – vorausgesetzt, ihr Wagen kooperierte.
Sie wandte sich vom Fenster ab und drehte sich um. In Gedanken suchte sie nach einer Lösung, wie sie sich absetzen konnte, ohne dass es zu überstürzt aussah – vor allem für eine Frau, die ja eigentlich nicht von der Seite ihres Liebsten weichen wollte.
Und da war er.
Georgie hatte nicht gehört, dass die Tür aufgegangen war. Sie war sich nicht einmal recht bewusst, dass sie sie einen Spalt hatte offen stehen lassen. Sie hatte Didi nicht durch das Klicken des Schlosses stören wollen. Didi brauchte ihren Schlaf nämlich mehr, als sie zugab.
Der Schock ließ sie erstarren, verhinderte sogar den Reflex, mit den Händen ihre bloße Brust zu
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