Verführerischer Weihnachtstraum
Nase. Frisch, herb und so männlich.
Sie schlüpfte ins Bett und schloss die Augen. Prompt musste sie an Pierres Kuss denken, und ihre Haut begann zu prickeln.
Nein! So etwas durfte sie gar nicht erst zulassen!
Sie rutschte an die äußerste Kante und zwang ihre Gedanken zurück zur Schule und dem Krippenspiel, das sie gerade mit ihrer Klasse einstudierte. Als das nicht wirkte, flüchtete sie sich schließlich in das gute alte Schäfchenzählen, bis die Müdigkeit sie übermannte.
5. KAPITEL
Pierre war nicht sicher, ob er Georgie wach vorfinden würde. Vielleicht würde sie steif wie ein Brett auf ihrer Seite des Betts liegen und mit offenen Augen in die Dunkelheit starren. Vielleicht würde sie aber auch vorgeben zu schlafen. Doch als er dann das Zimmer betrat, verriet ihr regelmäßiges Atmen, dass sie tatsächlich eingeschlafen war.
Die Vorhänge sperrten das wenige Licht von draußen aus, und so dauerte es einige Momente, bevor seine Augen sich an die Dunkelheit gewöhnt hatten.
Und dann zog sich jäh etwas in ihm zusammen. Denn nicht nur schlief Georgie tief und fest, sie hatte sich auch auf dem Bett ausgebreitet und ein Bein über die Bettdecke gelegt. Ein schlankes, wohlgeformtes und höchst reizvolles Bein.
Leise schloss er die Tür hinter sich. Er wollte seine Mutter nicht wecken. Unter anderem. Er hatte sich bereits im Bad am Ende des Korridors geduscht. So etwas Modernes wie ein ans Schlafzimmer angrenzendes Bad gab es in diesem Cottage natürlich nicht. Als Zugeständnis an seine Bettgenossin trug er Boxershorts und T-Shirt. Es war nicht gelogen gewesen, als er sagte, er besitze keine Pyjamas.
So weit er erkennen konnte, trugen sie Partnerlook, nur dass sie natürlich keine Boxershorts anhatte, sondern einen Slip.
Pierre musste grinsten. Sie hatte also tatsächlich eines seiner T-Shirts angezogen. Sein Grinsen wurde breiter. Wie empört sie gewesen war, als er bemerkt hatte, sie wolle vielleicht seinen Duft riechen! Georgie war wirklich leicht zu provozieren. Und besaß ein wunderbar ausdrucksstarkes Gesicht, auf dem sich jede Gefühlsregung mitverfolgen ließ. Sie war wahrlich keine kühle, gelassene, gefasste Frau. Sie würde keinen Mann je einschläfern.
Pierre schlüpfte unter die große Bettdecke und deckte Georgie vorsichtig wieder zu. Er rührte sich nicht vom Fleck, als sie sich umdrehte. Vermutlich hatte sie sich zum Einschlafen an den äußersten Rand gelegt, war wahrscheinlich sogar halb aus dem Bett gefallen, doch im Schlaf musste sie sich wohl wieder bis zur Mitte vorgearbeitet haben. Nun, er würde sie nicht auf ihren ursprünglichen Platz zurückschieben. Es gab keinen Grund, warum sich ihre Körper nicht berühren könnten. Schließlich war es ja nicht so, als würde Georgie und er bei einer zufälligen Berührung unkontrollierbare Lust überkommen.
Allein die Vorstellung war lächerlich.
Pierre war beileibe kein Anfänger, wenn es um das andere Geschlecht ging. Das Internat mochte hart gewesen sein, aber es hatte ihm schon sehr früh einen gewissen Schliff verliehen. Seit in der sechsten Jahrgangsstufe Mädchen am gleichen Unterricht teilnahmen, verfeinerte er seinen Charme und hatte ihn bis zum heutigen Tage nahezu perfektioniert. Sein Selbstbewusstsein und sein Aussehen hatten immer dafür gesorgt, dass die Frauen sich um ihn scharten; Pierre hatte sich noch nie anstrengen müssen, um eine Frau in sein Bett zu bekommen. Und er war definitiv noch nie zu einer Frau ins Bett gekrochen, die tief und fest schlief!
Aber diese hier, erinnerte er sich, war ja keine richtige Frau. Zumindest nicht für ihn. Es war Georgie!
Pierre stützte sich auf einen Ellbogen und betrachtete sie. Seine Augen hatten sich inzwischen so weit an die Dunkelheit gewöhnt, dass er ihre feinen Gesichtszüge ausmachen konnte. Ihre Lippen waren leicht geöffnet, den Arm hatte sie entspannt über die Bettdecke gelegt.
Pierre legte sich zurück und starrte grüblerisch durch die Dunkelheit.
Er hatte nicht darum gebeten, fest stand jedoch, dass die Dinge sich mit dieser Farce geändert hatten. Noch nie war seine Mutter so offen zu ihm gewesen. Es war einsam gewesen, wenn er als Kind die Ferien hier verbracht hatte, zumindest bis er alt genug war, um Freunde einzuladen. Aber wenn es doch nie eine Frage der Liebe gewesen war – war er es vielleicht gewesen, der eine Mauer aus Vorwürfen aufgebaut hatte? Seine Eltern hatten eben rund um die Uhr auf der Farm gearbeitet. Hatten sie eigentlich je versucht, ihn
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