Verführerischer Weihnachtstraum
recht“, knurrte er grimmig. „Vielleicht will ich nicht, dass eine Frau denkt, eine Nacht in meinem Bett sei der Beginn zu etwas Langfristigem.“
Georgie schnaubte. Was sich für Pierre äußerst triumphierend und sehr selbstgefällig anhörte.
„Da wir gerade beim Thema sind … Hast du schon eine Nacht mit einem Mann verbracht?“
„Sicher.“
Wieso schockierte ihn diese Antwort nur? Es war doch nur Georgie! Georgie, die vorlaute Göre, die zu einer eigentümlichen Frau herangewachsen war. Georgie, die Kindern Lesen und Schreiben beibrachte und Hühner hielt.
Sex passte einfach nicht in dieses Szenario. Und überhaupt … An diesem gottverlassenen Fleckchen Erde gab es doch so gut wie überhaupt kein Nachtleben. Wo also sollte sie hier einen entsprechenden Mann aufgetrieben haben?
Nicht, dass sie auf ihre ganz eigene Art nicht hübsch gewesen wäre. Manche Männer mochten diese ungebändigte blonde Mähne und die großen grünen Augen sogar attraktiv finden. Ihre Unart, erst zu handeln und dann zu überlegen, wohl weniger. Obwohl … man konnte nie wissen. Impulsivität hatte vielleicht für manche Männer auch ihren Reiz. Für Rucksacktouristen, vermutlich. Oder für Camper aus Überzeugung. Die, die freitags an einem sonnigen Morgen aufwachten und spontan entschieden, sich im Büro krankzumelden, weil sie lieber eine Wanderung durch die Grafschaft machen wollten.
„Überrascht?“, fragte Georgie.
„Natürlich nicht!“, log er flüssig. „Warum sollte ich? Frauen in deinem Alter kennen meist mehr als nur einen Mann, mit dem sie die Nacht im Bett verbracht haben. Wer war es denn? Kenne ich ihn?“ Er klang mäßig interessiert, aber wirklich nur mäßig. Natürlich hätte er nie zugegeben, dass seine Neugier geweckt war.
„Ich hätte nicht gedacht, dass du noch Kontakt zu irgendjemandem aus diesem Teil der Welt hast, Pierre. Eher ging ich davon aus, dass du jeden hier aus deinem Gedächtnis gestrichen hast, kaum dass du auf die hellen Lichter der Stadt zugesteuert bist.“
„Wieso lässt du eigentlich ständig durchblicken, Ehrgeiz sei etwas Widerwärtiges?“ Er lag auf dem Rücken, hatte die Arme unter dem Kopf verschränkt und schaute zur Decke. Georgie, auf einen Ellbogen gestützt, studierte sein Gesicht.
An diesem geflüsterten Gespräch war etwas Gefährliches und Abenteuerliches, doch sie weigerte sich, deshalb misstrauisch zu werden. Denn schließlich war es ja nicht mehr als eine Unterhaltung. Eine nützliche dazu, angesichts der Posse, die sie inszeniert hatten. „Tue ich das?“
„Ja. Und du bist dir dessen auch voll bewusst.“ Pierre drehte seinen Kopf zu ihr und sah ihr in die Augen. „Ich frage mich nur, warum? Hast du solche Angst, dieses Nest zu verlassen, dass du automatisch jeden kritisierst, der es tut?“ Er wandte sich wieder der Decke zu. „Als deine Eltern starben, warst du viel zu jung, um auf dich selbst aufzupassen, das weiß ich. Bist du deshalb hier geblieben? Weil es der einzige Ort ist, an dem du dich sicher fühlst?“
„Ich dachte, du hältst nichts von Amateurpsychologie“, wiegelte Georgie kühl ab. Sie legte sich zurück und starrte ins Leere. „Ich kritisiere die Leute nicht, die von hier weggehen. Die Menschen streben immer nach dem, was gut für sie ist. Und manchmal bedeutet das eben, dass sie in die Stadt ziehen.“
„Aber in meinem Fall …“
„Ich würde wirklich gern noch etwas schlafen.“
Er konnte praktisch vor sich sehen, wie sie die Augen fest zusammenkniff und sich schlafend stellte, um das Gespräch auszublenden. „Das wird dir aber nicht gelingen.“
„Was meinst du?“
„Ich meine, dass wir beide hellwach sind.“
„Und für dich heißt das natürlich, dass du jetzt an die Arbeit gehen willst.“
Normalerweise würde er genau das tun. Normalerweise stand Pierre mit den Hühnern auf, wenn er in Greengage Cottage war. Er checkte seine E-Mails und holte auf, was immer er am Abend zuvor vielleicht verpasst hatte. Meist machte er sich einen Toast in der Küche, während seine Mutter noch schlief, und setzte sich zu ihr, wenn sie herunterkam. Mit den Gedanken war er dann jedoch bei dem Deal, an dem er gerade arbeitete. Aber heute hatte er das Bedürfnis, mit dieser Gewohnheit zu brechen. „Ich bin bereit, so einiges für meine Arbeit zu tun – aber mir Frostbeulen zu holen, gehört nicht dazu.“
Sie musste lächeln. Verflixter Kerl!
Prompt setzte Pierre auch schon zum Angriff an. „Also? Warst du lange mit diesem
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