Verfuehrerisches Geheimnis
nichts lieber getan, als seine Pächter gegen benachbarte Grundbesitzer aufzuhetzen.«
Catherine lächelte. »Auch mein Großvater ist ein Rohdiamant ohne Schliff.«
»Mylady, darf ich Euch um ein Angebinde bitten, das ich beim Turnier tragen kann?«
»Wie romantisch, Lord Pembroke. Ja, es wäre mir eine Ehre. Morgen sollt Ihr ein Tuch von mir als Angebinde bekommen.«
»Heute Abend wäre viel romantischer, Catherine. Werdet Ihr kommen?«
»Vielleicht.« Sie lächelte insgeheim.
An jenem Abend setzte Cat sich beim Dinner neben Philadelphia und plauderte mit ihr, während sie beobachteten, wie der Königin ihr Essen serviert wurde. Es war ein höchst kompliziertes Ritual, bei dem eine Hofdame und eine Ehrenjungfer nach anmutigen Knicksen die Teller der Monarchin mit Brot und Salz abrieben, nachdem Yoemen der Garde die vergoldeten Servierplatten aus der Küche gebracht hatten. Dann nahm Mary Fitton, die jüngste Ehrenjungfer Elizabeths, ihr Probiermesser und ließ zur Sicherheit jeden der Yeomen einen Bissen der Speise kosten, die er hereingetragen hatte.
»Unsere süße Ehrenjungfer genießt es sichtlich, die Gentlemen kosten zu lassen. Ein kleines Vögelchen berichtete mir, dass ihrer Affäre mit Schatzmeister Knollys der Vergangenheit angehört und sie bereits einen anderen Geliebten hat. Alle Welt versucht nun herauszubekommen, wer ihr neuer ist.«
Cat war schockiert. »Liebhaber? Sie ist drei Jahre jünger als ich!«
»Kannst du mir sagen, was das Alter mit Sex zu tun hat? Sicher bist du auch nicht mehr Jungfrau, Catherine?«
»Ich ... eine Dame spricht darüber nicht«, murmelte die überrumpelte Catherine.
Philadelphia lachte. »Das heißt also, dass du es gottlob nicht mehr bist. Glaube mit, Gentlemen reden immer darüber!«
Judas! Ich habe Philadelphia in Carlisle mit Hepburn reden sehen. Dieser Rüpel wird sich doch keine Andeutungen erlaubt haben? Wie ich dieses Schwein verabscheue! »Aber dann sind sie keine Gentlemen mehr.« Sie wechselte wie von ungefähr das Thema. »Der Earl of Pembroke bat mich um ein Angebinde für das Turnier im kommenden Monat. Sicher gibst du mir Recht, dass William Herbert ein Gentleman ist.«
»Nun, er ist ein Edelmann. Ob auch Gentleman, weiß ich nicht. Das musst du selbst herausfinden, mein Schatz.«
Nach dem Dinner zog Cat sich in ihr Gemach zurück und suchte das weiße Seidentuch heraus, das sie am Nachmittag zwei Stunden lang bestickt hatte. Sie zeichnete mit dem Finger die rote Drachenzunge nach, während sie überlegte, ob sie sich mit Pembroke treffen sollte. Was habe ich schon zu verlieren ?, fragte sie sich impulsiv. Deine Jungfräulichkeit sicher nicht, erwiderte eine spöttische Stimme.
»Catherine, ich warte schon über eine Stunde lang, doch konnte ich nicht aufgeben. Habt Dank für Euer Kommen. Wie schön Ihr im Licht des großen Erntemonds seid! Habt Ihr das Angebinde mitgebracht?«
»Ja, William. Mein Tuch ist mit dem geflügelten Drachen bestickt, unserem alten schottischen Wappen.« Sie drapierte das Tuch spielerisch um seinen Hals. »Seine legendäre Kraft wird Euch zum Sieger machen.«
Er nahm das Tuch ab, küsste die weiße Seide und sog den betäubenden Duft ein. »Meine holde Dame.« Er legte ihr das Tuch um den Hals und zog sie näher zu sich. »Vielleicht ist es ein Zeichen der Vorsehung, dass Wilton und Winton sich nur durch einen Buchstaben unterscheiden.«
»Vorsehung?« Cat war in Erwartung seines Kusses atemlos.
»Es scheint völlig natürlich, dass die beiden vereint werden.« Zur Demonstration vereinte er seinen Mund mit ihrem.
»Mylord, Ihr legt zu große Eile an den Tag.« Sie entzog sich ihm, jedoch nicht zu weit.
Er hat Erfahrung in Galanterien. Es war ein verführerischer Kuss, doch hat seine Berührung mich, Gott und allen Heiligen sei Dank, nicht wild und hemmungslos werden lassen. Tatsächlich glauhe ich, dass ich bei William Herbert das Sagen haben werde. »Der Mondschein ist so romantisch. Wollen wir ein Stück am Fluss spazieren gehen?«
Er umfasste ihre Hand und führte sie an seine Lippen. »Am Fluss? Ich fürchte, mir steht das Wasser schon bis zum Hals, Lady Catherine.«
»Ich wette, Ihr seid ein sehr erfahrener Schwimmer, Lord Pembroke.«
»Dennoch könnte ich in den goldenen Tiefen Eurer Augen ertrinken.«
O Gott, bewahre mich vor einem Poeten, es sei denn, er hieße Shakespeare.
»Ach, übrigens ... ich habe vor der Königin angedeutet, dass die Hofdamen gern ein Stück von Will Shakespeare sehen
Weitere Kostenlose Bücher