Verfuehrerisches Geheimnis
für die flotten schottischen Tänze schonen. Ich sehe mich mal um, und wenn ich die Küche finde, bringe ich dir einen kleinen Imbiss zur Stärkung.«
Es verging keine Stunde, und Maggie kam mit einem Tablett voller traditioneller schottischer Erzeugnisse wieder - Butterkuchen, Rosinensschnecken, Pflaumentörtchen und kandierte Früchte in Marzipan. Dazu brachte sie eine Flasche Rheinwein. Als Cat nach einem Marzipankonfekt griff, lächelte Maggie wissend. »Ich wusste ja, dass du eine Naschkatze bist, mein Lämmchen.«
»Hmmm, nur noch ein Häppchen. Dann muss ich mich meiner Frisur widmen.«
Neunzig Minuten später, als Geordie anklopfte und Maggie öffnete, staunte sie über die Verwandlung des Earls. Ein gefälteltes weißes Spitzenjabot krönte seine dezente schwarze Jacke, sein Kilt reichte bis über die Knie, um seine O-Bei- ne zu verbergen. Er stand da und starrte mit unverhülltem Entzücken seine Enkeltochter an. »Catherine, mein Mädelchen, du bist ganz sicher die schönste Dame, die je diesen Palast zierte. Ich bin so stolz auf dich. Komm, sonst verspäten wir uns noch.«
»Danke, Geordie. Wir geben ein hübsches Paar ab. Bei Hof ist es üblich, sich stets zu verspäten, um sich einen großen Auftritt zu sichern.«
Maggie reichte ihr den Fächer aus Goldspitze, dann nahm Cat den Arm ihres Großvaters. »Ich bin bereit«, sagte sie ganz atemlos.
In den ineinander übergehenden Festsälen, die reich geschmückt und von unzähligen Kerzen erhellt waren, herrschte bereits drangvolle Enge, und noch immer wartete eine stattliche Anzahl der Gäste des Königs vor dem Eingang, um gemeldet zu werden. Als die Reihe an ihnen war, nannte Geordie dem Kämmerer ihre Namen. »Der Earl of Winton und Lady Catherine Seton Spencer.«
Catherine, die spürte, dass die Blicke aller auf ihr ruhten, trat hoch erhobenen Hauptes vor. Die Menge wich zurück und gab ihnen den Weg zur Mitte des Raumes frei, wo der König und die Königin von Schottland erhöht sitzend unter einem Thronhimmel Hof hielten.
Als Erstes fiel Catherine auf, dass sie die Einzige war, die Weiß trug. Ihr Blick überflog den Raum auf der Suche nach einer anderen, ebenso gekleideten Dame. Als sie keine fand, wurde sie nervös.
Elizabeth hatte es sich zur Gewohnheit gemacht, sich mit jungen Mädchen zu umgeben, die an ihrem Hof in Weiß erscheinen mussten, und nun sah Catherine, dass dies in Schottland nicht üblich war. Sie vernahm Geflüster und erriet, dass man wohl über sie tuschelte. Verzweifelt hielt sie nach jungen Frauen ihres Alters Ausschau, doch die jüngsten waren Ende zwanzig und die meisten elegante Vierzigerinnen. Sie umfasste Geordies Arm fester, als sie eine Frau sagen hörte: »Was für ein schönes Kind!«
Mein Kleid ist völlig unpassend! Ich bin zu klein! Niemals hätte ich weißen Seiden tüll wählen sollen! Man hält mich für ein Kind, weil ich aussehe wie ein kleines Mädchen! Catherine wäre am liebsten im Boden versunken. Sie zwang sich zu einem Lächeln und versuchte verzweifelt, den Rücken zu strecken, um größer zu erscheinen.
»Alle starren dich an«, raunte Geordie ihr entzückt zu.
Catherine unterdrückte mit bebenden Lippen ein Schluchzen. Nach einer scheinbaren Ewigkeit traten sie vor das königliche Paar. Obwohl die Königin auf einem thronähnlichen Sessel saß, konnte Cat sehen, dass Anne von sehr stattlicher Figur war. Sie war etwa dreißig und besaß dichtes blondes Haar. Cat versank in einem anmutigen Knicks, bis Königin Anne sie aufforderte, sich aufzurichten.
»Lady Catherine, was für ein reizendes Kind Ihr seid.«
Cat blickte in blaue Augen und sah, dass die Köngin es völlig aufrichtig meinte. »Ich fühle mich geehrt, Euer Majestät.«
Sie hörte, wie ihr Großvater sich neben ihr mit König James unterhielt. »Ich konnte es kaum erwarten, meine Enkeltochter Lady Catherine vorzustellen.«
»Hübsches Kindchen, Geordie. Vergesst morgen nich' die Jagd, un' in zehn Tagen is' mein Geburtstag ... dann wird richtig gefeiert!«
Catherine bemühte sich, den Mann auf dem Thron nicht anzustarren. Das kann doch nicht der König von Schottland sein ...er sabbert beim Sprechen, und ich verstehe kein Wort, von dem, was er sagt! Meine Güte, ist das alles Wirklichkeit oder ein Alptraum? Jeden Augenblick wird Sabbath auftauchen und mich wegführen.
Mit einem tiefen Atemzug versuchte Catherine, die Wirklichkeit zu erfassen. Wieder huschte ihr Blick über das Königspaar, und sie unterdrückte ein
Weitere Kostenlose Bücher