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Verfuehrt

Verfuehrt

Titel: Verfuehrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Taylor
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sie hat – meistens – gar nicht gekocht.
    Mum lächelt ein bisschen schief, weil ihr das vermutlich bewusst ist. »Ich dachte, ich mache dir eine Freude damit«, sagt sie, und ich schäme mich ein bisschen, dass ich nicht einfach behauptet habe, ich könnte mich erinnern.
    »Das tust du auch«, versichere ich ihr und lege meine Hand auf ihre.
    Unglücklich schüttelt Mum den Kopf, und ihr Blick bleibt skeptisch. »Aber du isst gar nichts, und du bist immer so blass. Ich mache mir wirklich Sorgen um dich.«
    »Mir geht es gut«, sage ich, doch ich sehe ihr an, dass sie mir nicht glaubt. Was kein Wunder ist, das ist ja auch eine glatte Lüge.
    Es ging mir noch nie so schlecht. Nicht mal damals, vor gut einem Jahr, als das »Conroy’s« am Boden lag und ich dachte, wir verlieren alles. Denn da war ich trotzdem voller Energie, voller Kampfgeist. Ich habe es sogar ertragen, die Auktion zu organisieren, in der wir unsere eigenen Bilder verkaufen musste, denn dadurch konnte ich etwas tun, um das Unglück abzuwenden, und ich hatte die ganze Zeit, trotz allem, Hoffnung.
    Jetzt dagegen funktioniere ich nur. Meine Tage sind angefüllt mit Arbeit, je mehr, desto besser, ich übernehme, was immer es zu tun gibt, damit ich keine Zeit zum Nachdenken habe – keine Zeit, mich daran zu erinnern, dass Matteo nicht mehr da ist.
    Aber egal, was ich tue, ständig schiebt sich sein Bild vor mein inneres Auge. Ich höre seine Stimme, ich fühle ihn und ich träume von ihm. So war es bis jetzt immer, wenn ich von ihm getrennt war, doch ich musste es höchstens ein paar Tage ohne ihn aushalten. Diesmal sind jedoch schon drei Wochen vergangen, seit er wieder nach Rom gefahren ist – und diesmal habe ich keine Hoffnung, dass er zurückkommt. Ich will es nicht mal, weil ich so unglaublich wütend auf ihn bin. Weil ich das alles nach wie vor nicht verstehe. Aber es kommt mir trotzdem wie eine Ewigkeit vor, und ich hasse es. Ich hasse Matteo dafür, dass ich ihn nicht vergessen kann, obwohl er mich offenbar problemlos aus seinem Leben streichen konnte.
    Mum seufzt, und die Sorge liegt immer noch in ihrem Blick, als sie mich jetzt mustert. »Wann kommt Joseph aus Canterbury zurück, hat er dir das gesagt?«
    »Irgendwann heute Nachmittag, denke ich.«
    Hätte Dad nicht schon ganz früh heute Morgen zu seinem Termin fahren müssen, wäre er bei uns, denn wir sind im Moment jeden Mittag zum Lunch zu Hause bei Mum. Sonst musste auch einer von uns kommen, um nach ihr zu sehen, doch jetzt ist sie es, die uns schon mit dem Essen erwartet – was sich immer noch ein bisschen neu und ungewohnt anfühlt.
    Mum erhebt sich und nimmt unsere beiden Teller, um sie in die Küche zu tragen. Offenbar hat sie eingesehen, dass ich nichts mehr essen kann. »Trinken wir noch eine Tasse Tee zusammen, bevor du wieder fährst?«
    Ich nicke und stehe ebenfalls auf, um ihr beim Abräumen zu helfen. »Gern.«
    Eigentlich habe ich dafür keine Zeit, im Büro wartet jede Menge Arbeit auf mich. Aber ich will Mum nicht enttäuschen. Ich weiß, dass es sie Kraft kostet, gegen ihre Krankheit zu bestehen, und ich bin sehr froh, dass sie es weiter versucht, deshalb tue ich alles, um sie zu unterstützen. Wenn ich Zeit habe, dann machen wir jetzt sogar öfter mal die Dinge, die Töchter normalerweise mit ihren Müttern tun, gehen shoppen oder sehen uns einen Film an, gehen abends ins Theater. Dass das jahrelang nicht ging, ist Mum bewusst, und sie entschuldigt sich oft dafür und versucht es wieder gut zu machen – was mir viel bedeutet. Ich wünschte nur, ich könnte es ihr stärker zeigen. Doch dafür bin ich einfach zu niedergeschlagen.
    »Du vermisst ihn sehr, oder?«, fragt Mum, als wir wieder am Esstisch sitzen und sie mir Tee eingießt, und ich seufze, weil ich befürchtet hatte, dass sie das ansprechen würde. Sie nimmt großen Anteil an meiner Trennung von Matteo, obwohl ich ihr – und mir selbst – immer wieder versichere, dass ich damit fertig werde. Dad dagegen vermeidet das Thema komplett, er erwähnt Matteo nie, so als wäre er überhaupt nicht dagewesen, als würde es ihn gar nicht geben, und manchmal weiß ich tatsächlich nicht, was mir lieber ist.
    Mums Blick ist eindringlich, während sie auf eine Antwort wartet, und ich bin ziemlich sicher, dass sie keine Ruhe geben wird, deshalb nicke ich. Es hätte wohl auch keinen Sinn, es zu leugnen.
    »Schon komisch, oder?«, sagt sie und lächelt traurig. »Da geht es mir endlich besser, und dann muss ich hilflos

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