Verführt im Harem des Scheichs
er. So viele Worte und Sätze gingen ihm im Kopf herum. Und sein Köper schien bersten zu wollen, so viele widerstreitende Gefühle erfüllten ihn. Er konnte keinen einzigen klaren Gedanken fassen, wusste nicht, was er wirklich wollte. Am liebsten hätte er Celia geschüttelt, bis sie ihm verriet, was in ihr vorging. Am liebsten hätte er sie in die Kissen gedrückt und sie mit wilder Hingabe geliebt. Am liebsten …
Er stand auf. „Ein Bote hat gestern die Nachricht überbracht, dass dein Vater in A’Qadiz ist. Möglicherweise erreicht er Balyrma noch vor uns.“
„Das hast du gestern Abend schon gewusst?“
Er nickte. „Nun muss es enden.“
Ihre Augen wurden feucht. Ihr Haar, noch zerzaust von der Nacht, fiel ihr offen auf die Schultern. Er hatte einmal ein Gemälde von Botticelli gesehen. „Die Geburt der Venus“ hieß es. Celia glich dieser Venus und war doch schöner als jede Frau und jedes Gemälde, das er je angeschaut hatte.
„Warum hast du mir nichts davon gesagt?“ Ihre Stimme bebte.
„Ich habe es dir jetzt gesagt. Zwei Frauen begleiten ihn, eine junge und eine ältere.“
„Meine Tante wahrscheinlich und ihre Zofe.“
„Du wirst es bald wissen.“ Er wandte sich zum Gehen.
„Ramiz?“
„Ja?“
„Ich möchte, dass du weißt, wie wundervoll die Zeit mit dir war. Ein Märchen, wie es schöner nicht hätte sein können.“
Das Blut wich aus seinem Gesicht. Ein Märchen … Er hatte es gewusst, aber er hatte es nicht wahrhaben wollen. Für Celia war dies alles nicht mehr als ein Märchen aus 1001 Nacht.
Dann fiel sein Blick auf die Galabija, die sie für ihn bestickt hatte. Er hob sie auf und verließ das Zelt. Nie würde er sie tragen können. Zu viele Erinnerungen würde das Bild des fliegenden Falken mit der Rosenknospe im Schnabel heraufbeschwören. Er würde den Schmerz nicht ertragen können.
In diesem Moment begriff er: Er liebte Celia. Deshalb tat der Abschied von ihr so unsagbar weh. Er liebte sie und wollte sie für alle Ewigkeit an seiner Seite haben. Aber schon bald würde sie ihn verlassen.
13. KAPITEL
A ls Ramiz’ Karawane die Stadt Balyrma erreichte, gab es noch keinerlei Hinweis darauf, dass Lord Armstrong und seine Begleiter bald eintreffen würden. Es dämmerte bereits. Daher erschien es wahrscheinlich, dass die englischen Reisenden noch einmal in der Wüste übernachten würden. Insbesondere die Frauen würden einen allzu langen Tag im Kamelsattel nur schwer ertragen können.
Celia begab sich also in den Harem. Doch sie hatte kaum Zeit gefunden, Fatima und Adila zu begrüßen, als die Tür aufgerissen wurde und Tante Sophia und Cassie hereinstürzten. Beide sahen ungeheuer staubig, erschöpft und verwirrt aus.
„Celia? Bist du das wirklich?“ Cassie war die Erste, die die Sprache wiederfand. Staunend betrachtete sie die exotische Schönheit, die nur eine entfernte Ähnlichkeit mit ihrer Schwester aufwies. So viele Meilen hatte sie zurückgelegt, um die vermeintlich unglückliche Celia zu retten. Und nun sah diese so … so fremd aus. Eine unerwartete Nervosität ergriff Besitz von Cassandra.
„Cassie!“ Celia lief über den Innenhof auf ihre Schwester zu und schloss sie in die Arme. „Cassie, wie wundervoll, dass du hier bist! Ich kann es kaum glauben! Geht es dir gut? Man sieht dich ja kaum unter all dem Staub. Und ja, natürlich bin ich es wirklich. Das kann ich beschwören!“
Sie gab Cassie frei und wandte sich ihrer Tante zu. „Tante Sophia, wie lieb von dir, dass du die beschwerliche Reise von England auf dich genommen hast! Und wie schnell ihr all die vielen Meilen zurückgelegt habt! Ihr müsst sehr müde sein. Bitte, kommt doch herein.“ Sie wandte sich um. „Fatima, Adila, meine Tante und meine Schwester sind gerade angekommen“, rief sie auf Arabisch. „Sie haben Hunger.“ Eine Reihe von Anweisungen folgte.
Fassungslos lauschten Lady Sophia und Cassandra den unverständlichen Worten.
Erst als Celia die beiden ins Haus geschoben und ihnen einen Platz auf dem Diwan zugewiesen hatte, fragte Cassie: „Du hast ihre Sprache gelernt?“
Lachend nickte Celia. „Ein bisschen. Es ist gar nicht so schwer.“
Cassie schaute aus dem Fenster, ließ den Blick von einem Springbrunnen zum andern wandern, musterte den Feigen- und den Zitronenbaum im Innenhof. Dann begutachtete sie die exotische Einrichtung des Salons. Alles war so ganz anders als in England. Und doch machte Celia den Eindruck, hierher zu gehören. Sie war so verändert, bewegte
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