Verfuehrt in Las Vegas
hier vollzogen hätten. Sie schien nun einmal eine romantische Seele zu sein.
Da die Frau anscheinend keine Ruhe geben würde, bis er sie geküsst hatte, lüftete Graham Caitlins Schleier und drückte einen flüchtigen Kuss auf ihre Lippen.
Flora schüttelte missbilligend den Kopf. „Na, das war aber nicht besonders leidenschaftlich, mein Lieber. Wenn Sie das in nächster Zeit nicht besser hinkriegen, müssen wir Ihnen wohl Henrys anderen Service anbieten.” Als die beiden sie fragend ansahen, setzte sie hinzu: „Er führt auch Scheidungen durch, obwohl wir dafür keine Reklame machen. Wer will an seinem Hochzeitstag schon etwas von einer Scheidung hören?”
Aber genau dahin führt das Ganze ja, dachte Caitlin bei sich. Es war nur eine Frage der Zeit. Die Scheidung würde unausweichlich auf sie zukommen. Damit war sie einverstanden gewesen, das war Teil ihrer Verabredung.
Die beiden älteren Leute brachten Caitlin und Graham noch zur Tür.
„Alles Gute für Sie und Ihre Zukunft”, rief Flora ihnen nach. „Viel, viel Glück!”
„Die Frau ist unmöglich”, meinte Graham finster. Er beeilte sich, zum Wagen zu kommen.
„Ach was, sie meint es doch nur gut”, erwiderte Caitlin lächelnd. „Ich hatte das Gefühl, als würde sie Hochzeiten über alles lieben.”
„Selbst solche drittklassigen Hochzeiten?” fragte Graham, als er ihr den Wagenschlag aufhielt.
„Natürlich.” Sie stieg ein: „Ich kann sie übrigens gut verstehen.”
Als sie auf dem Beifahrersitz des pinkfarbenen Cadillacs Platz genommen hatte, dachte sie kurz daran, dass eine schwere Aufgabe auf sie wartete. Irgendwie musste es ihr gelingen, Graham davon zu überzeugen, dass ihre Ehe funktionieren würde. Aber sie hatte nicht die geringste Idee, wie sie das anstellen sollte.
Glücklicherweise hatten sie ja noch ein wenig Zeit. Zuerst mussten sie die Gerichtsverhandlung erfolgreich überstehen, und danach würde ihnen mindestens ein Jahr als Mann und Frau bleiben. Das sollte genügen, Graham davon zu überzeugen, dass er nicht ohne sie auskommen konnte.
„Was machen wir nun?” fragte sie unternehmungslustig.
Graham hatte bereits den Schlüssel in die Zündung gesteckt. Er sah sie überrascht an.
„Ich dachte, wir fahren nach Hause.”
„Graham. es ist fast halb zwölf”, me inte Caitlin entsetzt. „Willst du jetzt wirklich die nächsten sechs Stunden durch die Nacht fahren? Sieh dich doch an, du bist völlig erschöpft. Warum nehmen wir uns nicht ein Zimmer in irgendeinem Motel und fahren morgen früh ausgeruht wieder zurück?”
Graham wollte mit Caitlin in kein Motel gehen. Er hatte Angst vor den Konsequenzen, auch wenn das vielleicht lächerlich war. Aber er hatte schon zu viele negative Dinge erlebt. Außerdem durfte er nicht vergessen, dass sie schließlich nur eine Ehe auf Zeit geschlossen hatten.
Andererseits fühlte er sich wirklich sehr erschöpft. Und die Aussicht, noch einmal über dreihundert Meilen zu fahren, war nicht sehr verlockend.
„Also gut”, sagte er widerstrebend. „Wir bleiben heute Nacht hier.”
„Du klingst so, als hätte man dir gerade eine Haftstrafe aufgebrummt”, bemerkte Caitlin in dem Versuch, die Situation mit Humor zu nehmen.
Graham antwortete ihr nicht.
Sein Schweigen schüchterte sie ein. Was war nur mit ihm los? Warum empfand er nicht das gleiche wie sie - eine Mischung aus Aufregung, Verlegenheit und Freude? In den letzten zwei Tagen war ja wirklich eine Menge passiert. Sie hatte ihre Unschuld an einen Mann verloren, den zu lieben sie nie aufgehört hatte, hatte einen Mörder identifizieren müssen und hatte dann als Krönung noch in einem Zimmer heiraten müssen, das der Alptraum jedes Innenarchitekten gewesen wäre.
Graham fiel auf, dass Caitlin angestrengt nachdachte. Bereute sie ihren übereilten Schritt vielleicht schon? Er wusste, er stand tief in ihrer Schuld.
„Kurz hinter der Stadt sahen sie ein hellerleuchtetes Schild. Es führte zu einem Motel, das einen ziemlich heruntergekommenen Eindruck machte.
„Wie findest du das?” fragte Graham zögernd.
Caitlin hoffte, dass man regelmäßig die Bettwäsche wechseln würde. Wahrscheinlich gibt es hier auch Ungeziefer, dachte sie. Doch Graham gegenüber ließ sie sich nichts anmerken.
„Es ist ein Motel, und wir sind müde”, sagte sie betont munter. „Also sollten wir auch ein Zimmer nehmen.”
Graham hatte zwar seine Zweifel, ob diese drittklassige Absteige gut genug für sie sein würde, aber er war inzwischen
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