Verfuehrt in Las Vegas
geglaubt. Aber er konnte es einfach nicht.
„Cait. ich …”
Sie legte ihm den Finger auf die Lippen und schüttelte den Kopf. „Nein, sag jetzt bitte nichts. Komm, ich möchte sehen, wie du lebst.”
Achselzuckend stieg Graham aus und begleitete Caitlin bis zur Tür. Obwohl sie sich nach außen hin so mutig gezeigt hatte, war sie plötzlich doch ganz schön nervös. Es lag ihr so viel daran, dass seine Familie sie mochte. Und auch sie wollte sich um ein harmonisches Familienleben bemühen. Caitlin hatte zwar ihren Stammbaum, auf den vor allem ihre Mutter sehr stolz war. Aber außer von ihrem Vater hatte sie nie viel Zuneigung erfahren.
Doch das soll sich jetzt ändern, sagte sie sich.
Graham fiel natürlich auf, wie blass sie aussah - blass und entschlossen, dachte er.
Ein großes Gefühl der Zärtlichkeit überfiel ihn, und er hätte sie am liebsten in den Arm geschlossen. Aber jetzt mussten sie erst einmal die nächste Feuerprobe bestehen.
Dennoch drückte er kurz ihre Hand, bevor er seinen Schlüssel herausnahm und aufschloss.
Caitlin sah ihn gespannt an und wollte ihn gerade etwas fragen, da kam ein kleines Energiebündel auf sie zugerast und hing im nächsten Moment an Grahams Hals.
„Hey, was ist los, kleiner Mann?” fragte Graham überrascht und tätschelte seinem Sohn den Kopf. Jake zeigte ihm zwar immer, dass er sich über seine Heimkehr freute, aber ein so enthusiastischer Empfang war auch bei ihm selten.
Der Junge hatte das Gesicht an Grahams Schulter gepresst. Er wusste, dass ein Indianer seine Furcht nicht zeigen sollte. Das hatten ihm schließlich sowohl sein Vater als auch seine Großmutter beigebracht. Aber aus irgendwelchen Gründen hatte er es doch mit der Angst bekommen, als Graham am letzten Abend nicht nach Hause gekommen war. Angst, dass man ihn zum zweiten Mal verlassen hätte.
„Dad! Ich hatte Angst, dass du nie wiederkommen würdest!”
Graham hielt seinen Sohn auf Armeslänge und sah ihn ernsthaft an. „Hey, wie kommst du denn darauf? Ich habe doch gesagt, dass ich heute wieder da bin.”
Jake nickte. „Ja, aber man weiß ja nie, was alles passiert.”
Was alles passiert… Graham wusste, woran der Junge gedacht hatte. Er hatte ja selbst keine Worte gefunden, um ihm damals Celias plötzliches Verschwinden zu erklären.
Seitdem traute Jake Erwachsenen wahrscheinlich nicht mehr über den Weg. Er konnte ja nicht wissen, dass Graham seinen kleinen Jungen niemals im Stich gelassen hätte, komme, was wolle.
„So etwas passiert nie, das verspreche ich dir”, sagte er fest und setzte Jake ab.
Das schien den Jungen zu beruhigen. Jetzt erst bemerkte er, dass Graham nicht allein gekommen war.
„Und wer ist das?” fragte er erstaunt.
Noch bevor Graham antworten konnte, hatte Caitlin sich schon zu ihm hinabgebeugt.
„Hallo, Jake, mein Name ist Caitlin.” Er hatte tiefbraune Augen, genau wie Graham.
„Dein Vater hat mir schon viel von dir erzählt.”
Jake nickte lächelnd, aber so schnell ließ er sich nicht einwickeln. Wieder wandte er sich an seinen Vater.
„Wer ist sie, Dad? Und was will sie hier?”
Caitlin sah das Unbehagen in Grahams Blick.
Ist es denn so schwer, ihm zu erklären, dass ich deine Frau bin?
Sie sah Jake weiterhin an, während Graham noch nach den richtigen Worten suchte.
„Ich bin gekommen, um dafür zu sorgen, dass du für immer bei deinem Daddy bleiben kannst”, erklärte sie.
Jake sah sie mit großen Augen an. „Bist du eine Fee?”
„Gar nicht so schlecht geraten”, meinte Graham mit dem Anflug eines Lachens. „Du bist auf der richtigen Spur.”
„Wirklich?” Der Junge kam aus dem Staunen nicht heraus.
Aber Caitlin wusste, es war nicht fair, ihn so aufzuziehen. „Nein, doch was ich gesagt habe, stimmt trotzdem. Ich werde dafür sorgen, dass du bei deinem Dad bleiben kannst, Jake.”
Mit diesem Versprechen war es ihr wirklich ernst. Nun, da sie den Jungen gesehen hatte, verstand sie Graham noch besser. Die Liebe zwischen den beiden war nicht zu übersehen. Sie gehörten zueinander. Und sie würde alles tun, damit das auch so blieb.
Caitlin wusste zwar, dass es Graham gewiss nicht gefallen würde, wenn sie ihre gesellschaftliche Stellung ausspielte, aber das war egal. Wichtig war allein, dass die beiden nicht auseinandergerissen würden.
Mit einemmal fiel ihr auf, dass noch eine zweite Person erschienen war, die die Wiedersehensszene aus dem Hintergrund beobachtet hatte. Die imposante Frau trug eine rote Bluse und einen
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