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Verführt: Roman (German Edition)

Verführt: Roman (German Edition)

Titel: Verführt: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Teresa Medeiros
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vor seinen forschenden Blicken hätte schützen können. Vielleicht war das die Strafe dafür, dass sie den Unterrock seinem Steuermann hatte aufs Haupt fallen lassen.
    Sie zog das Kleid aus, stand stocksteif vor ihm und versuchte, nicht zu zittern in nichts als dem dünnen Unterkleid, den seidenen Strümpfen und dem verletzten Stolz. Sie bohrte die Finger in die Handballen und ersparte sich die Schmach, sich mit Händen zu bedecken.
    Er betrachtete sie einmal – nein, zweimal – von oben nach unten, dann kam er auf sie zu. Lucy machte die Augen zu und fürchtete den Moment, wo seine Hände sich auf sie legten und er ihr mit nichts anderem als einem unnachgiebigen Griff die Unschuld raubte, während er sie aufs Bett zuschob.
    Er blieb so nahe vor ihr stehen, dass sie seinen Atem an der Schläfe spürte und die unausweichliche Hitze seines Körpers, die ihr die bloßgelegte Haut versengte. Sie holte bebend Luft und bereute es sofort. Er roch nach Meer und Wind und Salz – dem Duft der Freiheit. Nach all den Tagen in der stickigen Kajüte berauschte der Duft sie förmlich, und doch war die Spannung, die zwischen ihnen beiden herrschte, noch gewaltiger als alles, was die See zu bieten hatte.
    Sie spürte, dass sie diejenige war, die Gefahr lief, in die Tiefe gerissen zu werden, und wagte kaum noch zu atmen.
    Ohne Vorwarnung wurde ihr das Kleid aus der Faust gerupft. Lucy sperrte die Augen auf. Zu ihrem Entsetzen war Gerard bereits auf dem Weg zur Tür, welche er so heftig aufriss, dass sie an die Kajütenwand knallte. Er warf das Kleid auf den Gang hinaus.
    Sie sah ihm stumm vor Schreck zu, wie er mit derselben Gewalttätigkeit den Kleiderschrank ausräumte, und die Seekiste mit seinen eigenen Sachen. Er knallte die Schübe zu und murmelte die ganze Zeit vor sich hin. Gemeinerweise zerrte er auch noch Decken und Laken vom Bett, zurückblieben allein die Federmatratze und die Kissen. Innerhalb weniger Minuten hatte er jedes Stück Stoff bis auf das, was sie beide am Leib trugen, aus der Kajüte geräumt und in Richtung des Frachtraums geworfen.
    Er warf mit ohrenbetäubendem Getöse den Deckel der leeren Seekiste zu, dann drehte er sich zu ihr herum. »Vielleicht denken Sie jetzt zweimal nach, bevor Sie versuchen, der Falle zu entfliehen, Miss Mäuschen. Nur ein Blick auf Sie in dieser … dieser …«, er schluckte schwer, »… dieser frivolen Kreation, und meine Männer reißen Sie in Stücke.« Seine Stimme senkte sich zu einem Grollen. »Und wenn sie mit Ihnen fertig sind, wird nicht einmal genug von Ihnen übrig sein, um damit die Haie zu füttern.«
    Er gab den bösartigen Piratenkapitän durchaus glaubhaft, aber Lucy war nicht wirklich überzeugt. Gerard hatte die ganze Zeit über auf einen Punkt oberhalb ihrer Schulter gestarrt. Die kräftigen Hände waren zu Fäusten geballt. Wollte er ihr drohen oder seine Nervosität verbergen, fragte sie sich verwirrt.
    Seine unerwartete Unsicherheit machte ihr Mut und zeigte ihr, dass ihr in dem Gefecht, das Gerard ihr aufzwang, möglicherweise eigene Waffen zur Verfügung standen. Vielleicht konnte sie ihre Kleider mit unkonventionelleren Mitteln zurückgewinnen.
    Sie schüttelte ihr Haar und zwang sich, zum Bett hinüberzuschlendern, als sei sie es gewohnt, in Unterwäsche vor vollständig bekleideten Männern herumzuspazieren. »Das war gerade nicht besonders sportlich von Ihnen, Captain. Sie wissen genau, dass die Nächte auf See recht kühl sein können.«
    Einen erstaunten Moment lang hätte Gerard nicht zu sagen vermocht, ob Lucy ihn beschämen oder verführen wollte. Ihr Blick war trotzig, aber der angedeutete Schmollmund barg ein hitziges Versprechen. Er mühte sich, seinen Zorn aufrechtzuerhalten. Den begründeten Zorn über ihren dummen Fluchtversuch und den irrationalen Zorn darüber, dass sie ihn des schändlichsten Verbrechens für fähig hielt, auch wenn er ihr keinen Grund gegeben hatte, daran zu zweifeln. Das dünne Gewebe ihrer Unterwäsche wurde durch das Licht der Laterne fast durchsichtig.
    Es wäre klüger gewesen, sie von Apollo der Kleider berauben zu lassen, aber es gab ein paar Dinge, die ein Kapitän seinem Steuermann nicht abverlangen konnte, auch wenn er ihm bedingungslos vertraute.
    »Sie halten mich also für einen schlechten Gastgeber?«, fragte er.
    Ihre Wimpern, dunkel und prägnant für eine so aschblonde Frau, verhüllten ihren Blick. »Könnte man mir das verübeln? Sie haben mich tagelang eingesperrt.«
    »Zu Ihrem eigenen

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