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Verführt: Roman (German Edition)

Verführt: Roman (German Edition)

Titel: Verführt: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Teresa Medeiros
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fragte er.
    Der Admiral wirkte freundlich amüsiert. »Erlaubnis erteilt.«
    Smythe warf einen Blick ans Ende des Speisesaals, wo Claremonts armseliger Bote von zwei gelangweilten Leutnants mit vorgehaltener Pistole in Schach gehalten wurde. Der drahtige, kleine Mann hätte halsstarrig tapfer gewirkt, wären da nicht die nervös umherschießenden Knopfaugen gewesen und das ständige Scharren mit den Füßen.
    Smythe stützte die Hände auf den Tisch und lehnte sich nach vorn, um das Gespräch privat zu halten. »Sir, muss ich Sie erst erinnern, dass die Sonne schon zu sinken beginnt? Jeder Moment, den Sie länger zögern, bringt Miss Lucy in bedenklichere Gefahr.«
    Der Admiral griff sich ein kleines silbernes Messer und stocherte sich zwischen den Zähnen herum. »Und muss ich Sie erst erinnern, Smythe, dass für dieses Debakel einzig und allein Sie verantwortlich sind? Schließlich sind Sie derjenige, der meine Anwälte auf eine falsche Fährte gelockt hat, während der Kerl direkt unter unseren Augen gearbeitet hat. Es ist mir nach wie vor ein Rätsel, weshalb sie den Schurken nicht erkannt haben.«
    Smythe behielt mit Absicht die ausdruckslose Miene bei, weil er genau wusste, welche Freude sein Arbeitgeber daran gehabt hätte, Smythes Sorge um Lucy als Druckmittel gegen ihn einzusetzen. »Ich bin kein junger Mann mehr, Sir. Mein Augenlicht ist nicht mehr, was es einmal war.«
    »Sehr bedauerlich, was?« Snow warf das Messer fort und stand auf. Sein Gesichtsausdruck war so berechnend, dass Smythe schon bereute, ihn überhaupt angesprochen zu haben.
    Smythe war sich der schläfrigen Neugier der im Raum herumlungernden Männer wohl bewusst. Handverlesene Offiziere allesamt, die der Admiral nach bedingungslosem Gehorsam und Diskretion ausgewählt hatte.
    Als der Admiral ihn umkreiste, konnte Smythe nicht anders, als zu salutieren. Alte Gewohnheiten starben nur selten.
    Der Admiral senkte die Stimme zum samtigen Bass des Gottes in Admiralsuniform. Ihm zu widersprechen, kam einer Meuterei gleich. Oder der Blasphemie. »Was soll ich Ihrer Ansicht nach tun, Smythe? Claremont hat kein Interesse an Gold, und Sie wissen besser als jeder andere, dass ich keinen Kaperbrief habe, den ich ihm geben könnte.«
    Smythe sprach genauso leise. »Vielleicht ein schriftliches Geständnis, Sir. Sorgsam formuliert und unter Hervorhebung Ihrer noblen Errungenschaften, würde es Ihrem guten Ruf, was die Zeitungen angeht, schätzungsweise keinen irreparablen Schaden zufügen.«
    »Ach? Mein guter Ruf im Austausch gegen Lucys? Ist es das, was Sie mir vorschlagen möchten?«
    Smythes grenzenlose Geduld begann zu bröckeln. »Ihr guter Ruf im Austausch gegen Lucys Leben«, knurrte er zurück. »Das ist es, was ich vorschlage.«
    Der Admiral lächelte, als sei er dankbar für die wütende Replik. »Claremont wird sie schon nicht gleich umbringen. Wenn sie nur halb so versessen darauf ist, Männern im Bett Vergnügen zu bereiten, wie ihre Mutter es war, dann lässt er sie leben. Zumindest, bis er ihrer kleinen Tricks müde ist.«
    Smythe starrte ihn entsetzt an und ballte die Hand zur Faust. Einer Faust, die er dem Admiral liebend gern in die blasierte Visage gedonnert hätte. Aber seine eigenen Schuldgefühle lähmten ihn. Schließlich war er es gewesen und nicht der Admiral, der es zugelassen hatte, dass seine geliebte Lucy in Claremonts rachsüchtige Hände gefallen war.
    Der Admiral zerknüllte mit erschreckend endgültiger Handbewegung das Pergament mit Dooms Forderungen. »Ich fürchte, mir steht nur ein einziger Weg offen. Sie haben ja die Zeitungen gelesen, bevor wir in See gestochen sind. Die versteckten Andeutungen, die schlüpfrigen Hinweise. Unsere kleine Lucy ist seit drei Wochen in den Händen lüsterner Piraten. Ihr Ruf ist längst ruiniert.« Zusammen mit dem wehmütigen Bedauern in des Admirals Stimme wuchs auch Smythes Entsetzen. »Sicherlich würde eine jede Frau, die das erduldet hat, was Lucy in Dooms ruchlosen Händen erlitten hat, ein ehrenvolles Ende vorziehen, anstatt in Schande zu überleben.«
    Smythe Faust schoss wie von selbst nach vorn und traf den Admiral am Mund. »Sie herzloser Bastard!«
    Der Admiral stolperte mit Blut im Mundwinkel rückwärts. Smythe wollte nachsetzen, fand sich aber von Snows Speichelleckern in die Zange genommen, die fassungslos mitangesehen hatte, dass jemand es wagen konnte, ihren Kommandanten zu schlagen.
    Die Stimme des Admirals knisterte vor Befriedigung. »Bringen Sie Mr. Smythe nach

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