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Verführt: Roman (German Edition)

Verführt: Roman (German Edition)

Titel: Verführt: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Teresa Medeiros
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Vergebung für die einzige Sünde, die er nicht begangen hatte, kam zu spät. Er drückte ihr sacht die Daumen auf den Mund und gab ihr zu verstehen, dass er nicht an seine Tage als ihr edler Ritter erinnert werden wollte. »Wie es scheint, kümmert es den Admiral nicht, wie ich mein Pfund Fleisch bekomme. Oder von wem.«
    Lucy hatte nichts anderes erwartet. Sie senkte den Kopf, doch der Verrat des Admirals hatte nicht mehr die Kraft, Schaden anzurichten. Sie verspürte nur einen kleinen Stich, eine wehmütige Trauer um all die Stunden, die sie Wünsche geträumt hatte, die sich niemals hatten erfüllen können. Genau wie Gerard war sie eine Gefangene gewesen – neunzehn lange Jahre lang. Die Geisel seiner Launen, seiner Selbstgefälligkeit, seiner selbstsüchtigen Entschlossenheit, sie die Sünden ihrer Mutter büßen zu lassen.
    Aber Lucy Snow hatte ihre Bußfertigkeit endgültig abgeschlossen. Was sie von jetzt an tat, das tat sie nur für sich selbst. Und ihre Zukunft. Sie legte den Kopf in den Nacken und konfrontierte Gerard mit dem gesamten Stahl ihres hochmütigen Blicks. »Und? Sind Sie gekommen, mich zu schänden, Sir?«
    Er riss die Hände von ihrem Gesicht, als hätte ihre Unverblümtheit sie versengt. Lucy schlenderte aus seiner Reichweite. Sie wusste, sie bekam nur eine kurze Pause geschenkt, keine Begnadigung.
    »Ich bin noch nie von einem Piraten verführt worden«, sagte sie im Bewusstsein, gerade im Vorteil zu sein. »Welche Vorgehensweise schlagen Sie vor? Soll ich auf die Knie fallen und hübsch darum bitten, meine Tugend behalten zu dürfen?«
    »Könnte reichen … für den Anfang.«
    Lucy legte kraftlos den Handrücken an die Stirn. »Oder soll ich anmutig aufs Bett in Ohnmacht fallen?« Sie musterte ihn unter langen Wimpern heraus. »Und erst wieder aus der Bewusstlosigkeit erwachen, nachdem Sie nach Belieben mit mir verfahren sind?«
    Er nickte sinnend. »Eine exzellente Idee. Allerdings würde ich es vorziehen, wenn Sie erwachten, während ich gerade nach Belieben mit Ihnen verfahre.«
    Sie blinzelte ihn unschuldig an. »Ich hoffe, ich habe Sie nicht beleidigt. Ich dachte, Sie hätten Ihre Freude daran, wenn ich einen gewissen Ideenreichtum an den Tag lege. Vielleicht sollte ich ja auch wild um mich schlagen, um Ihnen Gelegenheit zu geben, mich mit überlegener Stärke zu überwältigen.«
    Lucy triumphierte im Stillen, als Gerards Blick sich verwirrt verdüsterte. »Was zur Hölle soll das, Frau? Am Ende sind Sie doch eine Meerhexe aus der Nordsee? Wollen Sie mich zu Mord und Totschlag provozieren?«
    Lucy wischte sich eine Strähne aus der Stirn. »Provozieren, weshalb? Schließlich sind Sie die Geißel der Nordsee, der Feind alles Edlen und Menschlichen. Allein Ihren Namen zu flüstern, reicht aus, Seeleuten und unschuldigen Mädchen das Blut in den Adern gefrieren zu lassen. Ich ersuche Sie lediglich, sich Ihres Rufs als würdig zu erweisen, Sir. Und mir zu zeigen, welches Kaliber von Schurke Sie sind.«
    Lucys spöttischer Tonfall stand im krassen Gegensatz zu ihrer Körperhaltung. Anstatt vor seinem harten, muskulösen Körper zurückzuweichen, hatte sie sich an ihn geschmiegt und drückte ihre weichen Brüste gegen seine bebende Brust.
    Sie hatte ihm vorgehalten, ein Spieler zu sein. Aber sie selbst war dabei, sich auf das riskanteste Spiel ihres Lebens einzulassen. Sie legte den Kopf zurück, bis ihre Lippen nur noch einen Atemzug von seinen entfernt waren, und flüsterte: »Tun Sie Ihr Ruchlosestes, Captain Doom.«
    Doch mit dieser Reaktion hatte sie nicht gerechnet. Die haselnussbraunen Augen glühten vor Eifersucht. Seine Finger klammerten sich in den abgetragenen Batist ihres Hemdrückens. »Ist es das, was du willst, Lucy? Dein heiß geliebtes Phantom? Captain Doom?«
    Sie schüttelte hilflos den Kopf, streckte die Hand nach seinem stoppeligen Kinn aus. Doch er packte ihr Handgelenk und hinderte sie an jeder Zärtlichkeit. »Wer soll dich heute Nacht lieben, Lucy? Ich? Oder Captain Doom?«
    Ihre Stimme bebte. »Du.«
    »Und wer bin ich?«, flüsterte er drängend, als entscheide ihre Antwort über sein Schicksal.
    Ihre Finger schlangen sich vorsichtig um die seinen und lockerten seinen Griff. Sie drückte sich ihrer beiden ineinander verschlungene Hände an die Wange und rieb mit dem Handrücken über das verführerische Prickeln seiner Bartstoppeln.
    »Gerard«, sagte sie. Und dann noch einmal, aber so sanft, als könne ihr Tonfall alles Leid ungeschehen machen, dass sie

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