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Verführt: Roman (German Edition)

Verführt: Roman (German Edition)

Titel: Verführt: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Teresa Medeiros
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die mein armes, törichtes Herz noch kennt.‹«
    Die wunderlichen Worte hallten seltsam durch die verlassene Kajüte wieder. Einst hätte Lucy sie als triviales Geschwafel einer sentimentalen Närrin abgetan. Doch jetzt, wo ihr eigenes Herz so empfindsam geworden war, schienen die Zeilen eine zeitlose Wahrheit zu beinhalten, die die mädchenhafte Schwärmerei des Texts nur unterstrich.
    Lucy las weiter. »›Er sei ein Held, sagen sie alle, ein tapferer Kämpfer für die Marine seines Königs. Mich kümmert das nicht. Mir liegt allein an dem ernsten, freundlichen Lächeln, das er mir so selten schenkt.‹«
    Lucys Magen verknotete sich. Sie sank in einen Stuhl und dachte, welche Ironie es doch war, dass die Worte hätten von ihr stammen können. Ihre Hände bebten, als sie die Seiten durchblätterte und endlich begriff, dass dieses Buch hier die letzte zerbrechliche Verbindung zu jener Frau war, die ihr das Leben geschenkt hatte, sie dann aber mit diesem Leben allein gelassen hatte.
     
    Die Mittagssonne brannte heiß aufs Deck der Retribution . Keine flüsternde Brise störte ihre gnadenlose Hitze. Die glasige Oberfläche der See lag in unheimlicher Ruhe da, was noch ein Stück mehr an Gerards gespannten Nerven zerrte. Er lief zum hundertsten Mal das Quarterdeck entlang und wischte sich den Schweiß aus dem Nacken. Seine Mannschaft war klug genug, ihm aus dem Weg zu gehen, wohl wissend, dass es nicht der Verdruss war, der ihn so zur Weißglut brachte, sondern die Sorge.
    »Ich hätte ihn nie gehen lassen dürfen. Ich hätte selber gehen sollen«, explodierte er, als die Glocke die nächste Wache einläutete.
    Gerard wusste, dass Tam sie vom Ausguck auf dem Fockmast sofort alarmieren würde, wenn das Beiboot in Sicht kam. Aber er konnte nicht anders, als Kevin das Fernglas aus der Hand zu nehmen. Geduld war nie seine große Stärke gewesen und war es erst recht nicht, nachdem er fünf Jahre seines Lebens an Lucien Snows Hinterlist verloren hatte. Er starrte finster auf die ruhigen Wasser zwischen der Retribution und der Argonaut . Nicht mal eine Schaumkrone war in Sicht.
    »Sie haben ihm bis Sonnenuntergang Zeit gegeben, Sir«, erinnerte Apollo ihn vorsichtig von seiner Position auf dem Vorderdeck.
    Jede Spur des Puck’schen Humors war aus Kevins Gesicht verschwunden. In seinen grünen Augen spiegelte sich eine Bitterkeit, die seinen jungen Jahren nicht entsprach. »Ich hatte schon einmal mit ihm zu tun. Erinnerst du dich? Er blufft, das ist alles. Er lässt uns im eigenen Saft schmoren. Er rührt sich. Darauf wette ich. Er hat gar keine andere Wahl, wenn er seine Tochter wiederhaben will.«
    Gerard ließ langsam das Fernglas sinken. Kevins Worte machten es auch nicht besser. Snow würde Lucy um jeden Preis zurückhaben wollen. Und wenn Digby mit der Antwort des Admirals endlich kam, dann würde er, Gerard, es sein, der sie ihm übergab.
    Wenn Digby überhaupt zurückkam …
    Nicht einmal die Hitze schaffte es, den kalten Schauer zu vertreiben, der Gerard bei dem schrecklichen Gedanken überkam, noch einen seiner treuen Männer in den möglichen Tod zu schicken. Er gab seinem Bruder das Fernglas zurück. Noch immer nagte die eine Frage an ihm, die ihm zugesetzt hatte, seit die Argonaut in Sicht gekommen war, um schließlich Anker zu werfen.
    Für eine Aufgabe, die so außergewöhnlich war wie die, die eigene Tochter aus den Fängen eines gesuchten Verbrechers wie des berüchtigten Captain Doom zu retten, hätte ein Mann von der Autorität eines Lucien Snow die gesamte Kanalflotte zur Verfügung haben müssen. Warum also hatte der Admiral nur ein einziges einsames Schiff zu diesem Rendezvous mitgebracht?
    Gerard brachte seine schweißnassen Hände auf der Reling zur Ruhe und betete, dass ihm die Antwort auf diese Frage nicht zu spät einfiel.
     
    Admiral Sir Lucien Snow rülpste vornehm und tupfte sich mit der leinenen Serviette die Lippen. »Ich hasse es, so früh zu Mittag zu essen. Es ist die reinste Tortur für meine empfindliche Verdauung.«
    Während ein apfelbackiger junger Steward den Teller des Admirals abräumte, kam Smythe den angenehm schattigen Speisesaal entlang an den Tisch gelaufen. Er musste sich zusammenreißen, nicht gierig den Kalbsbraten anzustarren, der achtlos zur Seite geschoben worden war, um für eine Karaffe mit dem Lieblingssherry des Admirals Platz zu machen.
    Die vertraute Umgebung hatte seinen schlafenden militärischen Instinkt zum Leben erweckt. »Erlaubnis zu sprechen, Sir?«,

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