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Verführt: Roman (German Edition)

Verführt: Roman (German Edition)

Titel: Verführt: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Teresa Medeiros
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ließ er eine seiner sarkastischen Litaneien folgen. »Der Himmel weiß, wenn deine Mutter sich an diese Regeln gehalten hätte, wäre uns allen jede Menge Ärger erspart geblieben.«
    Sie legte sich den frostigen Schleier des würdevollen Benehmens um und neigte den Kopf. »Erfreut, Sie kennen zu lernen, Mr. Claremont. Lucinda Snow. Meine -«
    »Ich wette, Ihre Freunde sagen Lucy zu Ihnen«, unterbrach er heiter. Er legte den Kopf schief, worauf seine Augen, die jetzt vor Belustigung blitzten, hinter dem Binokel zum Vorschein kamen.
    Lucy zog kühl die Hand fort. »Manche. Aber Sie, Sir, dürfen mich ›Miss Snow‹ nennen.«
    »Ist mir eine Ehre.« Seine knappe Verbeugung bedeutete ihr das Gegenteil. Der kecke Blick spottete ihr und hatte nichts von der Untertänigkeit, die sie von den Dienstboten oder den Untergebenen ihres Vaters gewohnt war. Der ungezogene Kerl hatte nicht einmal den Anstand, sich zu entschuldigen, bevor er ihr den breiten Rücken zukehrte. Lucy starrte den Rücken an und kochte vor Wut. Wie konnte ihr Vater nur einen solch abscheulichen Mann in seine Dienste nehmen?
    Mit dem Hut in der Hand stand Claremont da und wartete, während der Admiral Mr. Benson einen Bankwechsel über eine beachtliche Summe ausstellte, bevor er den erfreuten Anwalt entließ. Auf Vaters ruppige Aufforderung hin ließ sich Claremont in Bensons Sessel nieder, streckte die langen Beine aus und kreuzte die gestiefelten Knöchel. Der Admiral goss am Sideboard aus Mahagoni zwei Gläser Sherry ein.
    Claremont nahm sein Glas entgegen. »Ihr Anwalt hat mir erzählt, Sie hätten sich diesen Kerl, Doom, ziemlich zum Feind gemacht. Haben Sie irgendeine Ahnung, woher diese Animosität rührt?«
    »Ein Mann meines Ranges, der seinem Land so lange und so ergeben gedient hat, ist zwangsläufig auch ein paar kriminellen Elementen auf die Füße gestiegen.« Der Admiral nahm angewidert einen Schluck Sherry. »Meiner Theorie nach muss der Schurke ein Franzose sein. Gott weiß, ich habe mein halbes Leben lang gegen die Franzosen gekämpft. Wenn ich nicht gerade dabei war, diese undankbaren Kolonisten zu bekämpfen, natürlich.«
    »Aber, Vater, ich habe dir doch gesagt, der Mann hat nicht einmal die Spur eines Akzents und…«
    »Still, Lucinda. Wenn ich deine Meinung hören will, frage ich danach.« Er wedelte ungeduldig mit der Hand in ihre Richtung und degradierte sie auf etwa die gleiche Stufe wie den eingetopften Farn in der Ecke gegenüber.
    Lucy gab sich geschlagen. Es war sinnlos, mit ihm zu streiten. Wenn sie ihre Zunge nicht im Zaum hielt, würde er nicht zögern, sie an das französische Blut zu erinnern, das in ihren Adern floss.
    Claremont kippte seinen Sherry in einem Zug hinunter. »Vergeben Sie mir meine Verwirrung, Sir, aber Ihr Anwalt hat mich glauben lassen, dass ich als Ihr Leibwächter arbeiten solle. Haben Sie Gründe, anzunehmen, dass Doom oder einer seiner Speichellecker einen Anschlag auf Miss Snows Leben versuchen könnte?«
    »Er hat sie schon einmal entführt, oder? Das beweist, dass er einer von diesen Schurken ist, die unschuldige Mädchen rauben, wenn es ihren finsteren Zwecken dient. Lucy ist zudem in eine Vielzahl verdeckter militärischer Operationen eingeweiht, seit sie mir geholfen hat, Material für meine Memoiren zu sammeln. Sollte sie erneut in Dooms Hände fallen, sehe ich Schlimmes für Seiner Majestät Marine voraus. Ich habe es als notwendig erachtet, sie auf alle Eventualitäten vorzubereiten. Lucinda, komm hierher.«
    Lucy sprang aus ihrem Stuhl auf, stellte sich neben den Schreibtisch und fühlte die gleiche hilflose Anwandlung von Liebe wie stets, wenn der Admiral sie als seine Tochter präsentierte.
    »Erkläre Mr. Claremont, was du tun wirst, sollte dieser abscheuliche Pirat dich nochmals entführen.«
    Im vergeblichen Versuch, Claremonts bohrenden Blicken zu entgehen, betrachtete sie angelegentlich ihre Glacéschuhe. »Ich weigere mich, ihm jedwede Information zu geben, auch unter der Folter, und springe bei der erstbesten Gelegenheit über Bord.«
    Der Admiral beugte sich über den Tisch und drückte wohlwollend ihre Hand. »Das ist meine Tochter.«
    Lucy errötete ob des seltenen Lobs und kehrte zu ihrem Stuhl zurück, während ihr Vater und Claremont die Einzelheiten besprachen.
    »Ihr monatlicher Lohn beinhaltet selbstverständlich Kost und Logis«, erläuterte ihr Vater. »Unten bei den Bediensteten ist reichlich Platz -«
    »Das wird nicht gehen«, sagte Claremont. Der Mann hatte

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