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Verführt: Roman (German Edition)

Verführt: Roman (German Edition)

Titel: Verführt: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Teresa Medeiros
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des Mannes ging Lucy durch Mark und Bein. »Er hat mich in die Büsche gestoßen, stelle man sich das vor! Als wäre ich irgendwelcher Abfall. Aber, bei Gott, ich bin der Duke of Mannington! Mitglied des Oberhauses! Ich lasse den Schurken nach Newgate in den Kerker werfen, bevor die Nacht vorüber ist.« Seine Finger zitterten vor rechtschaffener Entrüstung. »Da ist er! Die Maske da hat mich eine Menge Geld gekostet. Ich würde sie überall wieder erkennen. Schnappt ihn euch!«
    Übertrieben langsam und gerade noch rechtzeitig, bevor seine eigenen Gärtner ihn ins Kittchen schleiften, nahm Lord Howell seine Maske ab.
    Und Manningtons Zuversicht nahm empfindlichen Schaden, als er des Meeres aus Masken gewahr wurde. Doch dann hellte seine Miene sich wieder auf. »Da! Hinter der Säule! Ich würde den Schurken überall wieder erkennen!«
    Lucy kicherte. »Jetzt hat er sich den Vikar ausgeguckt.«
    Als der wütende Herzog einen der männlichen Gäste nach dem anderen beschuldigte, brach das reinste Chaos aus. Aus dem Augenwinkel sah Lucy, wie der grell gewandete Pirat durch einen mit einem Vorhang abgetrennten Gang hastig den Rückzug antrat.
    Gerard zerrte Lucy zur Terrassentür. Die eisige Luft erstickte ihren Freudenquietscher, und die Nacht nahm sie gefangen. Sie trat auf einen schiefen Plasterstein und wäre gefallen, hätte Gerard sie nicht aufgefangen. Ihre beiden maskierten Gesichter – seines hart und unerbittlich, ihres süß und verunsichert – waren nur eine Winzigkeit voneinander entfernt. Die Luft zwischen ihnen schien zu glitzern wie mit Sternenstaub durchwirkt. Lucy hob den Kopf, und ihre Augen wurden groß vor Staunen.
    Sie ließ ihn stehen und tanzte über den Rasen. »Oh, sehen Sie nur, Gerard! Ich kann mich gar nicht erinnern, wann es in London zum letzten Mal geschneit hat! Ist das nicht wundervoll?«
    Gerard nahm die fedrigen Flocken, die aus schwarzen Wolken segelten, kaum wahr. Er hatte nur Augen für Lucy, die die nackten Arme ausbreitete, als wolle sie die ganze Welt umarmen, und mit der Zungenspitze Schneeflocken fing wie das Kind, das sie nie hatte sein dürfen.
    » Sie sind wundervoll.«
    Lucy ließ die Arme sinken, als sie seine ernste Stimme hörte. Sie war sich mit einem Mal der Kälte bewusst, doch die war es nicht, die sie zittern ließ, sondern die seltsame Hitze in seinem Blick. Eine magnetische Hitze, die sie über den Rasen zu ihm zog.
    Schneeflocken sprenkelten seine Schultern und sein Haar. Sie musste sicherstellen, dass dieser Mann hier tatsächlich ihr genialer Leibwächter war und kein gefährlicher Fremder, also zog sie ihm die Maske vom Gesicht.
    Ein verschmitztes Lächeln spielte um ihren Mund. »Sieh einmal an, Mr. Claremont, und ich dachte, Sie seien blind wie eine Fledermaus ohne Ihre Augengläser?«
    Seine Augen verdunkelten sich und zeigten keine Spur von dem zynischen Humor, den Lucy zu sehen erwartet hatte. »Das bin ich auch. Blind für alles außer Ihnen.«
    Er nahm ihr seinerseits die Maske ab und beraubte ihr makelloses Gesicht seiner einzigen Verteidigung. Er wusste, es war ein unfairer Schachzug, einer, der dem Straßenkämpfer entsprach, der er einst gewesen war. Doch irgendwann war es ihm wichtiger geworden, das Spiel zu gewinnen, als sich an die Regeln zu halten.
    Als Gerard das zärtliche Sehnen in ihren Augen erblickte, wusste er, dass er sie heimbringen musste. Fort aus seiner Reichweite.
    Er nahm sie bei der Hand und rannte los. Sie liefen über das frostige Gras und trotzten Hand in Hand dem Wind.
    Lucy lachte ausgelassen. Bruchstücke einer Erinnerung schossen ihr durch den Kopf, doch berauscht und überdreht, wie sie war, brachte sie kein erkennbares Muster in das Mosaik der Einzelteile.
    Auf der kopfsteingepflasterten Auffahrt kamen sie stolpernd zum Halten. Doch die Snow’sche Kutsche war nirgendwo zu sehen.
    »Der Admiral muss sie genommen haben«, sagte Lucy und rieb sich die stechende linke Seite. »Er hatte wahrscheinlich vor, sie mir später zurückzuschicken.« Als Gerard eine finstere Miene zog, setzte sie hinzu: »Sie haben doch nicht etwa gedacht, er würde zu Fuß gehen?«
    »Wenn, dann nur übers Wasser«, knurrte er.
    Er zog sie zu einer verlassenen Karosse, die auf der anderen Seite der Auffahrt parkte. Der Abend war noch jung, und der Kutscher verspielte mutmaßlich gerade mit den anderen Bediensteten seinen Monatslohn. Die beiden Braunen scharrten nervös, als Gerard und Lucy näher kamen. Aus ihren aristokratischen Nüstern

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