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Verführt: Roman (German Edition)

Verführt: Roman (German Edition)

Titel: Verführt: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Teresa Medeiros
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zwischen den Fingern. Ein amüsiertes Lächeln bog seine Lippen. »Ich musste Sie irgendwie zum Schweigen bringen, bevor Sie mich verraten konnten, aber Sie zu küssen hätte, fürchte ich, einen Skandal heraufbeschworen.«
    »Mir Champagner einzuflößen möglicherweise aber auch.« Lucys hämmerndes Herz strafte den lockeren Tonfall Lügen. »Den sittlichen Charakter zu schwächen, könnte sich als gefährlich erweisen.«
    »Ach, und für wen? Für Sie? Oder für mich?«
    Er breitete die Arme aus und lud sie ein, sich das Risiko mit ihm zu teilen. Als Lucy sich in seine Umarmung warf, schmolzen die Klassenunterschiede, die sie voneinander trennten. Gerard zog sie mit einer angeborenen Eleganz, die allen Konventionen trotzte, in einen Walzer.
    Der Mosaikboden rollte unter ihren Füßen wie das Deck eines majestätischen Schiffs. Lucy war völlig gefangen im Takt der Musik und der Wärme seiner Umarmung.
    »Woher können Sie so wundervoll tanzen?«, fragte sie über die rauschenden Walzerklänge.
    Er schenkte ihr eines jener rätselhaften Lächeln, die sie ständig in tiefe Verwirrung stürzten. »In meinem Beruf muss man viele Talente haben.«
    Lucy fühlte sich, als seien ihre Sinne ein Leben lang in Watte verpackt gewesen und gerade erst mit fast schmerzlicher Schärfe erwacht. Alles war intensiver. Jede Note des Wiener Walzers ließ ihre Seele erbeben, jubelnd und geheimnisvoll. Die süße Wärme des Champagners ließ jeden Nerv und jeden Muskel frohlocken. Sie fühlte Gerards Schenkel und die kraftvolle Hand auf ihrem Rücken, die sie mit hartem Druck in eine raffinierte Drehung führten.
    Sie legte den Kopf in den Nacken und beantwortete die schwelende Herausforderung mit wagemutigem, einladendem Lächeln.
    Aus den Augenwinkeln konnte sie die Menge sehen, die dem unwiderstehlichen wirbelnden Flug Platz machte. Viele, ihr Vater eingeschlossen, sahen im Walzer den Gipfel der Verderbtheit und hätten ihn am liebsten verboten. Lucy wusste, dass sie beide den Gästen ein Spektakel boten. Wusste, dass die feine Gesellschaft schon ihre Mutter in fasziniertem Schock betrachtet hatte. Aber zum ersten Mal war ihr egal, was die anderen dachten.
    Es war, als schwebte sie mit Gerard in einem Champagnerbläschen. Als seien sie beide die einzigen Menschen in einem arktischen Wunderland. Wie Sterne in der indigoblauen Weite eines mitternächtlichen Ozeans glitzerten über ihnen die kristallenen Schneeflocken.
    Alle Augen im Ballsaal waren auf das schöne Paar gerichtet, und niemand konnte glauben, dass dieses lebenslustige Wesen, das in den Armen eines Fremden über die Tanzfläche wirbelte, tatsächlich Lucien Snows fade, freudlose Tochter sein sollte.
    Lucys Wangen leuchteten, die grauen Augen funkelten vor Glück. Als sie ihrem Partner lächelnd den Kopf zuneigte, zeigte sich ein freches Grübchen auf ihrer Wange. Die jungen Gentlemen ließen sie nicht aus den Augen, während sie einander mit Ellenbogen anstießen. Keiner von ihnen hatte Lucinda Snow je der Schönheit verdächtigt. Jetzt begriffen sie, dass Lucinda den schalen Maßstäben des lediglich Hübschen trotzte. Sie war von einer klassischen Schönheit, zeitlos wie ihre offensichtliche Verliebtheit in jenen Mann, der sie so skandalerregend eng an sich zog.
    »Oh, du meine Güte«, schniefte Sylvie und musterte Lucys Tanzpartner vom glänzenden Haar bis zu den polierten Schuhen. »Was ist das denn für ein prächtiges Geschöpf?«
    »Ich habe nicht die leiseste Ahnung.« Sylvies Mutter ließ die Lorgnette sinken und legte die Stirn in perfekte Falten. »Eustace? Glaubst du nicht, du solltest einschreiten? Jetzt, wo ihr Vater uns in solcher Eile verlassen hat, solltest du ihn vertreten.«
    Lord Howell schüttelte den Kopf. »Ich will ihr nicht den Abend verderben. Der Himmel weiß, wie wenig Freude dem armen Mädchen vergönnt war, so hingebungsvoll wie Lucien Snow sich in Seiner Majestät Dienste gestellt hat.«
    Vom Boden aus, wo er Daumen lutschte, bis er etwas Geschmackvolleres in die Finger bekam, zupfte Gilligan am Rocksaum seiner Schwester. Doch die Romanze vor ihren Augen nahm Sylvie derart in Beschlag, dass sie Gilligan gar nicht beachtete.
    Der kleine Christopher kam mit geballten Fäusten angelaufen. »Soll ich ihn abklatschen, Papa? Ich lasse nicht zu, das irgendwer Miss Lucy kompromittiert!«
    Der Walzer wirbelte einem großartigen Finale entgegen; majestätisch verklang die letzte Note in der Luft. Gilligan zupfte wieder an Sylvies Saum. Doch sie

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