Verfuehrt von einem Highlander
Serviermädchen. »Und dazu Honigwein. Und wisst Ihr vielleicht, ob es einen Priester in der Nähe gibt?«, fügte er hinzu, als sie sichtlich enttäuscht davongehen wollte.
»Ein Priester?« Isobel zupfte an Tristans Ärmel, wandte sich dann jedoch wie alle anderen auch um, als jemand Camerons Namen rief.
»Ich wusste doch, dass du es bist!« Annie Kennedy kam auf sie zu und ließ die beiden stämmigen Burschen, die sie begleiteten, hinter sich zurück. »Isobel, Mr. MacGregor.« Annie lächelte beide freundlich an. »Es ist schön, Euch wiederzusehen.« Mehr um Cams als um Isobels willen erwiderte Tristan ihr Lächeln nicht. »Was führt Euch in dieses Gasthaus?«, wollte Annie wissen, die kurz vor Tristans Rückkehr aus Glasgow das Haus der Fergussons verlassen hatte.
»Wir wollen am Vormittag ein wenig Handel treiben«, berichtete Cam und sah dabei aus wie ein junger Squire, an den die Königin von England soeben das Wort gerichtet hatte.
»Dann hast du heute noch nichts vor?«, fragte Annie ihn kühn. Ihre großen Augen funkelten. »Ich wollte heute Abend einen Spaziergang mit meinen Brüdern unternehmen – Andrew ist nicht hier«, unterbrach sie sich, um Isobel und dann Tristan einen Blick zuzuwerfen, ehe ihre Aufmerksamkeit wieder Cam galt. »Ich würde mich sehr freuen, wenn du dich uns anschließt.«
Cameron warf fast den Tisch um, so rasch sprang er auf, um zu ihr zu kommen. Als er Tristans vielsagenden Blick auffing, ging er die Sache etwas langsamer an. »Nichts würde mir mehr Freude machen«, versicherte er galant und bot Annie seinen Arm an, »als den Abend mit dir zu verbringen.«
Tristan hätte über den Erfolg seines Schülers gejubelt, hätte Isobel ihn nicht mit hochgezogener Augenbraue und einem Ausdruck verstärkten Argwohns angesehen.
»Ich will auch mitgehen!«, verkündete Tamas und stand auf, ehe jemand ihn zurückhalten konnte. »Mir gefällt es hier nicht. Es stinkt. Und ich mag kein Hammelfleisch.«
Tristan hatte irgendwo einmal jemanden sagen hören, das Glück sei ein launisches Mädchen. Vermutlich liebte es ihn sehr, denn es folgte ihm beständig. Selbst an seinen längsten Tagen. Aber als Cameron ihn jetzt Hilfe suchend ansah, ließ es ihn natürlich im Stich. Cam wollte keine Anstandsdame, doch besser Tamas als Tristan MacGregor.
Tristan schickte sie alle mit einem Lächeln fort.
»Was habt Ihr Cameron gesagt, bevor Ihr nach Glasgow aufgebrochen seid?«, fragte Isobel ihn, nachdem die anderen gegangen waren, um sich Annies Brüdern anzuschließen. »Er hat mich ein wenig an Euch erinnert, als er eben Annies Einladung angenommen hat.«
»Ach, das würde Euch nicht interessieren«, versicherte Tristan ihr mit einem spielerischen Augenzwinkern. »Das ist ein wenig altmodisch.«
»Ich verstehe.« Sie schwieg, als das Schankmädchen das Essen brachte und sie es mit einem bösen Blick seines Weges schickte. »Warum habt Ihr nach einem Priester gefragt?«, wollte Isobel wissen, als sie wieder allein waren.
Tristan tauchte den Löffel in seine Suppe und führte ihn zum Mund. »Ich hoffe, einen zu brauchen.« Er schaute mit gerunzelter Stirn in seinen Suppenteller und sah dann Isobel an. »Sie wird Euch nicht schmecken.«
»Warum hofft Ihr, einen zu brauchen?«, drängte sie und ignorierte die Suppe und seine Reaktion darauf.
»Nun, ich weiß nicht, wie man es hier damit hält, aber im Norden rufen wir normalerweise einen Priester, wenn wir heiraten wollen.« Er warf ihr ein kurzes Lächeln zu, ehe er sich wieder dem Teller widmete, der vor ihm stand. »Ich hoffe, der Hammel schmeckt besser. Ich fürchte, an Eurem Tisch zu essen hat mich verwöhnt.«
»Tristan.« Sie zupfte wieder an seinem Ärmel und forderte seine volle Aufmerksamkeit. »Fragt Ihr mich etwa, ob …«
Er legte die Hand an ihre Wange und wünschte, ihr die Angst zu nehmen, die er in ihren Augen sah und in ihrer Stimme hörte. Würde sie ihm denn nie ihr uneingeschränktes Vertrauen schenken?
»Ja, Isobel. Wenn Ihr mich wollt.«
Etwas in ihrem Ausdruck änderte sich. Sie lächelte ihn an, und es war ihr frohstes und strahlendstes Lächeln bis jetzt überhaupt, denn all ihre Ängste fielen binnen eines Augenblicks in sich zusammen. Und kehrten einen Moment später zurück. »Es gibt Dinge …«
»Aye?« Er hielt ihren Blick fest, als sie versuchte wegzusehen.
»Dinge, die … mich betreffen. Ich habe nicht …«
»Ich liebe Euch, Isobel«, unterbrach er sie, ehe sie die Gelegenheit hatte, ihn abzuweisen.
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