Verfuehrt von einem Highlander
hungern, wenn die Ernte schlecht ausfällt, werde ich tun, was immer nötig ist, um dafür zu sorgen, dass sie keinen Hunger leiden müssen. Ich werde nicht im Bett liegen bleiben, faul und nutzlos, außer des Nachts für meinen Ehemann.«
Tristan nickte ihr zu und grinste. Wie konnte er ihr widersprechen, wenn er ihre Worte so erfrischend fand, so ehrlich, so … ganz und gar Isobel? Vielleicht waren seine Vorstellungen, wenn es um eine Ehefrau ging, wirklich altmodisch. Er kannte genügend Frauen in Camlochlin, die ein Schwert genauso gut führen konnten wie ein Mann. Isobel besaß die gleiche Stärke wie jene Frauen, die er immer geliebt und bewundert hatte: seine Mutter und seine Schwester, Lady Claire, seine Tante Maggie. Sie würden Isobel schätzen, würden sie sie erst kennenlernen.
»Ich lasse mich gern eines Besseren belehren.« Er verneigte sich leicht vor Isobel, und als er sich wieder aufrichtete, blitzte ein Lächeln auf seinem Gesicht auf. Er fing eine weitere Last auf, die Cam ihm zuwarf, und schwang sie weiter zu Isobel. »Und jetzt lasst uns diskutieren, was an mir ärgerlich ist, aye?«
Sie sah ein wenig verwirrt aus, weil er ihr den Wind aus den Segeln genommen hatte und weil er ihre Bemerkung so überaus amüsant fand. »Was habe ich denn jetzt wieder getan?« Er riskierte ein Lächeln, als ihre Augen finster zu glühen begannen. »Ich habe Vertrauen in Eure Kraft.«
»Und ich in Eure.« Sie lachte und warf den Sack zu ihm zurück.
»Jetzt kommt der letzte«, rief Cam vom Karren herunter. Als er den Sack mit seinen Armen umfing und anhob, ertönte von drinnen gedämpft eine Stimme.
»Du zerdrückst mir meine Nase!«
Cam ließ den Sack fallen und starrte ihn mit großen Augen an. Tristan machte einen Satz darauf zu, zerrte den Sack hoch und riss ihn auf. Als Tamas daraus auftauchte, stieß Isobel eine Reihe von Flüchen aus, bei denen der Junge sofort zusammenzuckte.
»Was zur Hölle hast du dir dabei gedacht, Tamas Fergusson?«
»Ich wollte mit und …«
»Hast du Patrick Bescheid gegeben?«, schrie sie ihn an. »Du hast es ihm nicht gesagt, hab ich recht? Er wird vor Sorge ganz krank sein! O du kleiner …«
»Isobel.« Tristan unterbrach sie und sah sie besänftigend an. »Er ist nun einmal hier. Wir werden die Sachen verkaufen und so schnell wie möglich nach Hause zurückkehren. Heute Abend wird er auf dem Fußboden neben deinem Bett schlafen.« Er half Tamas aus dem Sack heraus und verpasste ihm dann eine leichte Kopfnuss.
Tristan entlohnte zwei der Stallknechte des Wirtshauses großzügig dafür, dass sie die Säcke ins Haus und in ihre Zimmer trugen.
»Wäre es nicht besser gewesen, einige der Sachen zu verkaufen, bevor wir hier für die Nacht gehalten haben?«, fragte Isobel ihn, als er zu ihr kam, damit sie nicht gleich ins Haus hineinging.
Er hatte zuerst einige Zeit mit ihr allein gewollt. »Nein. Es ist besser, mit einem Kaufmann zu verhandeln, wenn der ganze Tag mit vielen Kunden noch vor ihm liegt.«
Das Wirtshaus bot nichts, was Tristan nicht schon ein Dutzend Mal zuvor gesehen hatte. Schummriges Licht, der drückende, süßliche Geruch nach Wein, Whisky und Bier, ein paar Tische und Stühle, die verteilt im Raum standen. Er sah sich zuerst die anderen Gäste an. Es schienen überwiegend Reisende zu sein, die nichts Dringenderes im Sinn hatten als ein warmes Essen und ein warmes Bett.
Sie bezahlten für zwei Zimmer und setzten sich an einen leeren Tisch.
»Was soll’s denn sein?«, fragte eine vollbusige Kellnerin. Sie hatte die eine Hand in die Hüfte gestemmt und betrachtete mit einem gelangweilten Blick die Fingernägel der anderen. »Wir haben Kaninchen, gedünstet in Honig, oder gebratenen Hammel, serviert mit Pilzen und Petersiliensuppe …« Ihre kurze Aufzählung wurde unvermutet unterbrochen, als Tristan aufschaute und ihr ein freundliches Lächeln schenkte. Als sie ihn ansah, verdunkelten sich ihre hellblauen Augen wie ein Sturm in einer heißen Sommernacht. »… oder falls Euer Appetit nach etwas mit ein bisschen mehr Geschmack verlangt, könnte ich Euch später etwas aufs Zimmer bringen.«
Tristan war sich sehr bewusst, dass Isobel, die auf dem Stuhl neben ihm saß, sich anspannte, und er war enorm entzückt zu entdecken, dass sie eifersüchtig war. »Der Hammel wird uns munden.«
»Ich will aber das Kaninchen«, quengelte Tamas.
»Du wirst den Hammel essen.« Tristan versetzte ihm unter dem Tisch einen leichten Tritt und wandte sich wieder an das
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