Verfuehrt von einem Highlander
Sie wollte es nicht sein. Sie wollte ihn weiterhin hassen, aber es stellte sich jedes Mal als schwieriger heraus, wenn er ihr zu Hilfe kam. Sie hatte wegen seiner Familie zu viel verloren, und es machte sie wütend, dass er glaubte, sie könnten Freunde werden, und dass alle Untaten vergeben werden könnten. Sein Kuss in jener Nacht im Garten hatte ihre Meinung über ihn fast ins Wanken gebracht. Doch sie hatte alle Erinnerungen an diesen Kuss verdrängt. Zumindest hatte sie es versucht. Tristan MacGregors Mund ließ sich nicht so leicht vergessen. Die weiche Fülle seiner Lippen, als sie sich auf ihre gesenkt hatten, der Hunger seiner Zunge, der ihre Entschlossenheit durch die leichteste Berührung ins Wanken gebracht hatte.
Niemals wieder. Sie würde sich nie wieder seinen männlichen Schlichen ergeben. Er war daran gewöhnt, von den Frauen das zu bekommen, was er haben wollte, und Isobel argwöhnte, dass er von ihr mehr als einen Kuss wollte. Er wollte ihre »Freundschaft«, sogar ihr Vertrauen. Vielleicht wollte er auch ihre Geheimnisse, doch die würde er ihr nie entlocken.
»Als Letztes habe ich über dich gehört, dass der alte Martin MacRae dich erschossen hat, als er dich aus dem Schlafzimmerfenster seiner Tochter hat klettern sehen«, sagte Tristan munter und ging auf Douglas zu.
Der musterte ihn aus schmalen Augen an. »Gerüchte reisen weit, MacGregor.«
Tristans Grübchen vertiefte sich. »Ja, das ist wohl wahr.«
»Er hat mich in den Hintern getroffen«, gab Douglas schließlich zu, der sich von Tristans leutseligem Verhalten offensichtlich ganz und gar nicht bedroht fühlte. »Aber du kennst uns Douglas-Männer ja: Wir liegen nie lange am Boden.«
Isobel verfluchte Tristan, als er lachte, und versetzte dem Grobian, der sie festhielt, einen heftigen Stoß gegen die Schulter. Sie hätte wissen müssen, dass diese Wilden Freunde waren. MacGregor war nicht hier, um seine Hilfe anzubieten, sondern wahrscheinlich, um bei dem mitzumachen, was immer die beiden Lüstlinge mit ihr vorhatten.
»Meine Leute werden froh sein, das zu hören.« Tristans Blick glitt über sie ohne eine Spur des Erkennens. »Ein Becher Wein.« Er bedachte Duncan mit einem breiten Grinsen. »Um unsere harte schottische Konstitution zu feiern.«
Bevor Duncan die Chance zu einer Antwort hatte – von der Isobel sicher war, sie wäre ein dröhnendes Ja gewesen –, hatte Tristan einen Diener herangewunken und nahm zwei Becher von dessen Tablett. Er reichte einen Duncan und den anderen an John Douglas, dessen Griff um Isobels Schulter sich ein wenig lockerte. Dann nahm er auch einen Becher für sich.
»Und auf den guten Wein des Königs.« Tristan hob seinen Becher zum Trinkspruch. Die beiden anderen stimmten zu und folgten fröhlich seinem Beispiel, als Tristan den Kopf in den Nacken legte und den Wein in einem Zug hinunterstürzte.
Es war wirklich faszinierend, ihm zuzusehen, das musste Isobel zugeben, als er sich mit dem Ärmel über ein weiteres dieser aufblitzenden Lächeln wischte. Da war ein Augenblick gewesen, gerade als Tristan den Becher an die Lippen gesetzt hatte, als sein Blick unter halb geschlossenen Lidern hervor ihren gestreift hatte. Hinter den Schatten seiner langen Wimpern funkelten seine Augen voller Entschlossenheit und dem Zutrauen, sein Vorhaben in die Tat umzusetzen. War es seine Absicht, sich mit diesen Narren zu betrinken und sie an einen Ort zu zerren, an dem niemand ihre Schreie würde hören können? Nein. Wenn sie ihn so ansah, während er seinen Becher leertee, glaubte sie das nicht. Vom ersten Moment an, in dem sie sich begegnet waren, hatte Tristan MacGregor nichts anderes getan, als ihr seine Hilfe anzubieten. Sie wollte nicht glauben, dass er wirklich der galanteste Mann war, dem sie je begegnet war. Vielmehr zog sie es vor, an ihn als den Weiberhelden mit der gespaltenen Zunge zu denken, so, wie ihn alle anderen Ladys bei Hofe kannten. Aber sie wäre eine Närrin, in ihrer derzeitigen Lage seine Hilfe abzulehnen. Doch danken würde sie ihm dafür nicht noch einmal.
»Perfekt.«
Der heisere Klang seiner Stimme strich über sie wie eine intime Berührung und ließ sie erröten, als hätte er sie damit gemeint.
»Noch eine Runde, Brüder!« Sein jovialer Ton war zurückgekehrt, als Tristan sich drei weitere Becher nahm und zwei davon weiterreichte. »Dieses Mal trinken wir auf die feinen Gäste des Königs.«
Isobels Gesicht brannte noch heißer. Sie spürte seinen Blick auf sich, der durch
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