Verfuehrt von einem Highlander
Euch auch veranlassen mag, meine Gunst gewinnen zu wollen, lasst uns eines hier und jetzt klarstellen: Ihr werdet niemals damit Erfolg haben.«
Tristan vermutete, dass sie recht hatte. Es würde mehr Zeit brauchen, als er in Whitehall zur Verfügung hatte, um Isobel in sein Bett zu bekommen. Er verstand jetzt, warum er das so unbedingt wollte. Er wollte ihre Leidenschaft unter sich spüren, feindlich und heiß und dann wieder schnurrend vor Entzücken, während sie ihn ritt. Seine finstere Absicht? In der Tat war immer das sein letztes Ziel, wenn er ein begehrenswertes Mädchen sah. Bei Isobel war das nicht anders.
Aber sie war anders. Sie hasste ihn für das, was er war, nicht für das, was man über ihn sagte. Zum ersten Mal war Tristan sich nicht sicher, ob er die Meinung eines anderen Menschen über sich würde ändern können, doch er war entschlossen, es zu versuchen.
»Isobel«, er schloss seine Finger um ihr Handgelenk und hinderte sie am Davongehen, als sie sich abwandte, »ich möchte Euch überzeugen, dass ich nicht der Barbar bin, für den Ihr mich haltet. Ist das denn eine so finstere Absicht?«
»Eine finstere Absicht ist es, wenn ich mich fragen muss, warum Ihr mich denn so unbedingt davon überzeugen wollt«, schoss sie zurück. »Wir sind Feinde. Nichts, was Ihr sagt oder tut, wird diese Wahrheit je ändern.«
»Vielleicht wird es das doch«, wandte er ein, und die Worte kamen aus seinem Mund, ehe er die Zeit hatte, über sie nachzudenken. »Vielleicht seid Ihr und ich es, die diesem Hass und Schmerz endlich ein Ende bereiten können.«
Sie zog die Augenbrauen zusammen und sah ihn fragend an. »Ihr bietet Eure Hilfe an, wieder einmal.«
»Ja.«
»Ihr wollt mich glauben machen, dass Euch das tatsächlich ein Anliegen ist?«
Es war ihm ein Anliegen, und das aus mehr Gründen, als er ihr je aufzählen könnte. »Ihr werdet es glauben, wenn Ihr mir die Chance gebt, es Euch zu beweisen.«
Sie lachte und befreite sich mit einem Ruck aus seinem Griff. »Indem wir Liebende werden?«
Dieses Mal ließ er sie an sich vorbeigehen. »Indem wir Freunde werden.«
Sie blieb stehen. Als sie sich umdrehte, wusste Tristan nicht, welche Reaktion er von ihr zu erwarten hatte. Innerlich bereitete er sich auf alles vor.
Im hellen Sonnenlicht, das durch das Laub der Bäume fiel, stand sie da wie in goldenes Feuer gehüllt. Aber diese lebende Flamme hatte einen Kern, der aus Eis geschnitzt war. »Freundschaft würde Vertrauen voraussetzen, und meines werdet Ihr niemals gewinnen.« Sie machte einen Schritt auf ihn zu, ihre Hände waren zu Fäusten geballt. »Genau genommen finde ich es abscheulich, dass Ihr denkt, Ihr könntet es. Es beweist mir, dass Ihr keine Vorstellung davon habt, was Eure Familie meiner genommen hat.« Als er etwas erwidern wollte, schnitt sie ihm das Wort ab. »Ihr sprecht von Hass und Schmerz, doch Ihr musstet nicht dabei zusehen, wie Euer Bruder eine Grube ausgehoben hat, die groß genug sein musste, um Euren Vater hineinzulegen. Eure Schwester hat sich nie darum sorgen müssen, was sie ihren Geschwistern als nächste Mahlzeit zu essen geben könnte. Sie hat niemals des Nachts voller Angst um deren Sicherheit wach gelegen, weil der Clan die Familie im Stich gelassen hat, nachdem sie mit einem Jungen als ihrem Chieftain zurückgelassen worden war. Wie viele Male haben feindliche Clans Euer Heim angegriffen und zerstört, für das Eure Hände geblutet haben? Und das nur, weil sie wussten, dass Ihr Euch nicht verteidigen könnt? Eure Familie hat nicht nur das Leben meines Vaters genommen. Sie hat mir auch meines geraubt und das meiner Brüder. Was wollt Ihr noch hören?«
Seine Antwort kam sofort und war von einer Offenheit, wie er sie vor Isobel nur wenigen Menschen gegenüber gezeigt hatte. »Vergebt mir! Meine Absicht ist nicht, den Verlust kleinzureden, den Ihr erlitten habt. Ich möchte Euch beweisen, dass es einen MacGregor gibt, der auf andere Art denkt.«
Sie wich zurück, als er auf sie zuging; die Glut in ihren Augen wurde zu kalter Gleichgültigkeit. »Wenn Ihr die Wahrheit sagt, dann verratet Ihr Euren Clan auf eine weit tiefere Weise als nur dadurch, mit mir zu reden. Warum sollte ich einen ›Freund‹ wollen, der seiner eigenen Familie gegenüber illoyal ist?«
Isobel wartete seine Antwort nicht ab. Sie ging davon und ließ ihn stehen. Tristan starrte ihr nach, als sie die Röcke raffte und den ganzen Weg bis zu den Stufen zurücklief, die zur oberen Galerie führten.
Zum
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