Verfuehrt von einem Highlander
ersten Mal in seinem Leben fehlten ihm die Worte, die richtigen, die falschen, alle Worte. Wie zur Hölle war er gerade der Dreck unter ihren Schuhsohlen geworden? Nicht, dass er das nicht bereits schon war. Er wollte ihr nachgehen, ihr sagen, dass sie sich in ihm irrte. Er betrog seinen Clan nicht. Wenn er jemanden betrog, dann sich selbst – indem er beständig zu leugnen versuchte, zu was für einem Menschen er hatte werden sollen.
Tristan wollte sie frei machen von diesem Bild, das sie von ihm hatte, dass er die Hilflosen abschlachtete und lachte, während das Blut seiner Feinde die Erde tränkte. Dieser Mann war er nicht. Seine Angehörigen waren nicht solche Menschen. Er könnte Isobel davon überzeugen, wenn er einige wenige Wochen länger mit ihr hätte, einen Monat vielleicht. Es würde schwierig sein, Tristan wusste das. Er lächelte, als er zur Galerie hochschaute. Doch wann war die Suche nach Ehre jemals leicht gewesen?
Kapitel 7
S tatt sofort in das Zimmer ihres Bruders zurückzukehren, ging Isobel in das Banketthaus. Sollte Alex sich doch um sich selbst kümmern! Dieses Mal war er zu weit gegangen. Wollte er denn, dass noch mehr Mitglieder ihrer kleinen Familie getötet wurden? Oh, wenn sie erst Patrick erzählt hatte, was Alex sich geleistet hatte! Aber sollte sie es Patrick überhaupt sagen? Er hatte genug zu tun, auch ohne sich um ihren unbesonnenen, leichtsinnigen Bruder sorgen zu müssen. Sie war noch immer dabei, Alex zu verfluchen, als sich ihr unvermutet ein muskulöser Arm entgegenstreckte und sie am Weitergehen hinderte.
»Du bist Patrick Fergussons Schwester, aye?«
Isobel schaute in ein Paar blutunterlaufener Augen und auf einen roten buschigen Bart, in dem Speisereste klebten. Die breite Brust des Mannes versperrte ihr fast ganz die Sicht auf die Gäste des Königs, die den Bankettsaal bevölkerten.
»Ich bin John Douglas«, sagte er, legte ihr seinen fleischigen Arm um die Schultern und führte sie in eine ruhige Ecke. »Ich hab dich mit Patrick auf dem Markt in Dumfries gesehen. Ist er auch hier?«
»Nein, ich bedauere, das ist er nicht.« Isobel lächelte höflich und entwand sich seinem Arm. »Aber mein anderer …«
»Duncan!«, rief der stämmige Lowlander und schloss die Hand um ihren Ellbogen. »Schau mal, wer mir gerade in die Arme gelaufen ist!« Sein Freund kam näher, und sein Grinsen war so breit wie die klaffenden Zahnlücken in seinem Mund. John Douglas legte wieder den Arm um Isobel und neigte sein Gesicht zu ihr. »Am besten verrätst du Duncan deinen Namen, Mädchen. Er wird sich morgen daran erinnern wollen, da bin ich sicher.«
Isobel keuchte bei dem Geruch nach Bier, der Mr. Douglas’ Atem entströmte und sie mit Macht überfiel. Die Haare in ihrem Nacken richteten sich auf, als sein Arm sich enger um sie schloss und sie fest an sich gepresst hielt. Das Gefühl drohender Gefahr durchströmte sie. Instinktiv sah sie sich nach Hilfe um. Keiner der anderen Gäste des Königs schien an ihrer misslichen Lage interessiert zu sein, und selbst wenn sie es waren, so glaubte Isobel nicht, dass irgendeiner von ihnen einen Kampf mit diesen beiden Männern riskieren würde. Douglas und sein Freund mochten zu betrunken sein, um ein Schwert präzise zu führen, aber sie waren riesig groß, und eine geschwungene Faust konnte leicht einen Kiefer brechen.
»Sag was, Kleine!« Duncan drückte sich an sie. »Wir beißen dich schon nicht.«
Isobel starrte auf sein zahnloses lüsternes Grinsen. Sie wollte wirklich nicht etwas in Gang setzen, was ihre Brüder würden zu Ende bringen müssen, doch sie hatte nicht vor, vor diesen beiden schlecht erzogenen Schweinen zu Kreuze zu kriechen. »Daran habe ich keinen Zweifel.« Sie schob Douglas’ Arm von ihrer Schulter und trat zur Seite. »Wenn Ihr mich entschuldigt …«
Finger schlossen sich um ihr Handgelenk und hielten sie erneut zurück. Zudem wurde sie dieses Mal kräftig zurückgerissen und prallte gegen John Douglas’ Brust. »Nein, ich denke nicht, dass ich das will. Was ist mit dir, Duncan?«, fragte er und wandte sich an seinen Freund. »Willst du die schöne Miss Fergusson entschuldigen?«
Duncan schüttelte den Kopf, und sein hungriger Blick glitt über ihren Busen. »Vielleicht können wir sie überreden, mit in unser Zimmer zu kommen.«
»John Douglas!«
Douglas fuhr herum und zog Isobel dabei mit sich. Sie sah Tristans liebenswürdiges Lächeln.
Isobel wusste nicht, ob sie glücklich über sein Erscheinen war.
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