Verfuehrt von einem Highlander
lasst uns irgendwo hingehen, wo sie uns nicht entdecken werden.« Tristan wandte sich zum Ausgang des Banketthauses und zog sie mit sich. Dann blieb er einen Moment lang stehen. Er schwankte leicht und schüttelte den Kopf, als wollte er ihn klar bekommen.
»Ihr seid genauso schlecht wie Douglas und sein Freund«, klagte Isobel ihn an, als er sie mit sich zerrte.
»Wahrscheinlich noch schlechter, aber das habt Ihr wohl bereits vermutet.«
Sie warf einen finsteren Blick auf seinen Rücken, als er sie aus dem Gebäude führte. Tristan ging mit raschen Schritten die Galerie entlang und schaute gelegentlich über die Schulter zurück, um zu sehen, ob einer ihrer Brüder ihnen folgte.
»Lasst mich los! Ihr werdet uns alle umbringen!«
»Unsinn, ich …« Er blieb wieder stehen und griff haltsuchend nach dem Geländer.
Isobel schaute die lange Treppenflucht hinunter und dachte daran, ihn den Rest der Stufen hinunterzustoßen. »Ihr seid betrunken.«
»Es war ein Opfer, das ich gern für Euch gebracht habe.« Er gab ihr mit einem Wink zu verstehen, ihm zu folgen.
»Ich brauchte Eure Hilfe nicht.«
Dieses Mal schwieg er und bewies damit wenigstens den Anstand, ihre Behauptung weder zu widerlegen noch ihr ins Gesicht zu lachen. Die unverhüllte Absicht, die sie in John Douglas’ Augen gesehen hatte, brannte ihr noch immer im Magen. Irgendwann bevor der Schuft und sein geifernder Kumpan sie in eine dunkle Ecke des Palastes gezerrt hätten, hätte sie um Hilfe gerufen. Nur Gott wusste, was dann geschehen wäre. Doch jetzt von Tristan MacGregor zum Palasthof gezogen zu werden war nicht viel besser. Aber warum hatte sie keine Angst? Zumindest nicht um ihre körperliche Sicherheit. Er wollte etwas von ihr, und wie er es noch einen Augenblick zuvor bewiesen hatte, musste er weder Gewalt noch Drohungen anwenden, um es zu bekommen. Es war seine Wortgewandtheit, gegen die sie sich wappnen musste, das Aufblitzen von Unbeschwertheit und der Anklang von Bescheidenheit in seinem sündhaften Lächeln, das sie in Versuchung führte, ihn zu mögen – ungeachtet dessen, wer er war.
»Da wären wir«, sagte er leise, als sie in den kühlen Nachmittag hinaustraten. Seine Hand, die über ihren Unterarm glitt und sich um ihre Finger schloss, war warm und so sehr viel größer als ihre. Seine Berührung war kühn und intim, und sie erhitzte Isobels Blut und Zorn gleichermaßen. »Ist das nicht besser, als mit einem Dutzend Gesichter, die man nicht kennt, zwischen vier Wänden eingesperrt zu sein?«
»Ihr scheint Menschenmengen zu mögen«, entgegnete sie steif und entzog ihm die Hand. Sorgsam verbarg sie, dass es sie nervös machte, allein mit ihm zu sein.
»Nicht immer.«
O ja, und dann war da dieser Anklang von Verletzlichkeit, der manches Mal in seiner Stimme mitschwang, der so unerwartet kam wie ein Regenschauer im Sommer … War das alles Teil seiner Faszination?
Isobel verbot es sich, ihn anzusehen. »Wenn Ihr es noch einmal wagen solltet, mich zu küssen, schlage ich Euch zu Boden.«
»Das bezweifle ich nicht.« Sein tiefes Lachen scheuchte einen Schwarm von Libellen in ihrem Bauch auf. »Obwohl es mich bereits zu Boden geworfen hat, Euren Mund das erste Mal zu kosten. Aber Ihr habt mein Wort, dass ich nur mit Euch reden möchte.«
Auch das war etwas, das sich als ebenso gefährlich erwiesen hatte.
»Ich bin nicht so leicht ins Wanken zu bringen wie Eure letzten beiden Gegner, MacGregor.«
»Gott sei dafür gedankt!«, murmelte er und ging weiter. Als sie nicht sofort folgte, blieb er stehen und wandte sich zu ihr um. Sein Lächeln wirkte im Sonnenschein weich und bezaubernd. »Nun kommt schon, Mädchen! Lasst uns zur Bank am Tor gehen, denn wenn ich mich nicht bald hinsetze, könnte ich fallen und mir wieder die Nase brechen.«
Als Isobel sich nicht von der Stelle rührte, ging er ohne sie zu der Bank hinüber und rief beim Gehen: »Ich weiß, Ihr habt Angst vor meinen Angehörigen, doch von mir habt Ihr nichts zu befürchten.«
Sie raffte ihre Röcke, und als sie an ihm vorbeiging, fauchte sie ihn an: »Ich habe vor keinem MacGregor Angst.« Entschlossen nahm sie auf der Bank Platz und starrte ihn an. Als er sich neben sie setzte, wandte sie den Blick ab.
»Und nur um das klarzustellen«, erklärte sie steif und ein wenig atemlos, »mein Bruder Patrick würde niemals eine schlafende Familie in Stücke hauen. Es war schrecklich, das zu behaupten.«
»Männer wie John Douglas und sein Freund haben nur vor der Angst
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