Verfuehrt von einem Highlander
Respekt«, entgegnete Tristan und ließ den Kopf gegen das Tor hinter ihnen sinken.
»Nun, Patrick ist ganz und gar nicht so, wie Ihr ihn dargestellt habt.« Sie sah ihn aus dem Augenwinkel an. »Er ist freundlich und ernst und unserer Familie zutiefst zugetan. Er bearbeitet Tag und Nacht unser Land und hat uns zehn Jahre lang am Leben gehalten.«
»Das klingt ganz nach meinem Bruder Rob.« Er schien mehr sagen zu wollen, wurde jedoch ein wenig grün im Gesicht. »Diese Wolken da oben drehen sich.«
»Vielleicht würde es helfen, wenn Ihr nicht zu ihnen hinaufstarrt.«
Er senkte den Kopf und grinste sie dankbar an.
Isobel musterte ihn. »Welche Art von Highlander verträgt keinen Wein?«
»Die Art, die es vorzieht, bei Sinnen zu bleiben.«
»Und doch hängt Ihr jetzt hier herum wie ein welkes Blütenblatt.« Sie wandte sich ihm mit einem strahlenden Lächeln zu, um ihn daran zu erinnern, dass er nicht neben einem dummen Weibchen saß, das bei jeder Gelegenheit in Ohnmacht fiel.
»Das sollte etwas gelten, ja?« Er schloss die Augen und lehnte sich wieder zurück. »Nur für Euch allein würde ich meinen Verstand opfern.«
Isobel sah ihn an und schüttelte ungläubig den Kopf. Wie schaffte er es, jede Beleidigung, die sie ihm entgegenschleuderte, abzuwehren, als wäre seine Haut aus Stein gemacht? Und zudem irrte sie sich in ihm. Er war kein welkes Blütenblatt. Selbst in seinem benommenen Zustand setzte er seine Zunge mit Finesse ein.
»Sagt Ihr diese schönen Worten zu allen Ladys, denen Ihr begegnet, oder spart Ihr sie allein für mich auf?«
»Ich sage die Wahrheit – meistens«, behauptete er, ohne die Augen zu öffnen. »Es sei denn, es ist gnädiger, es nicht zu tun.«
»Wie rücksichtsvoll von Euch.«
Er lachte leise über ihren trockenen Ton, erwiderte aber nichts darauf.
Isobel nutzte die Gelegenheit, ihn anzusehen, ohne dass er es bemerkte. Ihr Blick glitt über ein Profil, von dem Michelangelo vermutlich geträumt hatte, als er seinen David geschaffen hatte. Tristan MacGregor saß so lässig auf der Bank wie ein Prinz, der darauf wartete, bedient zu werden. Bei Gott, es gab so viel an ihm zu sehen … und zu bewundern. Seine Brust hob und senkte sich langsam unter dem dünnen weißen Hemd, das ihm perfekt passte. Eine Hand lag gespreizt auf seinem flachen Bauch; seine Finger waren kräftig und schlank und wie dazu geschaffen, geschickt zu agieren. Die langen Beine hatte er weit von sich gestreckt.
»Warum tragt Ihr nicht wie die anderen Euer Plaid?« Fast ungewollt war ihr diese Frage entschlüpft. »Seid Ihr nicht stolz auf Euer Erbe – selbst wenn Ihr ein MacGregor seid?« Sie sagte das Letzte mit unüberhörbarem Abscheu.
»Ich bin glücklich, der zu sein, der ich bin – sowohl ein MacGregor als auch ein Campbell.«
Ja, richtig, er war der Neffe des toten Earl of Argyll. Das hätte sie fast vergessen. Da sie nicht wollte, dass das Gespräch in diese Richtung ging, lenkte sie es in eine andere. »Und was ist Tristan überhaupt für ein Name für einen Highlander? Laut Eurer Geschichte von König Artus ist es ein englischer Name.«
Er öffnete die Augen und lächelte. »Es ist der Name eines Ritters.«
»Warum hat Eure Mutter ihn Euch dann gegeben?«
Sein Lächeln wurde zu einem Grinsen. Es war absolut verwirrend.
»Mein Name kommt aus dem Versroman Tristan, der die wahre Geschichte über Tristan und Isolde erzählt, die hinter Malorys Le Morte d’Arthur steckt. Es war die Lieblingsgeschichte meiner Mutter, als sie ein Kind war. Sie und mein Onkel haben sie mir oft vorgelesen. Möchtet Ihr, dass ich sie Euch erzähle?«
»Lieber nicht«, lehnte Isobel ab und wandte den Blick ab. Himmel, aber er war seltsam! Welcher Schuft, der sich nach eigenem Eingeständnis wenig um die Konsequenzen seines Handelns scherte, schätzte ritterliche Taten derart hoch? »Ich bin ganz und gar nicht daran interessiert«, log sie.
»Es ist die Geschichte eines legendären Ritters und der Dame, die er liebte, und erzählt, wie er seinen geliebten König verraten hat.« Es schien ihm etwas besser zu gehen, denn er richtete sich leicht auf. »Ich habe seit vielen Jahren nicht mehr an diese Geschichte gedacht, obwohl mein Name mich jeden Tag daran erinnern müsste.« Er lächelte vor sich hin, und dann, als erinnerte er sich ihrer wieder, blinzelte er Isobel an. »Doch jetzt, da ich daran denke«, fuhr er leise fort, und sein Lächeln verschwand, »ist es eine Geschichte, von der ich meine, dass sie Euch
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