Verfuehrt von einem Highlander
sprach überhaupt niemals über die MacGregors. Isobel liebte ihn dafür, dass er auch jetzt nicht die Sprache auf sie brachte.
Die Unterhaltung dauerte bis spät in die Nacht. Die Männer redeten über die Hochzeit und kamen überein, dass das kommende Frühjahr am besten dafür geeignet sei (Isobel beschloss davonzulaufen; zu dem alten Mann, der ihr seine Pistole vor das Gesicht gehalten hatte). Sie sprachen über die Überfälle der Cunninghams, die zum zweiten Mal binnen zwei Jahren angegriffen und das Korn der Fergussons niedergebrannt hatten. Andrew versprach, nach seiner Hochzeit mit Isobel einige seiner besten Männer zu schicken, um die Ernte zu bewachen. Warum hatte er das nicht schon längst getan, wenn sie ihm so viel bedeutete? Da nur sie und ihre sechs Brüder hier lebten, wusste Andrew doch, dass ihre Familie ohne Verteidigung war, ebenso wie diese Bastarde von Cunninghams das wussten. Warum also hatte er nicht schon zuvor seine Hilfe angeboten? Tristan hätte das getan.
Als Patrick und Andrew ausgetrunken hatten, was an Whisky da gewesen war, war es zu spät, ihre Gäste auf den Heimweg zu schicken. Doch als Patrick ihnen anbot, über Nacht zu bleiben und sie am Morgen nach Hause zu fahren, hätte Isobel ihn am liebsten umgebracht.
Kapitel 12
T ristan erreichte die nördlichen Lowlands mit einem Fluch auf den Lippen. Was zur Hölle hatte ihn dazu getrieben, so weit zu reiten, nur um ein Mädchen zu sehen? Er musste den Verstand verloren haben. Keine Frau, keine noch so gute Absicht war den erbarmungswürdigen Zustand wert, in dem sich sein Hinterteil befand. Er war müde und hungrig und hatte sich wahrscheinlich eine tödliche Krankheit eingefangen, als er im eiskalten Wasser des Lochs Katrine unfreiwillig ein Bad genommen hatte. Ein halbes Dutzend Mal hätte er fast kehrtgemacht, um wieder nach Hause zu reiten. Dabei machte ihm gar nicht so sehr der Schmerz zu schaffen, der ihm nach so vielen Tagen im Sattel in den Knochen steckte. Es war in erster Linie sein Gemütszustand, weil er diese Reise überhaupt in Angriff genommen hatte. War er verrückt, wenn er glaubte, eine zehn Jahre währende Fehde beenden zu können, die beide Clans so viel gekostet hatte? Was er da vorhatte, ging weit über alles hinaus, was seine Familie ihm vergeben würde, wenn sie herausfand, wohin er geritten war, und wenn sein Vorhaben misslang. Was, wenn er nicht fand, was er wollte und brauchte? Je stärker sein Hinterteil schmerzte, desto stärker zweifelte Tristan am Erfolg seines Vorhabens. Dennoch ritt er weiter; angetrieben von der Erinnerung an Isobel Fergusson und der Sehnsucht seines Körpers nach ihr.
»Du bist verrückt«, sagte er laut zu sich, als er am Ufer des Flusses Nith entlangritt. »Sie braucht dich nicht in ihrem Leben, und so sicher, wie es die Hölle gibt, brauche ich sie nicht in meinem.«
Aber er hörte nicht auf sich. Denn mit jeder Meile, die ihn näher zu ihr brachte, brannte er stärker darauf, sie wiederzusehen.
Tristan befürchtete schon, dass seine Reise vergebens sein könnte, als die ersten vier Reisenden, denen er auf der Straße begegnete, nichts über eine Familie Fergusson wussten, die irgendwo hier wohnen sollte. Doch eine Viertelstunde später wies ihm ein fünfter Mann, der einen Karren fuhr, die richtige Richtung – verbunden mit der Warnung, auf der Hut zu sein.
Bis auf das Meckern einer Ziege irgendwo in der Ferne war es auf dem Hof der Fergussons gespenstisch still. Tristan zügelte sein Pferd und stieg, hinter einer Baumreihe verborgen, aus dem Sattel. Er hielt Ausschau nach irgendwelchen Anzeichen von Leben. Er wollte Isobel nicht erschrecken, indem er unvermutet vor ihrer Haustür auftauchte. Und er wollte vermeiden, dass ihm Patrick Fergusson in die Brust schoss, weil er ohne Einladung sein Land betreten hatte – nicht, dass Patrick nicht ohnehin auf ihn schießen würde, wenn er herausfand, wer Tristan war. Verdammt, er hatte nicht einmal darüber nachgedacht, welchen Vorwand er Isobels Brüdern für seine Anwesenheit nennen könnte. Was hatte sie gesagt, wie viele sie hatte? Er schaute sich um, entdeckte jedoch niemanden. Seltsam. War er hier überhaupt richtig? Bis auf den Rauch, der aus dem Schornstein des kleinen Landhauses aufstieg, regte sich nichts auf dem Anwesen. Es gab ein halbes Dutzend Hütten, die verstreut auf den üppig grünen Hügeln standen, aber keine von ihnen sah bewohnt aus. Vielmehr befanden sich alle in einem traurigen Zustand des
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