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Verfuehrt von einem Highlander

Verfuehrt von einem Highlander

Titel: Verfuehrt von einem Highlander Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paula Quinn
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Zerfalls.
    Nicht weit vom Haus entfernt, befand sich eine große Scheune. Die schwere Holztür stand einen Spaltbreit offen und bewegte sich leicht in der Nachmittagsbrise. Von drinnen hörte Tristan wieder eine Ziege meckern. Doch wo zur Hölle waren die Menschen? Er erinnerte sich, dass Isobel ihm erzählt hatte, ihre Familie wäre nach dem Tod ihres Vaters vom Clan im Stich gelassen worden. Wer bestellte das Land? Gewiss waren es zu viele Morgen für einen Mann allein, selbst wenn er die Hilfe einiger seiner Brüder hatte. Tristan betrachtete die Umgebung genauer. Heuballen waren ordentlich an der Ostwand der Scheune gestapelt worden. Furchen frisch gepflügter Erde reihten sich auf der einen Hälfte eines riesigen, von der Sonne beschienenen Feldes aneinander, während die andere darauf wartete, abgeerntet zu werden. Sie prahlte mit einer beeindruckenden Ansammlung von Kürbissen, Rüben, Kohl und Mais sowie Ackerstreifen mit Hafer, Weizen und anderen Getreidesorten.
    Das wie Musik klingende Lachen einer Frau hinter dem Scheunentor erregte Tristans Aufmerksamkeit und trieb ihn aus seinem Versteck. War das Isobel? War sie allein? Er schlich sich zu einem Baum, der näher am Haus stand, als das Scheunentor weiter aufgestoßen wurde. Ein Mann trat heraus. Er trug in jeder Hand einen Eimer und schaute sich suchend um. Es schien, als hielte auch er nach irgendwem Ausschau. Als er niemanden sah, schüttelte er den Kopf und schlug den Weg zum Haus ein.
    Von seinem Versteck aus erkannte Tristan Cameron Fergusson. Wo waren die anderen Brüder Isobels? Sein Blick glitt zurück zur Scheune. Sie war dort drinnen. Für einen Moment oder zwei kämpfte er mit sich, ob er zu ihr gehen sollte. Auf dem Ritt hierher hatte er sich ihr Zusammentreffen wohl tausend Mal ausgemalt, aber jetzt, da er am Ziel war, fühlten sich seine Füße an wie festgewachsen.
    Das Scheunentor öffnete sich erneut. Als Tristan Isobels Haar im Schein der Sonne aufglühen sah, löste sich seine Erstarrung, und er trat hinter dem Baum hervor. Er beobachtete sie und ging leise weiter. Lautlos bahnte er sich seinen Weg um Baumstämme und Buschwerk herum, immer außerhalb ihrer Sicht. Statt auf das Haus zuzugehen, nahm Isobel eine große Forke von der Scheunenwand und stach sie in einen der Heuballen. Sie trug das aufgespießte Heubündel in die Scheune und kehrte dann zurück, um ein weiteres zu holen. Sie hatte diesen Gang zwei Mal gemacht, als Tristan seine Deckung verließ. Als Isobel ein drittes Mal in der Scheune verschwunden war, ging er fünfzig Schritte weiter, dann blieb er stehen. Statt hinter ihr herzuschleichen, würde er hier auf ihre Rückkehr warten und sich ihr zeigen.
    Ein stechender, heißer Schmerz durchfuhr seine linke Wade bis hinauf in seinen Oberschenkel. Sein Bein gab nach, und er fiel auf die Knie. Im Fallen drehte er sich um und sah einen Pfeil aus seinem Stiefel ragen. Kaum hatte er nach seinem Schwert gegriffen (er war nicht ein solcher Narr, dass er ohne reiste), durchbohrte ein weiterer Pfeil seine Schulter.
    »Ich schwöre«, verkündete er, als er, schon recht schwach zumute, in die drei schmutzigen Gesichter sah, die ihn anstarrten, »dafür werdet ihr Mistkäfer bezah…« Er sprach nicht zu Ende. Der augapfelgroße Stein traf ihn an der Stirn und raubte ihm das Bewusstsein.
    Isobel verließ die Scheune gerade noch rechtzeitig, um zu sehen, wie Tamas einen Stein mit seiner Schleuder abschoss. Sie keuchte entsetzt auf, als das Geschoss einen Mann traf, der bereits in die Knie gegangen war. Wie tot fiel der Fremde um.
    »O Gott, sei uns gnädig!« Sie ließ die Forke fallen und begann zu rennen. »Was habt ihr drei getan?«
    »Er ist ein Highlander«, erklärte Lachlan hastig, als gäbe ihm das die Erlaubnis, auf den bedauernswerten Mann zu schießen.
    »Er war hinter dir her, Bel«, verteidigte sich Tamas. »Wir haben gesehen, wie er hinter den Bäumen vorgekommen ist, um dir nachzuschleichen. Kriege ich sein Pferd?«
    Aber seine Schwester hörte ihm schon nicht mehr zu. Tristan. Für einen Moment ließ der Schock, ihn wiederzusehen, Isobel das Blut in den Adern stocken. Was hatte er allein hier zu suchen? Warum war er gekommen? Sie hatte ihm klargemacht, dass sie niemals Freunde sein könnten. War ihre Einschätzung richtig gewesen, und Freundschaft war das Letzte, woran er dachte? Sie erinnerte sich an den Mann, der ihr lächelnd Rittergeschichten erzählt hatte, während sie im Garten des Königs spazieren gegangen waren.

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