Verfuehrt von einem Highlander
Tristan gab es diese Hoffnung nicht, wenn irgendjemand herausfand, wohin er sich nach seinem Fortgang von Camlochlin gewandt hatte. Nicht, dass irgendjemand ihn während seiner Abwesenheit suchen würde. Er war der ruhelose Sohn, der leichtsinnige, der tat, was er wollte, und der sich nicht um die Konsequenzen scherte. Es sah ihm ähnlich, dass er allein loszog, um ein weiteres bedauernswertes Mädchen ins Unglück zu stürzen.
Er war eben einfach … Tristan.
Nachdem er die Klippen von Elgol hinter sich gelassen hatte, wandte er sich nicht noch einmal um. Tristan drehte sich nie um, wenn er zu einer seiner Reisen aufbrach. Fortzugehen und alles hinter sich zu lassen war immer einfacher, als zu versuchen, sich einzufügen.
Vielleicht könnte er mit Isobels Hilfe auch das ändern.
Kapitel 11
N imm sofort zurück, was du gesagt hast!«
John Fergusson spannte den Pfeil in seinem Bogen. »Warum sollte ich, wenn es wahr ist?« Er zielte auf die Tierhaut, die fünfzig Meter entfernt an einen Baum genagelt worden war, schoss und wandte sich dann grinsend zu seinen Brüdern um. Er sah den kleinen Stein nicht, der herangeflogen kam und ihn am Kopf traf. Nur der weite Himmel füllte seinen Blick, als er einen Moment später die Augen wieder aufschlug – der Himmel und Tamas’ roter Haarschopf und dessen Stirnrunzeln, das keine Reue verriet.
»Das nächste Mal werde ich einen größeren Stein nehmen«, drohte er.
»Was zur Hölle habe ich dir darüber gesagt, mit diesem Ding auf uns zu schießen?« Lachlan, der älteste der drei Brüder, klatschte seine Hand gegen Tamas’ Hinterkopf. Ohne die Reaktion abzuwarten, riss er seinem Bruder die abgenutzte Schleuder aus der Hand. »Dieses Mal wirst du sie nicht zurückbekommen.«
Tamas ballte die Fäuste und warf den Kopf in den Nacken. »Isobel! Lachlan will mir meine Schleuder nicht zurückgeben!«
»Weil er John damit am Kopf getroffen hat und der jetzt blutet«, rief Lachlan in Richtung Scheune, in der seine Schwester die Ziegen molk.
In der Scheune lehnte Isobel die Stirn gegen Glennys Flanke. »Gott, gib mir Kraft!« Ehrlicherweise musste sie zugeben, dass sie den Frieden eines Tages schon gar nicht mehr genießen konnte, hatten die drei Jungen nicht mindestens einmal damit gedroht, etwas zu töten … normalerweise sich gegenseitig. »Ich komme!« Sie stand vom Schemel auf, raffte die Röcke und scheuchte auf dem Weg nach draußen ein Huhn aus dem Weg.
Als sie John im Gras sitzen sah, der zwar ein wenig benommen, aber glücklicherweise nicht schwer verletzt aussah, richtete sie ihren ernsten Blick auf Tamas. »Warum hast du auf ihn geschossen?«
»Er hat mich ein Baby genannt.«
»Und indem du dein Temperament nicht beherrschst, hast du ihm bewiesen, dass er sich irrt?«, entgegnete Isobel, die sich neben John gekniet hatte, um ihn sich genauer anzusehen.
Tamas schüttelte den Kopf. »Ich habe ihn überzeugt, mich nie wieder so zu nennen.«
Isobel schaute von ihrer Inspektion der Wunde auf. »Dann werde ich dich so nennen«, sagte sie mit genügend Schärfe in der Stimme, um das herausfordernde Grinsen aus seinem runden, sommersprossigen Gesicht zu wischen. »Du bist elf Jahre alt, Tamas, und noch jung genug, um eine Abreibung zu bekommen.« Sie sah die beiden anderen an, die ihr Bestes taten, unschuldig dreinzuschauen und dabei kläglich versagten. Die drei waren permanent dabei, jemanden oder etwas zu terrorisieren. Was sollte sie mit ihnen machen? Gerade gestern erst hatten sie dem riesigen Hornissennest hinter dem Haus den Krieg erklärt – und verloren. Die Pferde nahmen vor ihnen Reißaus, die Ziegen hatten Angst vor ihnen, und vier Bauern aus den Nachbardörfern hatten bereits damit gedroht, sie zu erschießen, sollten sie je wieder einen Fuß auf deren Land setzen. »Genau genommen könntet ihr alle eine Tracht Prügel vertragen. Ich weiß wirklich nicht, warum ich Patrick nicht längst gebeten habe, das einfach zu tun.«
»Patrick würde uns niemals schlagen.« John lächelte zu ihr hoch. Ihr Herz zog sich bei dem Gedanken zusammen, was aus ihren Brüdern werden würde, sollte sie sie jemals verlassen. Ihre Mutter war kurz nach Tamas’ Geburt gestorben, und Isobel war die Aufgabe zugefallen, sich um ihre Familie zu kümmern und sie zu umsorgen. Als dann ein Jahr darauf ihr Vater getötet worden war, hatte Patrick die andere Hälfte der elterlichen Pflichten übernehmen müssen – und er erfüllte sie alle gut, bis auf eine. Er hatte niemals den
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