Verfuehrt von einem Highlander
Isobel atmete schneller, als sie sich neben ihn kauerte. War er der geschickteste Betrüger des Teufels, oder hatte sein Auftauchen einen edleren Grund?
»John!«, stieß sie hervor, nachdem sie erleichtert festgestellt hatte, dass das Opfer ihrer Brüder noch lebte. »Hol Cameron! Schnell! Tamas, wir brauchen eine Decke, um ihn ins Haus zu bringen.«
»Ins Haus?« Tamas krümmte sich, als hätte man ihn geschlagen. »Er ist ein Fremder. Patrick wird …«
»Tamas!« Isobel brachte ihn mit einem frostigen Blick zum Schweigen. »Hol sofort eine Decke, oder ich werde Patrick von den zwei Dutzend Eiern erzählen, die du auf der Wallace-Farm gestohlen hast!«
Das Gesicht ihres Bruders wurde bleich, dann rannte er ins Haus.
Als sie allein waren, beugte sich Lachlan zu ihr. Seine Stimme klang beunruhigt. »Wir dachten, dieser Mann wollte dir etwas zu antun.«
Ihr Blick glitt zum sinnlichen Schwung von Tristans Mund und verweilte dort. »Das könnte sein.«
»Kennst du ihn, Bel?«, fragte Lachlan. »Wer ist er?«
Lieber Gott, sie konnte kaum atmen, und ihre Pestwurz … er war in ihre Pestwurzpflanze gefallen und hatte sie mitsamt der Wurzel ausgerissen. Sie war dahin. »Sein Name ist Tristan. Tristan MacGregor«, sagte sie, als Cameron und John zu ihr gelaufen kamen. »Ich bin ihm in England begegnet.«
Sie sah Cam an und wünschte sofort, sie hätte es gelassen. Niemand wusste, dass sie in Whitehall mit Tristan Zeit allein verbracht hatte. Niemand außer Cameron. Er hatte sie nicht danach gefragt, was sie und den Feind ihrer Familie zusammengeführt hatte oder worüber sie gesprochen hatten. Doch jetzt stellten seine Augen ihr diese Frage. Was hatte sie diesem MacGregor erzählt, das ihn veranlasst hatte, zu ihnen zu kommen und es zu wagen, seinen Fuß auf ihr Land zu setzen?
»Cam, er lebt«, sagte sie. Sie würde sich später darum kümmern, was ihr Bruder von ihr dachte. »Um unserer aller Wohl willen müssen wir dafür sorgen, dass das so bleibt. Wenn er auf unserem Land stirbt, wird seine Familie …«
»Ich weiß.« Ihr Bruder nickte und stellte auch jetzt keine Fragen.
Kapitel 13
T ristan war schwerer, als er aussah, und Isobel verfluchte ihn ein wenig, als sie und ihre Brüder seinen schlaffen Körper auf eine Decke hoben und ihn ins Haus schleiften.
»Wir müssen die Pfeile herausholen«, sagte sie außer Atem, während sie ihn die Treppe hinauf in das obere Stockwerk schafften. »Wir werden ihn in Alex’ Bett legen.«
»Alex wird das nicht gefallen, wenn er davon erfährt. Du weißt, dass er die MacGregors hasst.«
Isobel war versucht, ihr Ende der Decke loszulassen und Tamas eine Kopfnuss zu verpassen.
»Patrick wird es auch nicht gefallen, wenn er von den Kennedys zurückkommt«, fügte Lachlan hinzu.
Isobel warf beiden einen missbilligenden Blick zu. »Wollt ihr etwa, dass ich mich in der Scheune um ihn kümmere?«
»Alex’ Bett ist gut«, sagte Cam ruhig und zog an seinem Deckenende. »Hört auf, mit Isobel herumzustreiten, und gehorcht ihr zur Abwechslung einfach einmal!«
»Ich streite nie mit ihr«, widersprach John. Sie hatten Alex’ Zimmer erreicht und legten Tristan auf das Bett. »Die beiden hier sind es, die immer Ärger machen.« Er wies mit dem Kinn auf Lachlan und Tamas, die sofort zu protestieren begannen.
Erschöpft, frustriert und voller Angst, ließ sich Isobel auf den nächstbesten Stuhl sinken und schlug die Hände vor das Gesicht. Was dachte sie sich eigentlich, dass sie einen MacGregor in ihr Haus brachte, in das Bett ihres Bruders? Sie brauchte Zeit zum Nachdenken, und zwar ohne die Jungen, die sich ständig stritten.
»Was hast du, Bel?«, fragte John zärtlich und beugte sich zu ihr. »Hast du Angst davor, die Pfeile herauszuziehen?«
»Warum sollte sie?« Lachlan schob ihn zur Seite. »Sie hat das letzten Frühling sehr gut gemacht, als Tamas sein Ziel verfehlt und mich in den Arm getroffen hat.«
»Wir könnten es für dich tun, Bel«, bot Tamas sich freiwillig an, wenn auch mit einer Spur von Bosheit in der Stimme. »Uns stört Blut nicht.«
Ja, das wusste sie zur Genüge. »Nein, Tamas, ich werde mich darum kümmern.« Isobel stand auf, rieb sich die Stirn und riss sich um ihrer Brüder willen zusammen. »Ich brauche sauberes, kochend heißes Wasser und reine Tücher. Reißt eines meiner Bettlaken in Streifen. Ich habe sie heute Morgen gewaschen, sie sollten also geeignet sein.« Sie trat näher an das Bett, um Tristans Wunden anzusehen. Gnädiger Gott,
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