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Verfuehrt von einem Highlander

Verfuehrt von einem Highlander

Titel: Verfuehrt von einem Highlander Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paula Quinn
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Zumindest, bis er sich das nächste Mal einer auf ihn gerichteten Schwertspitze gegenübergesehen hatte.
    »Was habt Ihr als Junge gemacht?«, fragte John ihn eines Abends, während er sich die Füße am knisternden Kaminfeuer wärmte.
    Isobel schaute von ihrem Becher Honigwein auf, als das Knistern des Feuers lange Zeit alles blieb, was sie hörte. Sie warteten auf Tristans Antwort, doch er schwieg, den Blick auf etwas gerichtet, das sie nicht sehen konnten.
    »Seid Ihr auch oft in Schwierigkeiten geraten?«, hakte John nach und zwang Tristans Aufmerksamkeit zu ihnen zurück. Er lächelte.
    »Kaum. Ich war mehr wie du, weniger wie Tamas. Außerdem hätte meine Mutter nicht toleriert, dass wir Fausthiebe austeilen, wie viele meiner Cousins es tun.«
    »Was habt Ihr denn gemacht?«, wollte Patrick wissen und legte noch Holz nach.
    »Ich habe Bücher gelesen und mich darin geübt zu …«
    »Ihr könnt lesen?«, fragte John mit großen Augen. Als Tristan nickte, rückte er näher zu ihm. »Was für Bücher habt Ihr gelesen?«
    Isobel beobachtete, wie Tristan sich auf seinem Stuhl bewegte. Zum ersten Mal, seit er seinen üblichen Platz am Feuer eingenommen hatte, sah er ein wenig unbehaglich drein. »Überwiegend Bücher, die von Monmouth, Chaucer und Sir Thomas Malory geschrieben worden sind.«
    John sah ihn fasziniert an. »Worüber haben sie geschrieben?«
    »Über Ritter«, erwiderte Tristan ruhig. Er sah Isobel an und ließ seinen Blick gerade so lange auf ihr ruhen, dass sie seine Aufmerksamkeit vermisste, als er sein warmes Lächeln wieder John schenkte. »Sie haben über ritterliches Benehmen geschrieben, über höfische Liebe und ehrenvolle Aufgaben.«
    »Erzählt uns eine der Geschichten!«, bat John, dann gähnte er und streckte die Beine von sich.
    Nach einem nur kurzen Zögern erzählte Tristan ihnen eine Geschichte von Geoffrey Chaucer, die den Titel »The Knight’s Tale« trug, wenn er sich richtig erinnerte – eine Geschichte über zwei Recken, die für die Verkörperung der ritterlichen Prinzipien ihrer Zeit standen. John lachte über die wohlgesetzten Worte, als Tristan die Verse über das schöne Mädchen Emily rezitierte, dessen Gunst die beiden Ritter zu gewinnen suchten. Auch Isobel hörte zu und ließ sich von der Leidenschaft in Tristans Stimme und dem Glanz in seinen Augen gefangen nehmen, wenn er von Ehre sprach. Sie fragte sich, wie er als Kind diese hehren Werte so fest in seinem Herzen hatte verwahren können und doch zu einem Mann geworden war, der so vielen Frauen das Herz gebrochen hatte. Welche seiner Seiten war real?
    »Ins Bett mit euch, Jungs!«, befahl Patrick eine Stunde später, als Tristans Geschichte zu Ende war. »Es ist spät.«
    »Aber es ist …«
    »John«, sagte Patrick, ohne von seiner Schachpartie mit Cameron aufzusehen.
    Sofort griffen John und Lachlan nach ihren Stiefeln und gingen zu Bett, wobei sie Isobel auf ihrem Weg aus dem Zimmer einen Gutenachtkuss gaben.
    In der Wohnstube wurde es so still wie in einer Stadt, die vom tödlichen Fieber heimgesucht worden war. Isobel spürte Tristans Blick auf sich ruhen. Er wollte ihr etwas sagen, und sie würde antworten müssen. Sie war wegen Tamas noch immer ärgerlich auf ihn, und sie wollte, dass das so blieb. Es war sicherer für ihr Herz. Sie durfte nicht auf ihn hereinfallen, nachdem sie seinen Namen so lange Zeit gehasst hatte. Schließlich wusste sie nicht, welcher der beiden Männer der wahre Tristan war. Der Schuft oder der Held.
    »Iso …«
    Sie sprang auf und stach sich an der Nähnadel. »Ich gehe auch zu Bett. Gute Nacht.«
    »Erlaubt mir dann, Euch zu Eurem Zimmer zu geleiten!«, besaß Tristan die Kühnheit zu sagen.
    Den Rücken ihm zugewandt, blieb Isobel stehen. Ihre Schultern spannten sich an, als er an ihr vorbeiging und die Hand zur Tür ausstreckte. Was war er doch für ein verwegener, entschlossener Narr! Nachdem ein schrecklicher Augenblick ohne eine Äußerung vonseiten ihrer Brüder verstrichen war, ballte sie die Hände zu Fäusten und stürmte aus dem Zimmer.
    »Ihr wisst, dass ich nicht mit Euch zu reden wünsche«, schleuderte sie ihm entgegen, als sie allein auf dem Korridor waren.
    »Aye, das habt Ihr deutlich gemacht.«
    »Nicht deutlich genug, wie es aussieht.« Sie raffte ihre Röcke, um ihm zur Treppe voranzugehen.
    »Ihr seid wegen Tamas so wütend auf mich«, sagte er und hielt mit ihr Schritt.
    »Warum sollte ich das sein? Oh, wartet, vielleicht waren es die Ameisen, die Ihr in sein

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