Verfuehrt von einem Highlander
sich zu einem Lächeln, das so spitzbübisch wirkte wie das von Tamas. »Isobel, wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich meinen, du selbst bist auf Tristan scharf.«
»Sei nicht albern!« Isobel lachte und wandte sich dann rasch wieder der Milch zu.
»Ich dachte, vielleicht schwärmt er auch für dich«, redete Annie gnadenlos weiter. »Wann immer du in der Nähe bist, hält er bei dem inne, was er macht, und sieht zu dir hin. Ich habe ihn gefragt, ob er dich Andrew wegnehmen will.«
»Und seine Antwort?«, fragte Isobel und verfluchte sich im Stillen für ihre zitternden Hände.
»Er hat mir versichert, dass er kein Dieb ist.«
Das war es also? Isobel wischte sich die Hände an der Schürze ab und schloss die Augen. Warum gab ihr seine Antwort das Gefühl, er habe ihr sein Schwert mitten ins Herz gestoßen? Weil er ihr etwas bedeutete. Gott mochte ihr helfen! Sie hatte geschehen lassen, dass er sie verführte, ganz genau so, wie er es mit all den anderen Frauen getan hatte, mit denen er gespielt und sie dann verlassen hatte. Er würde sie auf die gleiche Art verlassen. Anfangs hatte sie gewollt, dass er ging, doch jetzt wollte sie das nicht mehr. Sie konnte es sich nicht mehr vorstellen, dass nicht jeder Tag damit erfüllt war, sein Lächeln zu sehen, oder dass er ihr nicht jede Nacht leidenschaftliche Küsse raubte. Aber er liebte sie nicht. Er war bereit, sie Andrew zu überlassen, ohne auch nur mit der Wimper zu zucken. Sie wollte ihn dafür hassen.
Weder Tristan noch Isobel kamen an diesem Abend nach dem Essen in die Wohnstube. Isobel ging früh zu Bett und schwor sich, niemals wieder zuzulassen, dass sie sich in einen Mann verliebte, der ihre Gefühle nicht erwiderte.
Sie glaubte nicht, dass Andrew sie liebte, doch zumindest war er bereit, um sie zu kämpfen.
Kapitel 26
B is er Andrew Kennedy begegnet war, hatte Tristan nie den Wunsch verspürt, einen Mann zu töten.
Nach seinem Kampf damals mit Alex war Tristan stolz darauf gewesen, sich auch in Momenten der Wut noch beherrschen zu können. Er hatte gelernt, wie er sich gegen jene Gefühle schützen konnte, die in den Herzen anderer Männer Unheil anrichteten. Er hatte sich geweigert, seine Seele von Neid verderben zu lassen, als seine Brüder Erfolg bei dem hatten, worin er versagt hatte: Lob aus dem Munde ihres Vaters zu hören. Nach außen hin hatte er niemals dem Grimm über den Verlust seines Onkels oder dem Schmerz und dem Gefühl der Einsamkeit nachgegeben, die bald danach gekommen und eigentlich nie wieder gegangen waren. Er verbarg seine Gefühle nicht; er beherrschte sie ganz einfach.
Doch sein Entschluss zu respektieren, dass Patrick sein Wort gegeben und Isobel Andrew Kennedy versprochen hatte, geriet rasch ins Wanken.
Wäre ihm die junge Annie nicht ständig nachgelaufen, er hätte Isobel in die Hügel gezerrt oder in die Scheune oder irgendwohin, wo sie ein paar Augenblicke allein hätten haben können. Zur Hölle, er versuchte ja mit aller Kraft, das Richtige zu tun und Patricks Wünsche zu achten, aber nach drei Tagen des Sich-auf-die-Zunge-Beißens und des Hände-bei-sich-Behaltens, statt sie um Kennedys Hals zu legen, fürchtete Tristan, dass er niemals die Ehre finden könnte, die er suchte.
Das Schlimmste von allem war, dass es ihm egal war. Er konnte nicht zulassen, dass Isobel diesen Menschen heiratete. Der Gedanke, sie zu verlieren, entzündete eine Furcht und eine Wut in ihm, die er niemals losbrechen sehen wollte. Er musste allein mit ihr reden und ihr sagen, dass Andrew nicht gut genug für sie war. Kein sterblicher Mann war gut genug für sie.
Tristan wusste, dass er sich sein Vorgehen besser hätte überlegen müssen, doch es lag nicht in seiner Natur, vorsichtig zu sein. Er wartete, bis sich nach dem Abendessen alle zu einem warmen Honigwein in die Stube zurückzogen, dann nahm er Isobel am Arm und hielt sie auf dem Korridor zurück.
»Kommt mit mir zu den Hügeln! Ich möchte mit Euch reden.«
Sie sah so überrascht und erleichtert aus, dass er in Versuchung geriet, sie auf der Stelle zu küssen.
»Ihr liebt ihn nicht, Isobel, nicht wahr?«
»Nicht ihn, nein.« Sie schüttelte den Kopf und lächelte ihn an.
Hölle, war sie schön! Er hatte es vermisst, sie anzusehen, hatte ihre Art vermisst, ihn anzuschauen. Er wollte nicht warten, bis sie draußen waren, um ihr das zu sagen. »Mir war elend in den letzten Tagen ohne Euch.«
»Warum habt Ihr mich gemieden?«, fragte sie leise und legte ihm die Hand an die
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