Verfuehrt von einem Highlander
25
I sobel murmelte einen Fluch vor sich hin, als sie die zwei Eimer mit Ziegenmilch aus der Scheune zum Haus trug. Sie blinzelte in die helle Nachmittagssonne und fluchte erneut leise über Andrew, der sich gegen die Hauswand gelehnt hatte und sein Schwert putzte. Der hämmernde Schmerz in ihrem Kopf machte ihre schlechte Laune nicht besser. Ebenso wenig die Tatsache, dass Andrew beharrlich darauf bestanden hatte, dass er und Annie noch einige Tage länger bei den Fergussons bleiben sollten.
Natürlich war Tristan der Grund für Andrews Wunsch gewesen. Seit zwei Tagen arrangierte sie sich nun damit, dass Andrew ihr auf Schritt und Tritt folgte und ihren Arm nahm, sobald Tristan im selben Zimmer mit ihnen war. Andrew war schon immer freundlich zu ihr gewesen, aber jetzt war er fast unerträglich nett, schwärmte er doch mit jedem Wort von ihr und machte Komplimente über ihre Kochkünste, noch ehe er überhaupt einen Löffel voll gekostet hatte.
Isobel verstand absolut nicht, warum sich ihr ungewollter Verlobter derart besitzergreifend verhielt. Seit der kurzen Unterhaltung in der Küche hatte Tristan kaum mit ihr gesprochen, und sie bekam ihn so gut wie gar nicht mehr zu Gesicht. Er verbrachte jede Stunde eines Tages mit ihren Brüdern, übte hinter dem Haus mit ihnen den Schwertkampf oder suchte sich irgendeine Aufgabe, die dafür sorgte, dass er nicht in Isobels Nähe kam. Überdies hatte er sein abendliches Geschichtenerzählen in der Wohnstube aufgegeben – sehr zur Enttäuschung ihrer jüngeren Brüder. Dass er sie so offensichtlich mied, trieb Isobel zum Wahnsinn. Machte er sich wirklich so wenig aus ihr? Sie hatte angefangen zu glauben, dass sie ihm ein wenig bedeutete. Doch er zeigte keine Anzeichen von Eifersucht oder Zorn. Er hatte einfach aufgehört, ihr seine Aufmerksamkeit zu schenken. Das auszuhalten war für sie schmerzlicher, als es die Enthüllung seiner Identität gewesen war.
»Braucht Ihr Hilfe mit den Eimern, meine Liebe?«
Isobel sah Andrew finster an. Ob sie Hilfe brauchte? War das nicht offensichtlich, wenn ihr die Milch bereits aus den Eimern und über die Füße schwappte? »Nein, aber Ihr könntet die Tür öffnen, wenn das keine zu große Mühe ist.«
Warum zur Hölle polierte er eigentlich sein Schwert? Tristan hatte ihn nicht bedroht. Er hatte ihn lediglich angelächelt – nachdem Andrew den Namen des Highlanders erfahren und ihn beleidigt hatte. Isobel bewunderte Tristans Fähigkeit, von allem so unbeeindruckt zu bleiben – so unberührt.
Als Isobel in der Küche die Milch in Krüge umfüllte, hörte sie die Haustür gehen.
»Ich könnte Euch bei den Pflanzen helfen«, sagte Annie mit atemloser Stimme. »Ich habe Isobel dabei zugesehen. Ich weiß, wie es geht.«
»Ich brauche keine Hilfe, doch Ihr habt meinen Dank für Euer Angebot.«
Isobel schaute noch rechtzeitig genug auf, um Tristan vorbeigehen zu sehen. Er wandte den Blick ab.
»Seht Ihr das, Mädchen? Ich habe Euch gesagt, dass sie die Milch allein ins Haus trägt. Wenn Ihr helfen wollt, dann helft Isobel.« Ohne ein weiteres Wort oder einen Blick in ihre Richtung verließ er die Küche.
Isobel schaute ihm nach. Er war wieder zu ihrer Rettung gekommen. Oder zumindest hatte er es versucht. Aber wie hatte er sie von den Feldern her sehen können? Es war ihr egal, wie. Sie wollte ihm nachgehen. Isobel wollte mit ihm reden, mit ihm spazieren gehen. Sie wollte, dass er sie wieder anlächelte, wollte seinen Mund auf ihrem spüren.
»Er ist absolut fantastisch«, seufzte Annie.
Isobel konnte dem Mädchen wirklich nicht verübeln, dass es Tristan wie ein junger Hund folgte, der nach dem Knochen in der Hand seines Herrn lechzte. Er hatte sich ein Tuch um den Kopf geschlungen, um zu verhindern, dass ihm sein langes Haar ins Gesicht fiel. In dem feuchten Hemd, das wie eine zweite Haut an seinem muskulösen Oberkörper klebte, und der engen Hose, die mit mehr als nur seinen muskulösen Oberschenkeln auftrumpfte, konnte Tristan selbst die frömmste Nonne dazu bringen, lüstern und schamlos zu sein.
»Also wirklich, Annie, du weißt doch, dass Cameron etwas für dich übrig hat!«, fauchte Isobel sie an. »Es ist grausam von dir, deine Begeisterung für Tristan so offen zu zeigen.«
»Genau genommen, weiß ich nicht, was Cameron von mir denkt«, entgegnete Annie und verzog den Mund. »Er ist immer so schweigsam.«
»Nun, da ich es dir jetzt gesagt habe, hör bitte damit auf, Tristan zu belästigen!«
Annies Mund verzog
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