Verfuehrt von einem Highlander
morgen früh nach Hause bringen.«
»Er ist derjenige, der gefährlich ist«, widersprach Andrew. Er wischte sich mit der Hand das Blut ab und hielt sie als Beweis hoch. »Ein Mörder – genau wie sein Vater. Ich habe es in seinen Augen gesehen! Wie kannst du sicher sein, dass er Cameron nicht töten wird?«
Tristan verstand nicht, warum er Cameron töten sollte, doch er bedauerte bereits, Andrew nicht ein paar Zähne ausgeschlagen zu haben. Er bemerkte, dass Patrick leichblass wurde. Isobel hielt die Hand auf ihre Brust gepresst.
»Isobel?« Tristan ging zu ihr. Sie atmete kurz und flach und klammerte sich dann an Patrick.
Sie bekam keine Luft mehr. »Isobel!« Tristan streckte die Hand nach ihr aus, ihre Wange war eiskalt. Isobel kämpfte um den nächsten Atemzug.
»Sie hat einen Anfall!« Patrick hob seine Schwester hoch und trug sie ins Esszimmer. Dabei rief er Cam und Lachlan zu, sie sollten in ihren Garten laufen und Pestwurz holen.
»Aber sie hat keine mehr.« John rang die Hände, als er seinen Brüdern zur Tür folgte.
»Dann hol Sonnenhut, John. Lauf!«
Hinter Tristans Stirn überschlugen sich die Gedanken. Pestwurz war besser. John und Lachlan hatten ihm von der Pflanze erzählt, die Isobel beim Atmen half und die er durch seinen Sturz zerstört hatte. Hölle, sie hatte seinetwegen keine Pestwurz mehr!
Er beugte sich über sie, nachdem Patrick sie auf einen Stuhl gesetzt hatte, und nahm ihre kalte Hand in seine. Isobel war bei Bewusstsein, ihre Augen waren weit aufgerissen, glasig und voller Angst. Ihre Nasenflügel bebten, ihre bleichen Lippen waren verzerrt. Sie schnappte mit einem schnellen flachen Keuchen nach Luft.
»Was können wir tun?« Tristan sah Patrick an. »Wie können wir ihr helfen?«
Die Jungen stürmten zurück ins Haus und liefen mit Cameron sofort in die Küche.
»Wir werden ihren Tee aufgießen. Er wird helfen, nicht wahr, Bel?« Patrick schaffte es irgendwie, ein zuversichtliches Lächeln für seine Schwester zustande zu bringen, und Tristan bewunderte ihn dafür noch mehr als zuvor.
Sie nickte und drückte Tristans Hand. Er küsste sie als Antwort, und es kümmerte ihn nicht, ob Patrick oder sonst wer es gesehen haben könnte.
Den Tee zu kochen schien eine Ewigkeit zu dauern, aber Tristan nutzte die Zeit, um bei Isobel zu sitzen, sie zu beruhigen und ihr zu versprechen, sich um sie zu kümmern. Sie lächelte ihn zweimal an, und er erkannte mit schmerzlicher Gewissheit, dass sie als Einzige das Eigentumsrecht an seinem Herzen besaß.
Andrew war in der Nähe der Tür stehen geblieben und sah erschrocken und ein bisschen ratlos aus. Er hatte wohl nicht erwartet, eine kränkelnde Frau zu bekommen.
Cameron flößte Isobel den dampfend-heißen Tee ein, als er fertig war. Es brauchte zwei Tassen und eine Stunde, ehe sie wieder normal zu atmen begann und Patrick sie nach oben in ihr Zimmer bringen konnte. Tristan blieb mit Cam an ihrem Bett sitzen, während sie schlief. Bis tief in die Nacht hinein schwiegen sie und hielten sorgsam Wache über sie. Tristan fühlte sich in dem Schweigen nicht unbehaglich. Er hatte sich bei Cameron daran gewöhnt. Umso mehr überraschte es ihn, als sich Cam irgendwann vor dem Beginn der Morgendämmerung unvermutet räusperte und ihn ansprach.
»Liebt Ihr sie?«
»Ich … ich wollte sie nicht lieben«, erwiderte Tristan. Er sah Cameron an. »Aber ich tue es.«
Cams Lächeln war so unmerklich, dass Tristan dachte, er könnte es sich eingebildet haben. »Warum wollt Ihr sie nicht lieben? Weil sie eine Fergusson ist?«
Tristan schüttelte den Kopf. »Weil ich Angst habe.«
»Ihr?« Cams Lächeln war sanft, nicht spöttisch. »Das glaube ich nicht.«
»Der letzte Mensch, den ich geliebt habe, wurde mir genommen. Ich weiß nicht, ob ich so etwas ein zweites Mal überleben kann.«
Sie schwiegen wieder eine Zeit lang, in der sie auf Isobels Atemzüge lauschten. »Sagt Ihr die Wahrheit immer so direkt, Tristan?«
»Wisst Ihr denn, dass alles, was ich sage, die Wahrheit ist?«
Cam zuckte mit den Schultern und betrachtete seine schlafende Schwester. »Manchmal, wenn man einen Menschen beobachtet, hört man mehr.«
Tristan grinste ihn an. »Für den Fall also ein Ja; normalerweise halte ich mich an die Wahrheit.«
»Ehrlichkeit ist eine ehrenhafte Tugend.«
»Ihr habt also meine Geschichten über die Ritter der Tafelrunde auch gehört, ja?« Tristan lachte.
»Aye, doch ich fürchte, ich erinnere mich nicht so gut wie John an deren
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