Verfuehrt von einem Traumprinzen
aussöhnen. Als er von seinem Tod erfuhr, ist er zusammengebrochen. Er ist ein alter Mann, dessen Leben an einem seidenen Faden hängt. Alles, was er sich wünscht, ist, seinen Enkel zu sehen – Faisals Sohn. Und Sie wollen ihm diese einfache Freude versagen.“
Erin biss sich auf die Lippe. Sie war überrascht von den Emotionen, die sie in Zahirs Stimme hörte. Plötzlich fühlte sie sich sehr schlecht. Gerade sie verstand nur allzu gut, wie wichtig Familienbande waren. Ihr ganzes Leben lang hatte sie sich gewünscht, zu einer Familie zu gehören, und auch wenn ihre Mutter kaum ein vorbildliches Elternteil abgegeben hatte, so war Erin doch verzweifelt gewesen, als ihre einzige Blutsverwandte starb.
Was, wenn der alte Scheich starb, ohne Kazim je gesehen zu haben? Aus Zahirs Worten ging hervor, dass er sich gern mit Faisal versöhnt hätte, und da das nicht mehr möglich war, wünschte er sich nun nichts sehnlicher, als seinen kleinen Enkel zu sehen. Und was war überhaupt mit Kazim? Hatte sie das Recht, ihm seine Familie vorzuenthalten?
Nein! Widerwillig gestand sie sich ein, dass sie ihm die Gelegenheit geben musste, seine Verwandten in Qubbah kennenzulernen. Natürlich konnte sie nicht erlauben, dass Zahir ihn einfach so mitnahm – sie musste ihn begleiten. Allerdings erfüllte sie die Aussicht, mit Faisals verteufelt attraktivem Bruder um die halbe Welt zu reisen, mit einer gewissen Panik.
Rasch äußerte sie die Frage, die sie bereits beschäftigte, seit Gordon Straker zu ihrem Schrecken verkündet hatte, dass Zahir Faisals Bruder war. „Warum war Faisal überhaupt mit Ihnen und Ihrer Familie zerstritten?“
Zahir schwieg so lange, dass sie einen schnellen Blick in seine Richtung wagte. Die Bitterkeit, die sie in seinen Augen las, überraschte sie. „Er heiratete eine Frau, die nicht für ihn bestimmt war“, antwortete er schließlich. „Faisal war mit einer Frau aus einer einflussreichen Familie in Qubbah verlobt, doch kurz vor seiner Hochzeit brannte er mit einer anderen Frau durch und brachte große Schande über seine Familie.“
„Wollen Sie damit sagen, dass seine Hochzeit arrangiert war?“, fragte Erin entsetzt. „Ist das nicht eine ziemlich veraltete Tradition?“
„So ist es Tradition in Qubbah“, entgegnete Zahir kalt. „Mein Vater hat eine Auswahl an potenziellen Bräuten getroffen, und Faisal konnte sich eine von ihnen aussuchen.“
„Aber er hat sie nicht geliebt“, versetzte Erin voller Überzeugung. „Er hat Maryam geliebt. Die ganze Zeit hat er von ihr geredet, und ich weiß, dass er ihren Tod nie verwunden hat. Warum musste Faisal mit ihr durchbrennen? Warum konnte er sie nicht heiraten und mit ihr in Qubbah bleiben?“
„Weil Maryam einem anderen Mann versprochen war“, erwiderte Zahir in einem Tonfall, der Erin aufhorchen ließ.
„Noch eine arrangierte Ehe?“, riet sie. „Aber Maryam liebte den Mann nicht, den sie heiraten sollte – sie liebte Faisal. Mein Gott, das ist ja wie im Mittelalter. Wollte Ihr Vater denn nicht, dass sein Sohn glücklich ist?“
„In meinem Land laufen die Dinge anders. Ich erwarte nicht, dass Sie das verstehen“, entgegnete er gepresst.
„Sie haben recht – ich verstehe es nicht!“, versetzte Erin heftig. „Ich finde, dass zwei Menschen nur aus einem Grund heiraten sollten – weil sie sich lieben, und das haben Faisal und Maryam getan. Dennoch klingt es so, als wären sie wie Verbrecher aus Qubbah herausgejagt worden …“
„Das wurden sie nicht“, verteidigte sich Zahir wütend. „Mein Vater ist doch kein Tyrann! Aber er hat eine Verpflichtung gegenüber seinem Land. Er war hin und her gerissen …“ Er schüttelte den Kopf, weil ihm gerade noch rechtzeitig einfiel, dass Erin ja nicht wusste, dass sein Vater der König von Qubbah war.
Das angespannte Schweigen wurde vom Läuten seines Handys zerrissen. Es war eine willkommene Unterbrechung. Rasch nahm er den Anruf entgegen, hörte erst aufmerksam zu und bellte dann ein paar knappe Befehle auf Arabisch ins Telefon, ehe er sich wieder an Erin wandte. „Mein Fahrer hat den Wetterbericht verfolgt. Es ist noch mehr Schnee angesagt. Wir müssen sofort aufbrechen. Ich kann nicht riskieren, dass ich hier tagelang festsitze“, fügte er ungeduldig hinzu, als Erin ihn mit offenem Mund anstarrte.
„Sie können doch nicht erwarten, dass ich auf der Stel le mit Ihnen komme?“, fragte sie scharf, während ihr klar wurde, dass Zahir genau das erwartete. „Ich sehe ja ein, dass
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