Verfuehrt von einem Traumprinzen
ich Kazim für einen kurzen Besuch nach Qubbah bringen muss, weil Ihr Vater zu krank ist, aber doch nicht heu te! Die Idee ist völlig verrückt. Ich müsste packen. Und es ist schon spät. In ein paar Stunden geht Kazim ins Bett …“
„Er kann im Flugzeug schlafen“, entgegnete Zahir trocken. „Wir reisen mit meinem Privatjet, und eins der Schlafzimmer an Bord wurde bereits für ihn vorbereitet. Es ist nicht notwendig, dass Sie für ihn packen. Er hat Kleider und Spielzeug in Qubbah. Wenn Sie wünschen, können Sie rasch ein paar Dinge für sich selbst einpacken“, fügte er gnädig hinzu. „Dabei würde ich vorschlagen, dass Sie sich gleich etwas Angemesseneres anziehen.“ Sein Blick wanderte verächtlich an ihrer abgetragenen Jeans entlang. Erin hätte ihm am liebsten eine Ohrfeige verpasst. „Etwas Leichtes – in Qubbah ist es wesentlich wärmer als hier.“
Er war doch wohl der arroganteste, überheblichste … Erin gingen die Adjektive aus, so dass sie ihn nur aufgebracht anstarrte. Wenn Blicke töten könnten, wäre er auf der Stelle tot umgefallen. „Jetzt passen Sie mal auf …“
Hinter ihr wurde die Bibliothekstür geöffnet. Sie wirbelte herum und zwang sich zu einem Lächeln, als sie Kazim in den Raum spähen sah.
„Hey, hattest du schon deinen Tee? Ich komme jetzt besser zu dir und lasse dein Badewasser ein.“
Das Thema Baden war in letzter Zeit zu einem Streitpunkt geworden, und so schüttelte Kazim auch prompt den Kopf. Er schien völlig fasziniert von Zahir, und obwohl er normalerweise in Gegenwart von Fremden ziemlich schüchtern war, trottete er jetzt auf seinen Onkel zu und lachte froh, als der ihn auf den Arm nahm.
„Was hältst du davon, wenn du, anstelle ein Bad zu nehmen, in meinem Flugzeug fliegst, Kazim?“
Die Augen des kleinen Jungen weiteten sich, und er nickte begeistert. „Ein echtes Flugzeug?“
„Klar ist es ein echtes Flugzeug. Es ist ein Jet, der uns den ganzen weiten Weg bis zur Wüste bringt …“
„Warten Sie mal eine Minute“, unterbrach ihn Erin mit einem gezischten Flüstern. „Ich glaube nicht, dass es für Kazim gut wäre, heute noch zu fliegen.“ Sie war nicht mal davon überzeugt, dass sie ihn überhaupt nach Qubbah bringen sollte, aber Zahir war wie ein Bulldozer, der alles platt machte, was ihm in den Weg kam.
Sein Blick verdüsterte sich kurz, ehe er das Kind auf seinem Arm anlächelte. „Kazim möchte mit mir kommen – nicht wahr?“, wandte er sich an den Kleinen. „Aber wenn Erin nicht mit will, dann fliegen nur du und ich – was meinst du?“
Erins Herz setzte einen Schlag aus, als Kazim den Kopf auf die Schulter seines Onkels legte. Er schien von Zahir wie geblendet – und er war nicht der Einzige, dachte sie grimmig. Sie musste ja nur an die Momente zurückdenken, da er sie an seine Brust gepresst und geküsst hatte.
„Erin kommt auch mit ins Flugzeug“, verkündete Kazim fest und grinste breit.
Zumindest ein Teil von Erins Anspannung ließ nach. Zahir mochte ja in Kazims Augen Mr. Superman persönlich sein, aber er brauchte sie immer noch. Zärtlich lächelte sie den Jungen an. Das Lächeln verblasste allerdings, als ihr Blick auf Zahir fiel. „Das war ein ganz gemeiner, billiger Trick, und das wissen Sie auch“, zischte sie.
Zahir zuckte nur gleichgültig die Achseln. „Wenn es sein muss, bediene ich mich aller Mittel, die zur Verfügung stehen, daran sollten Sie besser immer denken“, riet er ihr in herrischem Ton.
Die implizierte Drohung jagte ihr einen Schauer über den Rücken.
Mit Kazim auf dem Arm ging er in Richtung Tür. „Komm, Kazim, wir spielen ein bisschen, während Erin packt.“ Als der Junge begeistert nickte, lachte Zahir, doch als er wieder zu Erin sah, wirkte seine Miene todernst. „Sie haben eine halbe Stunde“, sagte er knapp und blickte auf die Uhr. „Ich schlage vor, Sie fangen gleich an – andernfalls riskieren Sie, zurückgelassen zu werden.“
3. KAPITEL
Als sie Ingledean verließen, hatte es aufgehört zu schneien. Die Abendluft war kalt und schneidend. Erin fröstelte in dem leichten beigefarbenen Leinenkostüm, das sie für die Reise angezogen hatte. Zahir hatte sie gewarnt, dass es in Qubbah wesentlich wärmer als in England sein würde. Sie konnte nur hoffen, dass er damit Recht behielt. Zumindest sah sie nicht länger wie ein „Mitglied des Dienstpersonals“ aus, dachte sie grimmig.
Erin hatte sich große Mühe mit ihrer Erscheinung gegeben. Zu dem beigefarbenen Kostüm trug
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