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Verführt von einer Lady

Verführt von einer Lady

Titel: Verführt von einer Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Quinn
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drehte sich noch einmal um, den Brief schulterhoch erhoben. „Darf ich das so verstehen, dass Sie nicht zu uns nach Cloverhill zurückkommen?“
    „Ja. Ich wäre keine angenehme Gesellschaft.“
    Sie nickte und lächelte verkrampft. Zögernd senkte sie den Arm, und eigentlich hätte sie gehen sollen. Sie wusste es. Und sie setzte sich auch in Bewegung, wirklich, zumindest hatte sie es fest vor, aber dann …
    „Da steht alles drin“, sagte er.
    „Wie bitte?“ Sie klang ein bisschen außer Atem, aber vielleicht hatte er es nicht bemerkt.
    „In dem Brief“, erklärte er. „Ich habe dort erklärt, was ich vorhabe. Für Jack.“
    „Natürlich.“ Sie nickte und versuchte, nicht darauf zu achten, wie abgehackt sich diese Bewegung anfühlte. „Bestimmt waren Sie sehr gründlich.“
    „Gewissenhaft in allen Dingen“, murmelte er.
    „Ist das Ihr neues Motto?“ Sie hielt den Atem an, entzückt, dass sich hier neuer Gesprächsstoff bot. Sie wollte sich nicht verabschieden. Wenn sie jetzt wegging, wäre alles vorbei, nicht wahr?
    Er lächelte höflich und nickte ihr zu. „Ich freue mich schon auf Ihr Geschenk.“
    „Dann werde ich Sie wiedersehen?“ Oh, verdammt . Verdammt, verdammt, verdammt . Das hatte nicht als Frage herauskommen sollen, sondern als lässig dahingesagte Feststellung. Trocken und welterfahren hatte es klingen sollen, und ganz gewiss nicht mit diesem erbärmlich hoffnungsvollen Stimmchen hervorgestoßen.
    „Bestimmt.“
    Sie nickte.
    Er nickte.
    Sie standen da. Und sahen sich an.
    Und dann …
    Kam von ihren Lippen …
    Auf unglaublich dumme …
    „Ich liebe dich.“
    O Gott.
    O Gott, o Gott, o Gott, o Gott. Wo kam das jetzt her? Sie hätte das doch nicht sagen sollen. Und wenn, dann hätte es nicht so verzweifelt klingen sollen. Und er hätte sie nicht so anstarren sollen, als wären ihr plötzlich Hörner gewachsen. Und sie hätte nicht so zittern sollen, sondern stattdessen atmen, und, ach, lieber Gott, sie würde gleich anfangen zu weinen, weil ihr so elend zumute war und …
    Sie warf die Hände hoch. Schüttelte sie. „Ich muss gehen.“
    Und schließlich begann sie zu rennen . Oh, verdammt, verdammt . Sie hatte den Brief fallen lassen.
    Sie kehrte noch einmal um. „Tut mir leid.“ Hob ihn hastig auf. Sah dabei Thomas an.
    Oh, das war ein Fehler. Denn jetzt fing sie wieder an zu reden, als hätte ihre Zunge sie an diesem Abend nicht schon genug in Verlegenheit gebracht. „Tut mir so leid. Ich hätte das nicht sagen sollen. Ich habe es auch nicht, also, ich hätte es nicht sollen. Und ich … ich …“ Sie öffnete den Mund, doch ihre Kehle war wie zugeschnürt, und sie glaubte schon, keine Luft mehr zu bekommen, doch im nächsten Augenblick kam der Satz aus ihr herausgeschwappt …
    „Ich muss jetzt wirklich gehen!“
    „Amelia, Moment noch.“ Er legte ihr die Hand auf den Arm.
    Sie erstarrte, schloss vor Entsetzen die Augen.
    „Sie …“
    „Ich hätte das nicht sagen sollen“, platzte sie heraus. Sie musste ihn unterbrechen, bevor er irgendetwas sagte. Denn sie wusste, dass er nicht sagen würde, dass er sie auch liebe, und alles andere wäre unerträglich.
    „Amelia, Sie …“
    „Nein!“, rief sie. „Sagen Sie nichts. Bitte, Sie machen es nur noch schlimmer. Es tut mir leid. Ich habe Sie in eine schreckliche Lage gebracht, und …“
    „Hören Sie auf.“ Er legte ihr die Hände auf die Schultern. Seine Berührung war fest und warm, und sie hätte so gern den Kopf an seine Schulter sinken lassen.
    Aber sie tat es nicht.
    „Amelia“, sagte er. Er wirkte, als suchte er nach Worten. Was wohl kein gutes Zeichen war. Wenn er sie liebte … wenn er wollte, dass sie es erfuhr … würde er dann nicht wissen, was er sagen sollte?
    „Es war ein äußerst ungewöhnlicher Tag“, begann er zögernd. „Und …“ Er räusperte sich. „Es ist viel geschehen, und es würde mich nicht überraschen, wenn Sie jetzt glauben, dass …“
    „Sie glauben, ich bin erst heute Nachmittag auf diese Idee gekommen?“
    „Ich …“
    Aber diese Herablassung konnte sie ihm nun wirklich nicht durchgehen lassen. „Haben Sie sich je gefragt, warum ich mich so dagegen gewehrt habe, Mr. Audley zu heiraten?“
    „Eigentlich“, sagte er ziemlich ruhig, „haben Sie nicht viel gesagt.“
    „Weil ich vollkommen sprachlos war! Wie vom Donner gerührt! Wie würden Sie sich denn fühlen, wenn Ihr Vater plötzlich von Ihnen verlangt, dass Sie jemanden heiraten, dem Sie noch nie begegnet sind,

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