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Verführt von einer Lady

Verführt von einer Lady

Titel: Verführt von einer Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Quinn
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jetzt hatten sie sich wegen ihres Rufes nie Gedanken machen müssen.
    „Natürlich“, erwiderte sie knapp.
    „Wollen wir uns hier treffen?“, fragte er. „Direkt nach Sonnenuntergang?“
    „Nein.“
    Er blinzelte überrascht.
    „Vielleicht verspäten Sie sich; ich möchte nicht auf einer öffentlichen Straße auf Sie warten.“
    „Ich verspäte mich nicht“, versprach er ihr.
    „Ich warte im Gartenpavillon auf Sie.“
    „Es gibt einen Gartenpavillon?“
    „Mrs. Audley hat ihn mir heute früh gezeigt.“ Sie erklärte ihm, wie er dort hingelangte, und fügte hinzu: „Er liegt nicht weit vom Haus entfernt. Aber man wird uns dort nicht sehen, falls Sie sich deswegen Sorgen machen.“
    Er nickte. „Danke. Ich weiß Ihre Hilfe zu schätzen.“
    Danach ritt sie davon. Er wartete ab, während sie in der Ferne immer kleiner wurde. Er wartete, bis sie um eine Kurve bog und seinen Blicken entzogen war. Und dann wartete er noch ein Weilchen.
    Und dann endlich, als sie längst vom Pferd gestiegen und nach innen gegangen sein musste, drehte er sich um und ritt davon.
    Aber erst dann.

21. KAPITEL
    Um diese Jahreszeit wurde es erst spät dunkel, und da Mrs. Audley einen ländlichen Tagesrhythmus pflegte, war es lange nach dem Abendessen, als Amelia sich zum Pavillon begab. Wie erwartet, achtete keiner auf sie. Ihr Vater hatte sich direkt nach dem Essen auf sein Zimmer zurückgezogen; er war immer noch ziemlich verärgert, dass Jack Grace einen Heiratsantrag gemacht hatte. Die Herzoginwitwe hatte sich gar nicht erst die Mühe gemacht, zum Essen nach unten zu kommen.
    Nach dem Mahl hatte Mrs. Audley Amelia eingeladen, sich zu ihr, Jack und Grace in den Salon zu gesellen, aber Amelia hatte abgelehnt. Sie hatte schon vor dem Essen dort bei ihnen gesessen, und die gesamte Unterhaltung hatte sich um Jacks Lausbubenstreiche gedreht, die zwar amüsant waren, aber vielleicht vor allem dann, wenn man in ihn verliebt war, was bei ihr ja nicht zutraf. Niemand war überrascht, als sie sagte, sie sei müde und wolle lieber noch ein wenig im Bett lesen.
    Sie nahm sich ein Buch aus der kleinen Bibliothek und stieg die Treppe hinauf. Oben legte sie sich kurz aufs Bett, damit es benutzt aussah, und schlich sich dann nach draußen. Wenn Grace ins Zimmer zurückkehrte, während sie unterwegs war – was Amelia nicht annahm, da sie die ganze Zeit schon an Mrs. Audleys Lippen gehangen hatte –, würde es den Anschein erwecken, als wäre sie nur mal kurz nach draußen gegangen. In die Bibliothek, um sich ein anderes Buch zu holen. Oder vielleicht, um sich etwas zu essen zu suchen. Es gab keinerlei Grund, warum irgendwer den Verdacht hegen sollte, sie könnte sich mit Thomas treffen wollen. Alle hatten sich natürlich neugierig gezeigt, wo er wohl sein mochte, aber jeder verstand, dass er jetzt ein wenig Zeit für sich brauchte.
    Die Sonne verschwand gerade hinter dem Horizont, als sie sich zum Pavillon begab, und die Farben nahmen schon jenen fahlen Ton der Nacht an. Sie sagte sich, dass dieses Treffen überhaupt nichts zu bedeuten habe, dass sie Thomas einfach einen Gefallen tue, dass sie nur einen Brief entgegennehme, um ihn auf dem Tisch in der Eingangshalle abzulegen und sich dann genauso überrascht zu zeigen wie die anderen, wenn er entdeckt wurde. Vermutlich hatte es auch nichts zu bedeuten. Sie würde sich ihm nicht wieder an den Hals werfen; ihr letzter Versuch in Sachen Leidenschaft hatte sicher das gesamte Pensum an Peinlichkeit erfüllt, das in ihrem Leben für sie vorgesehen war. Und Thomas hatte ihr mit keinem Zeichen zu verstehen gegeben, dass er ihre Romanze weiterzuführen gedachte. Nicht jetzt, wo er Wyndham verloren hatte.
    Er war so verdammt stolz. Vermutlich stellte sich das automatisch ein, wenn man zu den mächtigsten Männern im Land zählte. Sie konnte sich das Herz aus der Brust reißen und es ihm überreichen, ihm sagen, dass sie ihn für immer lieben würde, und er würde sich trotzdem weigern, sie zu heiraten.
    Zu ihrem eigenen Besten.
    Das war das Schlimmste. Er hatte gesagt, dass es zu ihrem eigenen Besten wäre, dass sie mehr verdient hätte.
    Als ob sie ihn je wegen seines Titels und seines Besitzes geschätzt hätte. Wenn das alles letzten Monat passiert wäre, bevor sie miteinander geredet, bevor sie sich geküsst hatten …
    Es wäre ihr egal gewesen.
    Sicher, sie hätte sich vermutlich ein wenig geschämt, wenn sie nächstes Mal nach London gefahren wäre. Aber eine Menge Leute wären sicher der

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