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Verführt von einer Lady

Verführt von einer Lady

Titel: Verführt von einer Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Quinn
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murmelte Thomas. „Auf den äußeren Hebriden ist es um diese Jahreszeit sehr hübsch.“
    „Du bist ekelhaft“, zischte seine Großmutter.
    „Warum lasse ich sie nur hier wohnen?“, fragte Thomas sich laut. Und dann ging er zu einem Schränkchen und goss sich einen Brandy ein, schließlich war es ein verdammt langer Tag gewesen, und sämtlicher Trost, den ihm das Bier verschafft hatte, war schon wieder verflogen.
    Grace ergriff das Wort, wie sie es oft tat, wenn sie glaubte, sie müsse die Herzoginwitwe verteidigen.
    „Sie ist Ihre Großmutter.“
    „Ach ja, das Blut“, seufzte Thomas. Allmählich fühlte er sich benommen. Und dabei war er kein bisschen angeheitert. „Wie es heißt, ist es dicker als Wasser. Schade.“ Zu Mr. Audley sagte er: „Sie werden es auch noch herausfinden.“
    Audley zuckte bloß mit den Schultern. Oder vielleicht auch nicht. Vielleicht hatte Thomas es sich nur eingebildet. Er musste raus hier, weg von diesen drei Menschen, weg von allem, das auch nur von Weitem nach Wyndham oder Cavendish oder Belgrave oder irgendeinem seiner fünfzehn Ehrentitel roch.
    Er wandte sich zu seiner Großmutter und sah ihr direkt ins Gesicht. „Und jetzt ist meine Arbeit beendet. Ich habe den verlorenen Sohn an deinen Busen zurückgeführt, und alles ist in bester Ordnung. Für mich nicht“, konnte er sich nicht verkneifen hinzuzufügen, „aber für irgendwen anders sicher schon.“
    „Für mich auch nicht“, sagte Audley mit einem trägen, lässigen Lächeln. „Falls es jemanden interessiert.“
    Thomas sah ihn nur an. „Mich nicht.“
    Audley lächelte ihn ausdruckslos an, worauf Grace, die Gute, aussah, als würde sie sich jederzeit zwischen sie werfen, sollten sie wieder aufeinander losgehen.
    Er lächelte sie schief an und stürzte dann seinen Brandy auf einmal hinunter. „Ich gehe aus.“
    „Wohin?“, wollte die Herzoginwitwe wissen.
    Thomas hielt in der Tür kurz inne. „Ich weiß es noch nicht.“
    Es spielte auch keine Rolle. Ihm war jeder Ort recht. Nur dieser Salon hier nicht.

8. KAPITEL
    „Ist das da drüben nicht Wyndham?“
    Blinzelnd beschattete Amelia die Augen mit der Hand – ihr Schutenhut war ihr an diesem Morgen wahrlich keine große Hilfe – und blickte über die Straße. „Sieht wirklich nach ihm aus, nicht?“
    Ihre jüngere Schwester Milly, die sie auf ihrem Ausflug nach Stamford begleitete, beugte sich vor, um besser sehen zu können. „Ich glaube, es ist Wyndham. Na, da wird Mutter sich aber freuen.“
    Amelia sah sich nervös um. Ihre Mutter, die sich gerade in einem Laden in der Nähe aufhielt, hatte den ganzen Vormittag auf sie eingeredet, eingehämmert wie ein Specht. „ Tock, tock, tock, Amelia, tu dies, tock, tock, tock , lass das. Setz deinen Hut auf, sonst bekommst du Sommersprossen, setz dich anständig hin, sonst heiratet der Duke dich nie.“
    Tock, tock, tock, tock, tock, tock, tock.
    Amelia hatte nie recht verstanden, was ihre Sitzhaltung in ihrem privaten Frühstückszimmer mit der Unfähigkeit des Herzogs zu tun hatte, ein Datum für die Hochzeit festzusetzen. Bloß hatte sie ja auch nie verstehen können, woher ihre Mutter stets gewusst hatte, welche ihrer fünf Töchter ein Stück Marzipan stibitzt, die Hunde ins Haus gelassen oder (Amelia verzog das Gesicht, denn die nächste Verfehlung ging auf ihr Konto) den Nachttopf umgeworfen hatte.
    Und alles auf dem Lieblingsmorgenrock ihrer Mutter verschüttet hatte.
    Amelia schüttelte den Kopf und sah wieder zu dem Mann, den Milly ihr auf der anderen Straßenseite gezeigt hatte.
    Es konnte einfach nicht Wyndham sein. Der Mann sah ihrem Verlobten zwar bemerkenswert ähnlich, aber er war … wie drückte man es am besten aus …?
    Zerzaust.
    Nur dass zerzaust ein bisschen zu freundlich klang.
    „Ist er betrunken?“, fragte Milly.
    „Es ist gar nicht Wyndham“, erklärte Amelia entschieden. Denn Wyndham würde nie so unsicher herumwanken.
    „Ich glaube wirklich …“
    „Er ist es nicht .“ Aber sie war sich gar nicht so sicher.
    Milly hielt einen Augenblick den Mund. „Wir sollten es Mutter sagen.“
    „Wir sollten es Mutter nicht sagen“, zischte Amelia und zerrte sie zu sich herum.
    „Aua! Amelia, du tust mir weh!“
    Widerstrebend löste Amelia den Griff am Oberarm ihrer Schwester. „Hör zu, Milly. Du sagst Mutter kein Wort. Kein Wort. Hast du mich verstanden?“
    Milly riss die Augen auf. „Dann glaubst du also doch, dass es Wyndham ist.“
    Amelia schluckte; sie wusste nicht

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