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Verführt von einer Lady

Verführt von einer Lady

Titel: Verführt von einer Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Quinn
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Scherz.
    Ungläubig starrte sie ihn an. Wer war dieser Mann?
    „Wo ist die Kutsche?“, stieß sie hervor.
    „Ach, irgendwo da drüben“, sagte er und wies vage nach hinten.
    Sie drehte sich um. „Da drüben“ bezeichnete anscheinend eine Straßenecke. Oder die Straße, in die man gelangte, wenn man um diese Ecke bog. Oder wenn man seinen gegenwärtigen Zustand in Betracht zog, vielleicht bezog er auch ganz Lincolnshire bis hinunter zur Nordsee mit ein.
    „Könnten Sie vielleicht etwas präziser sein?“, fragte sie und fügte dann langsam und deutlich hinzu: „Können Sie mich dorthin bringen?“
    Sehr fidel beugte er sich zu ihr herunter. „Ich könnte …“
    „Sie werden .“
    „Jetzt klingen Sie wie meine Großmutter.“
    Sie packte ihn am Kinn und zwang ihn, ihr in die Augen zu sehen. „Sagen Sie das nie wieder.“
    Er blinzelte ein paarmal und meinte dann: „So gebieterisch gefallen Sie mir.“
    Abrupt ließ sie ihn los, als hätte sie sich verbrannt.
    „Schade“, sagte er und strich sich über das Kinn, wo sie ihn eben noch festgehalten hatte. Dann stieß er sich von der Wand ab und straffte die Schultern. Erst schwankte er ein wenig, fand dann aber rasch das Gleichgewicht. „Wollen wir?“
    Amelia nickte, in der Absicht, ihm zu folgen. Doch er wandte sich mit einem schwachen Lächeln zu ihr um und sagte: „Sie können wohl nicht zufällig meinen Arm nehmen?“
    „Ach, um Himmels willen“, brummte sie. Sie hängte sich bei ihm ein, und dann bogen sie von der Hauptstraße in ein Seitensträßchen. Er gab die Richtung vor, sie steuerte das Gleichgewicht bei, und zusammen kamen sie wenigstens langsam voran. Mehr als einmal wäre er beinahe gestolpert, und sie merkte, dass er seine Schritte sehr vorsichtig setzte, hin und wieder sogar innehielt, bevor er den nächsten Pflasterstein in Angriff nahm. Nachdem sie zwei Straßen überquert und um eine weitere Ecke gebogen waren, kamen sie schließlich an einem mittelgroßen, größtenteils leeren Platz an.
    „Ich dachte, hier hätte ich sie gelassen“, sagte Wyndham und reckte den Hals.
    „Da hinten“, sagte Amelia und deutete höchst undamenhaft mit dem Finger. „In der Ecke. Ist das Ihre?“
    Er kniff die Augen zusammen. „Ach, da ist sie ja.“
    Sie nahm einen tiefen, beruhigenden Atemzug und führte ihn über den Platz zur Kutsche. „Meinen Sie“, flüsterte sie ihm ins Ohr, „Sie könnten so tun, als wären Sie nüchtern?“
    Er lächelte auf sie herab; für jemanden, der sich nicht ohne Unterstützung auf den Beinen halten konnte, war seine Miene sehr herablassend. „Jack Coachman!“, rief er mit energischer, herrischer Stimme.
    Amelia war wider Willen beeindruckt. „Jack Coachman?“, murmelte sie. Nannte man Kutscher nicht immer John ?
    „Ich habe alle meine Kutscher auf Jack umgetauft“, erklärte Wyndham ein wenig beiläufig. „Ich spiele mit dem Gedanken, dasselbe mit den Küchenmädchen zu machen.“
    Sie konnte gerade noch dem Drang widerstehen, ihm an die Stirn zu fassen.
    Der Kutscher, der oben auf dem Bock vor sich hin gedöst hatte, nahm Habachtstellung an und sprang herunter.
    „Nach Belgrave“, wies Wyndham großartig an und streckte den Arm aus, um Amelia in den Wagen zu helfen. Er gab eine gute Vorstellung von jemandem, der keine drei Flaschen Gin getrunken hatte, aber sie stützte sich lieber nicht Halt suchend auf ihn.
    „Es führt kein Weg daran vorbei, Amelia“, sagte er. Seine Stimme klang warm, und sein Lächeln war eine Spur spitzbübisch. Einen Augenblick klang er beinahe wieder wie er selbst, beherrscht und das Gespräch beherrschend.
    Sie gab ihm ihre Hand und fühlte …
    Einen leisen Druck. Nur ganz leicht, gar nicht verführerisch oder zweideutig. Aber es fühlte sich unglaublich intim an, sprach von gemeinsamen Erinnerungen und künftigen Begegnungen.
    Und dann war es vorüber, einfach so. Sie saß in der Kutsche, er saß beziehungsweise lümmelte neben ihr, wie der leicht angeheiterte Gentleman, der er eben war. Demonstrativ sah sie zur Bank gegenüber. Auch wenn sie verlobt waren, schickte es sich nicht, dass er sich einfach neben sie setzte. Nicht während sie sich allein in einer geschlossenen Kutsche aufhielten.
    „Bitten Sie mich nicht, mit dem Rücken zur Fahrtrichtung zu sitzen“, sagte er und schüttelte den Kopf. „Nicht nachdem …“
    „Schon gut.“ Rasch setzte sie sich auf die gegenüberliegende Bank.
    „Das wäre nicht nötig gewesen.“ Sein Gesicht verzog sich zu einem

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