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Verführt von einer Lady

Verführt von einer Lady

Titel: Verführt von einer Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Quinn
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recht, was sie tun sollte. Der Mann sah wirklich aus wie der Herzog, und wenn er es war, wäre es doch ihre Pflicht, ihm zu helfen. Oder ihn zu verstecken. Sie hatte so das Gefühl, dass er sich für Letzteres entscheiden würde.
    „Amelia?“, flüsterte Milly.
    Amelia versuchte sie zu ignorieren. Liebe Güte, sie musste nachdenken .
    „Was willst du tun?“
    „Sei still“, flüsterte Amelia ihr zornig zu. Sie hatte nicht viel Zeit, um sich zu überlegen, wie sie sich verhalten wollte. Jeden Augenblick würde ihre Mutter aus dem Modesalon kommen, und dann …
    Lieber Gott, sie wollte sich die Szene gar nicht erst ausmalen.
    In diesem Augenblick drehte sich der Mann auf der anderen Straßenseite um und sah sie an. Er blinzelte ein paarmal, als versuchte er, sie in seiner Erinnerung unterzubringen. Dann stolperte er, fing sich, stolperte noch einmal und lehnte sich schließlich an eine Steinmauer, wo er sich gähnend mit dem Handrücken über die Augen fuhr.
    „Milly“, sagte Amelia langsam. Sie beobachtete Wyndham – sie war sich jetzt sicher, dass er es war – immer noch, bis sie im letzten Augenblick den Blick abwandte und dann ihre Schwester ansah. „Kannst du lügen?“
    Millys Augen leuchteten auf. „Wie ein Meister.“
    „Sag Mutter, dass ich Grace Eversleigh getroffen habe.“
    „Elizabeths Freundin?“
    „Sie ist auch meine Freundin.“
    „Na, aber doch mehr die von Elizabeth …“
    „Es spielt keine Rolle, wessen Freundin sie ist“, fuhr Amelia sie an. „Sag Mutter nur, dass ich Grace getroffen habe und sie mich nach Belgrave eingeladen hat.“
    Milly blinzelte ein paarmal – ziemlich eulenhaft, fand Amelia. Dann sagte Milly: „So früh am Morgen?“
    „Milly!“
    „Ich will doch nur sicherstellen, dass unsere Geschichte glaubhaft ist!“
    „Schön, ja. So früh am Morgen.“ Für einen Besuch war es tatsächlich noch ein wenig früh, aber daran konnte Amelia nichts ändern. „Du wirst ihr nichts erklären müssen. Mutter wird nur ein bisschen glucken und sagen, dass es seltsam ist, und damit hat es sich dann.“
    „Und mich willst du einfach hier auf der Straße stehen lassen?“
    „Dir passiert schon nichts.“
    „Das weiß ich auch“, sagte Milly vehement, „aber Mutter wird deswegen Fragen stellen.“
    Verflixt, sie hasste es, wenn Milly recht hatte. Sie waren zusammen bummeln gegangen und sollten auch zusammen zurückkehren. Milly war siebzehn und absolut in der Lage, ein paar Schaufenster allein entlangzuschlendern, aber ihre Mutter sagte immer, dass eine vornehme junge Dame nirgendwo allein hinging.
    Lady Crowland hatte es nicht amüsiert, als Amelia sie einmal gefragt hatte, ob dies auch das Wasserklosett einschließe. Anscheinend sagten vornehme junge Damen auch nicht „Wasserklosett“.
    Amelia sah sich rasch um. Die Sonne spiegelte sich in den Fenstern des Modesalons, sodass es kaum möglich war, hineinzusehen.
    „Ich glaube, sie ist immer noch in den rückwärtigen Räumen“, sagte Milly. „Sie meinte, sie wolle drei Kleider anprobieren.“
    Was mit ziemlicher Sicherheit bedeutete, dass sie acht Kleider anziehen würde, aber natürlich konnte man sich nicht darauf verlassen.
    Amelia dachte rasch nach und sagte dann: „Sag ihr, dass Grace sofort aufbrechen musste und ich deswegen nicht in den Laden kommen und ihr von den neuen Plänen erzählen konnte. Sag ihr, dass Grace nicht anders konnte. Die Herzoginwitwe hat sie gebraucht.“
    „Die Herzoginwitwe“, wiederholte Milly und nickte. Sie alle kannten die Herzoginwitwe.
    „Mutter wird es nichts ausmachen“, versicherte Amelia ihr. „Im Gegenteil, sie ist bestimmt begeistert, schließlich versucht sie andauernd, mich nach Belgrave zu schicken. Und jetzt geh.“ Sie versetzte ihrer Schwester einen sanften Stoß, überlegte es sich noch einmal anders und riss sie zurück. „Nein, geh nicht. Noch nicht.“
    Milly warf ihr einen entnervten Blick zu.
    „Gib mir einen Augenblick Zeit, ihn außer Sichtweite zu schaffen.“
    „Du meinst, dich selbst außer Sichtweite zu schaffen“, sagte Milly frech.
    Amelia unterdrückte den Wunsch, ihre Schwester zu schütteln, und bedachte sie stattdessen mit einem strengen Blick. „Schaffst du das?“
    Milly schien beleidigt, dass ihre Schwester das überhaupt fragte. „Natürlich.“
    „Gut.“ Amelia nickte ihr energisch zu. „Danke.“ Sie machte einen Schritt und fügte hinzu: „Schau nicht hin.“
    „Oh, das ist jetzt aber zu viel verlangt“, warnte Milly

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