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Verführt von einer Lady

Verführt von einer Lady

Titel: Verführt von einer Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Quinn
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Vaters nachschlagen wollte, hasste es aber, ihr Unwissen zu offenbaren. Es erinnerte sie an all die Gelegenheiten, wo sie höflich lächelnd zuhören musste, wie ihre Mutter sie als „ganz intelligent“ beschrieb.
    „Sie meinen das Kartenmachen?“
    Sie nickte.
    „Das heißt Kartografie. Der Begriff leitet sich aus dem Griechischen her: chartis heißt Karte, graphein schreiben.“
    „Das hätte ich wissen müssen“, brummelte sie. „Das Griechische vielleicht nicht, aber zumindest den Begriff. Haben meine Eltern geglaubt, wir würden nie eine Karte brauchen?“
    „Ich könnte mir vorstellen, sie dachten, dass andere Leute die Karten für Sie lesen würden“, meinte Thomas sanft.
    Bestürzt sah sie ihn an. „Sie stimmen dem also zu? Sie finden, meine Bildung sei angemessen gewesen?“
    Es war nicht ganz fair von ihr, ihm eine solche Frage zu stellen, denn sie brachte ihn in eine schreckliche Lage, aber daran konnte sie auch nichts ändern.
    „Ich finde“, erklärte er ruhig und gemessen, „man hätte Ihnen Gelegenheit geben müssen, Ihr Wissen zu vertiefen, wenn Sie den Wunsch danach geäußert hätten.“
    Dies war der Augenblick. Sie bemerkte es nicht sofort, und es sollte noch Wochen dauern, bis sie sich darüber klar wurde – beziehungsweise bis sie es sich endlich eingestand –, aber das war der Augenblick, in dem sie sich in ihn verliebte.

11. KAPITEL
    Nachdem er vierzehn Atlanten aus dem Regal gezogen und Amelia den Unterschied zwischen Zylinder-, Sinusoidal- und Kegelprojektionen erklärt hatte, geleitete Thomas sie in einen Salon an der Vorderseite des Hauses und verständigte den Butler, dass Miss Eversleigh Besuch habe.
    Grace würde von den Geschehnissen dieses Morgens erfahren müssen, daran führte kein Weg vorbei. Thomas war der Ansicht, dass man, wenn man eine Lüge nicht so weit wie möglich an die Wahrheit anpassen konnte, die Wahrheit so weit wie möglich an die Lüge anpassen sollte. Auf die Art vermied man es, die Leute mehr als nötig zu verwirren. Daher musste Amelia Grace tatsächlich zu Gesicht bekommen, und Grace musste darüber aufgeklärt werden, dass sie an diesem Morgen in Stamford einkaufen war und Amelia nach Belgrave eingeladen hatte.
    Erst musste er jedoch selbst mit Grace reden, ohne dass Amelia es mitbekam, und so stellte er sich in die Tür eines anderen Salons, der näher an der Treppe lag, damit er sie abpassen konnte, bevor sie sich zu Amelia gesellte.
    Nach fünf Minuten hörte er leise Schritte, die die Treppe hinunterkamen. Definitiv ein weiblicher Gang. Er trat näher, vergewisserte sich, dass es tatsächlich Grace war, und als sie am Salon vorbeikam, packte er sie am Arm und zog sie herein.
    „Thomas!“, rief sie nach dem ersten Schreck überrascht aus. Ihre Augen weiteten sich, als sie sein zerzaustes Äußeres bemerkte. „Was ist denn mit Ihnen passiert?“
    Er legte einen Finger an die Lippen und schloss die Tür. „Haben Sie etwa jemand anderen erwartet?“, fragte er, denn ihre Überraschung hatte wohl eher ihm gegolten als dem Umstand, dass man sie in ein Zimmer zerrte.
    „Nein, natürlich nicht“, sagte sie rasch, aber sie errötete. Rasch schaute sie sich im Zimmer um, vermutlich um sich zu vergewissern, dass sie allein waren. „Was ist los?“
    „Ich musste mit Ihnen reden, bevor Sie Lady Amelia sehen.“
    „Ach, dann wissen Sie also, dass sie hier ist?“
    „Ich habe sie hergebracht“, bestätigte er.
    Grace verstummte, und ihre Miene verriet, wie überrascht sie war. Sie sah auf die Uhr auf dem Kaminsims, die anzeigte, dass noch nicht einmal Mittag war.
    „Es ist eine lange Geschichte“, sagte er, um ihren Fragen zuvorzukommen. „Um es kurz zu machen: Sie wird Ihnen sagen, dass Sie heute Morgen in Stamford waren und sie nach Belgrave eingeladen haben.“
    „Thomas, eine Menge Leute wissen, dass ich heute Morgen nicht in Stamford war.“
    „Ja, aber ihre Mutter gehört nicht zu diesen Leuten.“
    „Ähm, Thomas …“, begann Grace unsicher, als wüsste sie nicht, wie sie fortfahren sollte. „Ich könnte mir vorstellen, dass Lady Crowland bei all den Verzögerungen, die bisher eingetreten sind, durchaus erfreut wäre, wenn …“
    „Ach, um Himmels willen, es ist nichts dergleichen“, brummte er. Als Nächstes warf sie ihm noch vor, er habe einer jungen Dame die Unschuld geraubt!
    Er knirschte mit den Zähnen. Die Erfahrung, sich vor einem anderen rechtfertigen zu müssen, war neu für ihn – und ziemlich unangenehm. „Amelia

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