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Verführt von einer Lady

Verführt von einer Lady

Titel: Verführt von einer Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Quinn
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ihn noch nie gesehen, da war sie sich sicher. Er war groß, und sein Haar war ein wenig dunkler als das von Thomas. Und auf der Wange hatte er einen blauen Fleck.
    Wie interessant.
    „Oh, tut mir leid“, sagte sie hastig. Aber sie war neugierig, und so trat sie zur Tür. Wenn sie auf ihn zuging, konnte er den Weg nicht einfach fortsetzen, das wäre unverzeihlich rüde gewesen.
    „Tut mir leid, dass ich Sie enttäuschen muss“, erwiderte der Gentleman und lächelte sie aufreizend an. Amelia fühlte sich unwillkürlich geschmeichelt. Sie fragte sich, ob er wohl wusste, wer sie war. Vermutlich nicht. Wer würde es schon wagen, mit der Verlobten des Duke of Wyndham in dessen eigenem Haus zu flirten?
    „Nein“, sagte sie rasch, „natürlich nicht. Mein Fehler. Ich habe dort hinten gesessen.“ Sie deutete hinter sich. „Im Vorbeigehen haben Sie dem Herzog ziemlich ähnlich gesehen.“
    Tatsächlich hatten die beiden Gentlemen sogar den gleichen Gang. Sehr merkwürdig. Amelia war sich nicht bewusst gewesen, dass sie Thomas’ Gang erkennen konnte, aber sobald sie diesen anderen Mann gesehen hatte, war ihr klar geworden, dass sie sich auf dieselbe Art bewegten.
    Er verbeugte sich elegant. „Captain Jack Audley, zu Ihren Diensten, Madam.“
    Sie knickste höflich. „Lady Amelia Willoughby.“
    „Wyndhams Verlobte.“
    „Dann kennen Sie ihn also? Ach, na ja, natürlich kennen Sie ihn, Sie sind ja hier zu Gast.“ Ihr fiel die Unterhaltung im Happy Hare wieder ein. „Oh, Sie müssen sein Fechtpartner sein.“
    Captain Audley trat einen Schritt vor. „Er hat Ihnen von mir erzählt?“
    „Nicht viel“, räumte sie ein und versuchte dabei, nicht auf den blauen Fleck an seiner Wange zu schauen. Es konnte ja wohl kein Zufall sein, dass sowohl er als auch Thomas Anzeichen einer gewaltsamen Auseinandersetzung trugen.
    „Ach, das“, murmelte Captain Audley und legte die Finger auf die Wange. Er wirkte dabei ein wenig verlegen. „Das sieht schlimmer aus, als es ist.“
    Sie überlegte noch, wie sie ihn am besten danach fragen könnte, doch da fügte er, beinahe im Plauderton, hinzu: „Sagen Sie, Lady Amelia, welche Farbe hat sie denn heute?“
    „Ihre Wange?“, fragte sie, einigermaßen überrascht von seiner Direktheit.
    „Allerdings. Blaue Flecken sehen im Lauf der Zeit immer schlimmer aus, ist Ihnen das schon aufgefallen? Gestern war er lila, fast purpurfarben, mit einem Stich ins Bläuliche. Heute habe ich noch nicht in den Spiegel gesehen.“ Er drehte den Kopf, damit sie besser hinsehen konnte. „Ist der Fleck immer noch so hübsch?“
    Ehrfürchtig starrte sie ihn an; sie hatte keine Ahnung, was sie darauf sagen sollte. Ein so zungenfertiger Herr war ihr noch nie begegnet. Es musste wohl eine besondere Begabung sein.
    „Ähm, nein“, erwiderte sie schließlich, da es keinen Sinn hatte zu lügen, wenn der nächste Spiegel in Reichweite hing. „Hübsch würde ich ihn nicht direkt nennen.“
    Er lachte. „Sie halten nicht viel davon, um den heißen Brei herumzureden, was?“
    „Ich fürchte, dieser Blaustich, auf den Sie so stolz sind, hat sich ins Grünliche gewendet.“ Sie lächelte, recht zufrieden mit ihrer Analyse.
    Er beugte sich mit einem spitzbübischen Grinsen vor. „Passt er jetzt zu meinen Augen?“
    „Nein“, versetzte sie. Sie war für seine Reize vollkommen unempfänglich, stellte sie fest, obwohl sie erkennen konnte, dass sie äußerst zahlreich waren. Wahrscheinlich sanken ihm, wohin er sich auch wandte, die Frauen zu Füßen. „Nicht, solange er immer noch von Lila überlagert wird. Er sieht ganz schön schaurig aus.“
    „Lila mit Grün ergibt …“
    „Ein scheußliches Durcheinander.“
    Jack lachte. „Sie sind reizend, Lady Amelia. Aber bestimmt sagt Ihr Verlobter Ihnen das zu jeder passenden Gelegenheit.“
    Sie wusste nicht, was sie darauf erwidern sollte. Sicher nicht bei jeder passenden Gelegenheit. Aber heute war es anders gewesen. Besser.
    „Warten Sie hier auf ihn?“, fragte der Captain.
    „Nein, ich habe ihn …“ Sie konnte sich gerade noch rechtzeitig bremsen, ehe sie ihm offenbarte, dass sie Thomas gerade eben gesehen habe. „Ich bin gekommen, um Miss Eversleigh zu besuchen.“
    In seinen Augen flackerte kurz ein höchst interessierter Blick, und so erkundigte sie sich: „Kennen Sie Miss Eversleigh?“
    „Allerdings. Sie ist ganz reizend.“
    „Ja“, erwiderte Amelia. Das fanden anscheinend alle, oder? Mühsam unterdrückte sie ein Stirnrunzeln und fügte

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