Verfuehrt von so viel Zaertlichkeit
benommen und keinerlei Mitgefühl gezeigt. Sein Verhalten war es gewesen, das eine ohnehin schon unerträgliche Situation zum Inferno hatte werden lassen. Darum hatten ihre Sympathien sofort Felicity und Richard gegolten, deshalb hatte sie so emotional reagiert. Dass es ein taktischer Fehler gewesen war, hatte sie erst gemerkt, als Gabriel ihr ein Verhältnis mit Richard unterstellt hatte.
“Jedes Unternehmen hat seine Schwachstellen”, klärte Gabriel sie spöttisch auf. “Aber ich kaufe nur Unternehmen, die mir interessant erscheinen.” Er schnupperte. “Ich möchte Sie ja nicht beunruhigen, Jane, aber es riecht irgendwie brenzlig …”
Ihr zweites Blech Baisers!
Schnell öffnete Jane die Backofentür, es war jedoch zu spät. Das Schaumgebäck war schon verkohlt, und dicker Qualm schlug ihr entgegen.
“Lassen Sie das!” Gabriel riss sie unsanft an der Schulter zurück, als sie das Blech aus dem Ofen ziehen wollte. “Machen Sie schnell die Terrassentür auf.” Er nahm ihr die Topflappen aus der Hand. “Jane, die Tür bitte”, wiederholte er, als sie sich Immer noch nicht rührte.
Jane riss sich zusammen und kam seiner Aufforderung nach. Dieser Gabriel Vaughan raubte ihr noch den letzten Nerv! Sie konnte sich gar nicht erinnern, wann ihr das letzte Mal etwas angebrannt war, noch dazu bei einem Kunden. Wie hatte sie nur so unkonzentriert sein können?
“Gehen Sie mir aus dem Weg, Jane.” Gabriel eilte mit den verbrannten Baisers an ihr vorbei und warf sie samt Blech in den Garten.
Jane beobachtete schweigend, wie die schwarze Masse zischend im Schnee landete. Sie hatte gar nicht mitbekommen, dass es schneite und schon alles weiß war. Es hätte so ein schöner Abend sein können, wenn dieser Gabriel Vaughan nicht aufgetaucht wäre.
“Wo joggen Sie?”
Jane drehte sich zu ihm um und merkte dabei, wie dicht sie nebeneinander standen. Als sie zu ihm aufsah, vermischte sich ihr Atem mit seinem. “In dem Park, an dem ich wohne. Wieso?”
Stirnrunzelnd blickte sie ihn an, denn sie konnte mit seiner Frage nichts anfangen.
Er verzog keine Miene. “Reine Neugier.”
Jane schüttelte nur den Kopf und blieb ruhig stehen, obwohl sie am liebsten einen großen Schritt zurückgetreten wäre. Aber damit hätte sie ihm gezeigt, wie sehr seine Nähe sie verwirrte. Und er war ihr gegenüber sowieso schon im Vorteil, auch wenn es ihm nicht bewusst war.
Seine Neugier war lästig. Sie ärgerte sich darüber, obwohl er ihr mit seiner Frage keine neuen Informationen entlockt hatte. Er wusste ja nicht, wo sie wohnte, und konnte daher auch nicht erraten, in welchem Park sie joggte. “Aber wie es aussieht, wird es morgen mit dem Laufen nichts werden”, sagte sie und deutete mit dem Kopf auf das dichte Schneegestöber. Sie wollte ganz sichergehen, dass sie Gabriel Vaughan nicht beim Joggen traf. Sie brauchte die Bewegung, um ihre innere Ruhe zu finden. Würde sie Gabriel Vaughan treffen, wäre der Effekt dahin.
“Sie laufen also nur bei schönem Wetter”, stellte er fest und lächelte verächtlich.
Jane war empört. “Ich …”
“Hier versteckst du dich also, Gabriel!” Celia Barnabys Stimme war tief und rauchig. Celia, eine große, schlanke Blondine, rümpfte die Nase, denn es roch immer noch etwas angebrannt.
Gabriel zwinkerte Jane verschwörerisch zu und legte Celia dann den Arm um die Schultern. “Das ist das Dessert”, sagte er und führte sie aus der Küche. “Am besten, wir lassen Jane jetzt allein, damit sie retten kann, was noch zu retten ist.”
“Aber…”
“Du wolltest mir doch noch von deinem Skiurlaub erzählen”, unterbrach er sie und führte die widerwillige Celia aus dem Gefahrenbereich. “Wohin wolltest du doch? Nach Aspen?” Über Celias Kopf hinweg blickte er Jane an und lächelte ihr heimlich zu, was eine sehr vertrauliche Atmosphäre schuf.
Leise schimpfend wandte sich Jane wieder dem Nachtisch zu, denn sie hatte wirklich nicht mehr viel Zeit. Paula und Rosemary kamen gerade mit den leeren Gemüseschüsseln zurück, der Hauptgang musste also bald beendet sein.
Jane arrangierte je ein Baiser mit Früchten auf dem Teller, gab etwas Himbeersauce darüber, und niemand wäre auf die Idee gekommen, dass es eigentlich zwei Baisers hätten sein sollen.
Nur Gabriel Vaughan würde es wissen, denn er war der Grund dafür, dass sie zu dieser Notlösung hatte greifen müssen. Wäre er nicht in die Küche gekommen und hätte dumme Fragen gestellt, wäre ihr, einer versierten
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