Verfuehrt von so viel Zaertlichkeit
Köchin, dieses Missgeschick nicht passiert.
Irgendwie schien dieser Mann ein Talent dafür zu haben, sie kopflos und nervös zu machen.
Ihre innere Unruhe legte sich den ganzen Abend nicht mehr. Jedes Mal, wenn die Küchentür aufging, befürchtete Jane, Gabriel Vaughan würde erscheinen. Er schien sich überhaupt nicht darum zu scheren, dass es sich für ihn als Gast nicht gehörte, im Haus der Gastgeberin herumzulaufen, in die Küche zu gehen und mit der Köchin zu sprechen. Aber das ist typisch für ihn, dachte Jane, er ist so selbstherrlich, dass er es für sein gutes Recht hält, sieh überall wie zu Hause zu benehmen.
Mit der gleichen Arroganz sagte er, was er dächte, und wenn es für die Betroffenen noch so beleidigend war!
Sie konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, wie Richard Warner wohl reagiert haben mochte, als Gabriel ihm ein Verhältnis mit ihr unterstellt hatte. Das Ganze war ein Witz, und unter anderen Umständen hätte sie einfach nur darüber lachen können.
Es war schon sehr spät, als auch der letzte Teller wieder gespült im Schrank stand, und Jane fühlte sich ausgelaugt. Das lag allerdings nicht an der körperlichen Arbeit, sondern an der psychischen Belastung, der sie an diesem Abend ausgesetzt gewesen war.
Gerade als Jane gehen wollte, kam dann zu allem Unglück auch noch Celia Barnaby, nachdem sie ihre Gäste verabschiedet hatte, in die Küche.
Sie mochte Celia nicht besonders. Celia war schön, mondän und geschieden. Nicht nur böse Zungen behaupteten, sie hätte ihren schwachen, aber reichen Mann schon in der Absicht geheiratet, sich kurz darauf wieder scheiden zu lassen, um von der Abfindung in Saus und Braus zu leben. Celia Barnaby war für sie eine oberflächliche, berechnende und obendrein eingebildete Frau.
Dennoch lächelte Jane höflich, als Celia die Küche betrat.
Schließlich musste sie die Leute nicht mögen, für die sie arbeitete. Sie, Jane Smith, war ausschließlich dazu da, um für das leibliche Wohl der Gäste zu sorgen, alles andere hatte sie nicht zu interessieren.
Celia zog ihre sorgfältig in Form gezupften Brauen hoch. “Kennen Sie und Gabriel sich schon lange?”
Jane sah sie überrascht an. Mit solch einer unverblümten Frage hatte sie nicht gerechnet. “Ob wir uns schon lange kennen?”
wiederholte sie verwirrt, denn sie und Gabriel kannten sich schließlich überhaupt nicht.
“Ja. Gabriel hat mir nämlich erzählt, Sie seien eine gute alte Bekannte von ihm.”
“Er …” Jane musste schlucken. “Das hat er gesagt?” Sie runzelte besorgt die Stirn.
“Nun zieren Sie sich doch nicht so, Jane!” Celia lächelte verächtlich. “Ich bin, ehrlich gesagt, noch nie so richtig klug aus Ihnen geworden. Warum haben Sie sich eigentlich die Haare braun färben lassen? Wissen Sie denn nicht, dass Blondinen mehr Spaß haben?”
Jane war schockiert über diese Worte. Erstens, weil sie nie für möglich gehalten hätte, dass Celia Barnaby an sie, Jane Smith, auch nur einen einzigen Gedanken verschwenden würde, und zweitens, weil Celia ihre wahre Haarfarbe erraten hatte.
Sie hatte ihr Äußeres vor zweieinhalb Jahren ganz bewusst verändert. Es war ihr nicht nur wichtig gewesen, dass Gabriel Vaughan sie nicht wieder erkannte, sondern sie hatte für ihre neue Rolle auch in eine andere Haut schlüpfen wollen. Niemand sollte ihr ansehen können, dass sie früher ein ähnliches Leben geführt hatte wie die Menschen, für die sie jetzt arbeitete.
Bis zu diesem Augenblick war sie der festen Überzeugung gewesen, dass niemand ihre Maskerade durchschauen konnte. Sie achtete peinlich genau darauf, alle vier Wochen zum Friseur zu gehen, und niemand hatte bisher erraten, dass sie von Natur aus blond war.
Obendrein war Gabriel Vaughans Aussage, sie und er seien gute alte Bekannte, eine unverschämte Übertreibung. Sie kannten sich gerade erst eine Woche!
Oder hatte er in ihr doch die Jane von vor drei Jahren wieder erkannt und spielte nur mit ihr?
“Ich kenne Gabriel Vaughan noch nicht sehr lange”, beantwortete Jane schließlich Celias ursprüngliche Frage.
“Schade!” Celia verzog enttäuscht das Gesicht. “Ich hätte gern gewusst, was er für eine Frau gehabt hat. Sie wissen doch, dass er verheiratet war, oder?” Celia betrachtete sie aus halb geschlossenen Augen.
Und ob sie das wusste! Jane dachte mit Schrecken daran. Der Tod von Gabriel Vaughans Frau hatte schließlich in nicht unerheblichem Maße dazu beigetragen, dass ihr Leben so
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