Verfuehrt von so viel Zaertlichkeit
das bedeuten, bitte sehr?”
“Es soll bedeuten, dass Sie kein Mensch sind, der sich in den Vordergrund spielt. Sie scheuen die Öffentlichkeit, Jane, genau wie ich.”
Jetzt musste sie doch lächeln. “Das klingt sonderbar aus dem Mund eines Mannes, der im Mittelpunkt des öffentlichen Interesses steht.”
Am Vortag hatte nämlich schon wieder ein Artikel über ihn in der Zeitung gestanden, weil er an einer Benefizveranstaltung teilgenommen hatte. “Aber ich weiß, Sie sind ein sehr geselliger Mensch”, fügte sie spöttisch hinzu.
Wieder betrachtete Gabriel sie aufmerksam. “Ob Sie mir nun glauben oder nicht, Jane, aber ich hasse Partys. Und zum Essen eingeladen zu werden ist noch langweiliger, denn man wird seine Tischnachbarn den ganzen Abend nicht wieder los. Und heute war ich zwischen Celia eingeklemmt und einer Frau, die meine Großmutter hätte sein können.”
Seine Vermutung stimmte, denn Jane wusste, dass er tatsächlich neben Celias Großmutter gesessen hatte. Da sie reich und adlig war, wurde sie von Celia immer eingeladen, wenn es darum ging, Eindruck zu machen. Und der Grund, weshalb Celia sie neben Gabriel gesetzt hatte, war auch unschwer zu erraten, denn die hochbetagte Dame war schwerhörig. Durch diesen Kniff hatte Celia erreichen wollen, dass Gabriel sich ausschließlich mit ihr unterhielt.
“Dafür, dass Sie Essen hassen, lassen Sie sich aber oft zu welchen einladen”, bemerkte Jane trocken.
“Sie wissen genau, warum ich bei Richard und Felicity war”, erwiderte er. “Möchten Sie wissen, warum ich heute bei Celia war?”
Er zog fragend die Brauen hoch.
Sie wollte es nicht. Sie ahnte, weshalb Celia sie am Morgen angerufen und zwei zusätzliche Gäste angekündigt hatte.
“Es ist schon sehr spät, Mr. Vaughan.” Jane steckte den Schlüssel ins Zündschloss. “Ich würde jetzt sehr gern nach Hause fahren.”
Gabriel nickte. “Und wo sind Sie zu Hause?” fragte er leise.
“In London.”
“London ist groß - und hat viele Parks. Könnten Sie sich nicht etwas genauer ausdrücken?”
Nein, das konnte sie nicht! Ihre Privatsphäre würde sie bis zum Letzten verteidigen, denn ihr Apartment war der einzige Ort auf dieser Welt, an dem sie sich geborgen fühlte.
“Sie sind eine geheimnisvolle Frau, Jane Smith”, fuhr Gabriel leise fort, als sie immer noch nicht antwortete. “Keiner konnte mir sagen, wo Sie wohnen. Ihre Kunden haben von Ihnen nur die Nummern von Postfach, Bankkonto und Telefon. Weder auf Ihrer Visitenkarte noch im Telefonbuch ist Ihre Adresse angegeben, und auf Ihrem Lieferwagen steht keine Reklame. Warum diese Heimlichkeiten, Jane Smith?”
Er hatte also mit anderen über sie gesprochen und versucht, ihre Adresse herauszufinden. Warum?
“Warum?” wiederholte er fragend, und erst jetzt fiel Jane auf, dass sie das letzte Wort ausgesprochen haben musste. “Wissen Sie eigentlich, wie schön Sie sind, Jane?” fragte er rau. “Und Ihre abweisende Haltung macht Sie noch interessanter.”
Er war ihr jetzt so nah, dass sie seinen Atem im Haar spüren konnte. Sie war wie gebannt, sie konnte sich weder rühren noch dem Blick seiner ungewöhnlich blauen Augen ausweichen. Ganz plötzlich herrschte eine knisternde Spannung.
“Jane…”
“Nein, Mr. Vaughan!” Jane schüttelte seine Hand ab, die er ihr an die Wange gelegt hatte, setzte sich gerade hin und rutschte, so weit es ging, von ihm weg. “Würden Sie jetzt bitte endlich aussteigen?” Sie wusste nicht, auf wen sie ärgerlicher sein sollte, auf sich oder auf ihn.
Wie hatte sie sich nur so vergessen können? Es hätte nicht viel gefehlt, und sie hätte sich küssen lassen. Das wäre der reine Wahnsinn gewesen, denn es hätte mit einem Schlag ihr inneres Gleichgewicht zerstört, um das sie so lange und so hart hatte ringen müssen.
Gabriel betrachtete sie eingehend und runzelte die Stirn. “Habe ich mich getäuscht? Gibt es doch einen Mann in Ihrem Leben? Ist Ihnen Ihre Privatsphäre deshalb so heilig?”
Und haben Sie sich deshalb nicht küssen lassen? formulierte sie im Geiste die Frage, die dahinter stand. Jane war sich bewusst, dass ihre abweisende Haltung einem Mann wie ihm, der unter den schönsten Frauen nur zu wählen brauchte, unverständlich sein musste. Würde sie ihm jetzt ihre wahren Gründe nennen, würde er bestimmt erst mit ungläubigem Staunen reagieren und dann …
“Nein, es gibt keinen Mann in meinem Leben”, entgegnete sie.
Gabriel kniff die Augen zusammen. “Und was ist
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