Verfuehrt von so viel Zaertlichkeit
und schon gar nicht mit Gabriel Vaughan.
10. KAPITEL
“Was hättest du eigentlich gemacht, wenn ich heute nicht zum Joggen in den Park gekommen wäre?” fragte Jane, als sie sich die zweite Tasse Kaffee bestellt hatten.
Gabriel zuckte die Schultern. “Ich habe zwar neulich etwas anderes behauptet, aber ich halte dich für eine konsequente Frau, Jane.”
Langsam stellte Jane ihre Tasse ab und sah ihn fragend an.
“Konsequent?”
“Ja. So, wie du aussiehst, läufst du bei jedem Wetter, nicht nur wenn die Sonne scheint.” Bewundernd betrachtete er ihre schlanke Figur. “Und nach dem ausgiebigen Essen gestern Abend war ich der Meinung, dass auch mir das Laufen gut tun würde. Da ich nicht wusste, wann deine Zeit ist, bin ich recht früh gekommen.”
“Du lässt wirklich keine Chance aus.”
“Das habe ich von meinem Vater”, antwortete Gabriel ungerührt.
“Dem Politiker”, ergänzte Jane.
“Dem ehemaligen Politiker”, berichtigte er sie, offensichtlich hocherfreut, dass sie den Beruf seines Vaters nicht vergessen hatte.
Sie konnte sich an alles erinnern, worüber sie mit Gabriel gesprochen hatte. “Am Wochenende laufe ich meistens nicht”, redete sie weiter, obwohl sie in Gedanken ganz woanders war. “Meistens bin ich auch etwas später dran, aber heute steht bei mir bereits ein Mittagessen auf dem Programm.”
“Da hat es der Himmel ja gut mit mir gemeint, dass ich dich noch rechtzeitig erwischt habe”, sagte er und lächelte zufrieden. “Es wäre natürlich noch schöner gewesen, wenn du gestern Abend gar nicht erst gegangen wärst, aber man kann eben nicht alles haben.”
“Jedenfalls nicht, was mich betrifft.” Lachend erhob sich Jane. Sie hatte es ganz einfach aufgegeben, Gabriel seine Anspielungen übel zu nehmen - er änderte sich ja doch nicht. “Ich muss gehen, die Arbeit ruft.”
“Mich leider auch.” Er folgte ihr und versuchte, als Erster am Tresen zu sein, “Lass mich …”
“Das geht auf meine Rechnung.” Sie gab Francois das genau abgezählte Geld. “Mr. Vaughan meint, Sie sollten in die Staaten gehen und sich dort eine goldene Nase verdienen”, sagte sie dabei.
“Und das Privileg verlieren, dem englischen Staat jedes Jahr eine Unsumme an Steuern zu schenken?” Francois zuckte die Schultern.
“Außerdem habe ich eine englische Schwiegermutter.” Er sah Gabriel Mitleid heischend an. “Und das ist das Schlimmste, was einem Mann passieren kann.” Er verdrehte die Augen.
“Ein Grund mehr, dies ungastliche Land zu verlassen, würde ich sagen.” Diese Art Unterhaltung schien Gabriel ungemein zu erheitern.
“Der Haken ist nur, dass sie sich weder von ihren zwei Enkelkindern noch von ihrer Tochter trennen würde.” Francois schüttelte nachdrücklich den Kopf. “Auch meine Frau würde sich mit der Idee nicht anfreunden können”, fügte er nach einiger Überlegung hinzu. “Sie wissen ja, wie das ist. Als wir uns vor zehn Jahren kennen lernten, war sie jung, süß und liebreizend. Aber im Lauf der Zeit wurde sie ihrer Mutter immer ähnlicher …” Er zuckte noch einmal die Schultern.
“Hat Ihnen denn niemand gesagt, dass man sich immer erst die Mutter genau anschauen sollte, bevor man die Tochter heiratet?”
fragte Gabriel erstaunt.
“Entschuldigung”, unterbrach Jane energisch dies traute Zwiegespräch von Mann zu Mann. Kam dieser Gabriel Vaughan denn mit jedem zurecht? Er hatte keinerlei Berührungsängste, und jeder schien ihm freundlich gesonnen. Vor drei Jahren hatte er auf sie einen ganz anderen Eindruck gemacht. “Aber ich habe wirklich zu tun und muss gehen.”
Gabriel betrachtete sie und lächelte amüsiert. “Vielleicht sollte ich mir auch erst einmal deine Mutter ansehen”, neckte er sie.
Doch das hatte er ja bereits getan. Und seinen Bemerkungen nach zu urteilen, hatte er ihre Eltern sehr sympathisch gefunden.
“Da muss ich dich leider enttäuschen, denn ich bin meiner Mutter überhaupt nicht ähnlich. Sie ist nämlich sanft, fügsam und ihrem Ehemann treu ergeben.” Gabriel musste endlich einsehen, dass ihr eine gescheiterte Ehe reichte und sie keineswegs darauf aus war, diese Erfahrung zu wiederholen!
Die beiden Männer lachten über ihre Schlagfertigkeit, aber sobald Gabriel und Jane das Bistro verlassen hatten, wurde er ernst. “Jane, wir können einfach nicht erwarten, dass wir so viel Glück wie unsere Eltern haben und schon beim ersten Partner das große Los ziehen.
Manchmal glaube ich, dass die harmonische Ehe
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