Verfuehrt von so viel Zaertlichkeit
meiner Eltern mir mehr geschadet als genützt hat. Ich bin nämlich ganz naiv davon ausgegangen, dass eine Ehe immer glücklich ist.”
Da konnte er Recht haben. Auch sie war bei ihrer Hochzeit ganz selbstverständlich davon ausgegangen, dass dieser Tag nur der Anfang ungetrübten Glücks und ewiger Liebe sei. Doch schon die ersten Monate hatten sie etwas anderes gelehrt. Sie hatte eingehen müssen, dass das Zusammenleben mit Paul sehr schwierig werden würde. Aber sie hatte einmal Ja zu Paul gesagt und war bereit gewesen, an der Beziehung zu arbeiten. Paul war da allerdings anderer Meinung gewesen …
“Leider muss ich dir zustimmen. Die Ehen unserer Eltern sind die Ausnahme und nicht die Regel”, antwortete Jane traurig.
Gabriel nickte und sah auf die Uhr. “Jetzt stehe ich mit einem Frühstück und einem Abendessen in deiner Schuld. Könnte ich mich vielleicht als Erstes mit einem Abendessen revanchieren?”
Das dann unweigerlich zum gemeinsamen Frühstück am nächsten Morgen führte?
Gabriel ließ wirklich keine Chance ungenutzt, das musste sie anerkennen. Er war heute früh aufgestanden und hatte im Park auf gut Glück auf sie gewartet. Sie hätte nicht gedacht, dass ein Mann wie er -
reich, gut aussehend und ungebunden - eine Frau so beharrlich umwerben würde, noch dazu, wo diese sich mit Händen und Füßen dagegen sträubte. Oder war es gerade das, was ihn reizte?
“Du weißt ganz genau, dass ich in der Weihnachtszeit keine freie Minute habe.”
“Aber selbst der Weihnachtsmann macht einmal einen Tag Pause”, wandte er ein.
“Aber wie der Zufall es will”, sagte sie, “habe ich heute ein Mittagessen, und Mittagessen und Abendessen an einem Tag mute ich mir und meinen Mitarbeiterinnen nur äußerst selten zu.”
“Ich wusste ja, heute ist mein Glückstag.” Er lächelte zufrieden.
Das kommt darauf an, was du unter einem Glückstag verstehst, dachte Jane. Hoffentlich versprichst du dir nicht zu viel davon.
“Woher weißt du eigentlich, dass sich der Weihnachtsmann auch einen freien Tag gönnt?” fragte sie plötzlich.
Gabriel lachte. “Wusste ich doch, dass du mir das nicht durchgehen lassen würdest!”
Nichts würde sie ihm durchgehen lassen! Sie sah, dass er schon wieder auf die Uhr blickte.
“Halte ich dich auf? Hast du vielleicht eine Verabredung?”
Er lächelte. “Zweimal ja. Ich habe um zehn einen Termin im Büro und muss vorher ja noch duschen und mich umziehen.”
“Wieder so ein Unglücklicher, der Probleme mit seiner Firma hat und sich nicht wehren kann?”
Gabriel schüttelte den Kopf und kniff die Augen zusammen. “Ich möchte nur wissen, woher du diese völlig falschen Ansichten über meine Geschäftspraktiken hast!”
Das hätte sie ihm sagen können. Paul hatte ihr alles über Gabriel Vaughan und seine Methoden erzählt.
“Das spielt keine Rolle”, antwortete sie nur.
“Vielleicht nicht für dich, aber für mich ist es unheimlich wichtig!
Es kann schon sein, dass ich einmal eine Firma aufkaufe, die kurz vor dem Bankrott steht - wenn ich es nicht tue, macht es jemand anders”, verteidigte sich Gabriel, als er ihren skeptischen Blick bemerkte. “Und ich behalte wenigstens die Angestellten und jene Manager, die keine Schuld an der Krise hatten.”
So hatte er es auch bei der Firma ihres Vaters gehalten - nur ihren Vater hatte er hinausgeworfen! “Es tut mir Leid, Gabriel, aber ich kann mir dich als Retter der Unterdrückten nicht so richtig vorstellen.”
“Ich weiß, was du von mir hältst, Jane, und ich tue mein Möglichstes, dir zu beweisen, dass du dir ein völlig falsches Bild von mir machst.”
Jane runzelte die Stirn. Sie musste zugeben, dass er Erfolg damit hatte. Sie kannten sich erst seit einigen Tagen, aber schon des Öfteren hatte Gabriel sie mit seinen Taten und Worten überrascht, weil diese so gar nicht zu dem rücksichtslosen Geschäftemacher passen wollten, für den sie ihn hielt.
“Ach, lass uns damit aufhören!” meinte er schließlich ungeduldig.
“Sag mir, wann und wo wir uns heute Abend treffen wollen. Und Schlag bitte ein Restaurant vor, wo ich nicht wieder einem deiner Liebhaber begegnen muss, ja?”
War er wirklich eifersüchtig auf Antonio und Francois?
“Im ‘Caroline’s’”, antwortete sie und gab ihm die Adresse eines von ihr bevorzugten französischen Restaurants. “Wenn wir Glück haben, bekommen wir noch einen Tisch für acht Uhr.”
“Gehe ich recht in der Annahme, dass Caroline eine Frau
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